Worte bewegen die Welt
(436–433 v. Chr.)
Elektra (418–410 v. Chr.)
Philoktet (409 v. Chr.)
Ödipus auf Kolonos (406 v. Chr.)
REFORMEN AM THEATER
Nicht nur durch die große Zahl und die Qualität seiner Tragödien hat Sophokles die Theaterlandschaft in Athen bereichert, auch als Reformer und Neuerer übte er auf diesem Gebiet einen nachhaltigen Einfluss aus. Aischylos hatte durch die Einführung eines zweiten Schauspielers bereits die dramaturgischen Möglichkeiten erheblich erweitert, Sophokles fügte nun einen dritten Akteur hinzu. Damit konnten, im Zusammenwirken mit den Chormitgliedern, deren Zahl er von zwölf auf 15 erhöhte, nun auch kompliziertere Handlungselemente auf die Bühne gebracht werden. Sogar um die Gestaltung der Bühnendekoration hat er sich intensiv gekümmert. Es spricht für die Größe des Sophokles, dass er auch seine künstlerischen Grenzen kannte. Häufig traten in Athen die Dichter als Schauspieler in ihren eigenen Stücken auf. Nachdem Sophokles in zwei seiner Tragödien – übrigens auch in der Rolle einer Frau, denn alle weiblichen Rollen wurden im griechischen Theater von Männern gespielt – mitgewirkt hatte, befand er in realistischer Einschätzung der Verhältnisse seine Stimme für zu schwach und überließ seitdem das Agieren auf der Bühne Schauspielern, die es besser konnten.
HERKUNFT UND FRÜHE KARRIERE
Die Möglichkeit, sich intensiv mit der Politik und zugleich mit der Kunst zu beschäftigen, ergab sich aus der materiellen Unabhängigkeit der Familie des Sophokles. Der Vater Sophilos war ein betuchter Hersteller von Waffen. Behütet wuchs der Sohn auf, genoss eine gute Ausbildung in Musik und Tanz. 480 v. Chr. ließ man den damals 16-Jährigen bei den Jubelfeiern nach dem Sieg der Griechen über die Perser bei Salamis mit seiner Lyra den die Triumphlieder intonierenden Chor begleiten. Bald ebneten ihm die finanziellen Möglichkeiten der Familie sowie die Qualität seiner Arbeit, ein ansprechendes Äußeres und nicht zuletzt eine allseits gerühmte Freundlichkeit im Umgang mit seinen Mitmenschen den Weg an die Spitze der attischen Tragiker.
Die antiken Quellen zeichnen ein ungewöhnlich positives Bild von der Persönlichkeit des Sophokles. Verheiratet war er mit einer Frau namens Nikostrate. Aus dieser Ehe stammte der Sohn Iophon. Nur wenig getrübt wurde das Bild von dem harmonischen Familienleben des Tragikers durch eine Verbindung mit einer gewissen Theoris, aus der der Sohn Ariston hervorging. Beide Söhne eiferten später dem Vater nach und wurden nach seinem Vorbild Autoren von Tragödien. Dass Sophokles im Alter Probleme mit seinen Söhnen gehabt haben soll, wie manche antike Biografen berichten, gehört wahrscheinlich in das Reich der Fabel.
DER KÜNSTLERISCHE ANSPRUCH
Durch den griechischen Schriftsteller Plutarch ist ein wertvolles Selbstzeugnis des Sophokles überliefert, das für das Verständnis seiner künstlerischen Entwicklung von größter Bedeutung ist. Demnach habe sich sein Wirken in drei Stufen vollzogen: Zuerst habe er sich aus der Abhängigkeit von Aischylos befreit, dann habe er das »Herbe und Gekünstelte« in seinen Dichtungen abgelegt und schließlich sei er zu einer Vollendung in der Gestaltung der Charaktere gelangt. Am Ziel sah er sich demnach, als er dazu imstande war, den Charakter, also die Wesensart der handelnden Personen, in angemessener Weise darzustellen. So wurde Sophokles der Begründer der Charaktertragödie.
Von seiner von ihm selbst formulierten Leitlinie sind alle erhaltenen Werke des Sophokles geprägt, die sämtlich Stoffe der griechischen Mythologie behandeln. Im Zentrum stehen immer Menschen, die sich in einer Extremsituation befinden. Unter dem Druck der äußeren Verhältnisse werden sie dazu gezwungen, das zu tun, was nach ihrer Überzeugung das Richtige ist. Sie erleben auf diese Weise durch die Überwindung von Leid das Negative als eine Möglichkeit der Läuterung. Diese »Katharsis« hat Aristoteles später geradezu zum erzieherischen Wesensmerkmal der Tragödie erklärt. Den »einsamen Helden« stellt der Dichter häufig eine »normale«, den Durchschnittsmenschen darstellende Figur als Kontrast gegenüber. Eine große Rolle spielen in den Tragödien des Sophokles die Götter. Sie offenbaren sich dem Menschen in Zeichen wie Orakeln und den Sprüchen von magisch begabten Sehern. Der Mensch muss nach der Botschaft des Dichters dazu kommen, die göttlichen Willensbekundungen nicht nach seinen eigenen, menschlichen Kategorien zu
Weitere Kostenlose Bücher