Worte bewegen die Welt
neben der Leiche, auch Eurydike, seine Mutter, nimmt sich das Leben. Kreon bleibt einsam zurück.
Die Kontrastierung des unbeugsamen Vertreters der Macht, der das höhere Recht dem eigenen Gesetz unterwerfen will, mit dem Idealbild von Antigones hingebungsvoller Liebe, Menschlichkeit und Demut kann als Urbild der sophokleischen Humanität angesehen werden.
Beim »Philoktet« handelt es sich um eine der spätesten Tragödien des Sophokles. Sie entstand 409 v. Chr., als der Meister bereits 87 Jahre alt war und für die er ein weiteres Mal einen ersten Preis beim Agon gewann. Dargestellt wird eine Episode aus dem Trojanischen Krieg, die auch von Aischylos und Euripides behandelt wurde und in der Odysseus den Philoktetes überlistet, um in den Besitz von dessen Bogen zu gelangen – nur mit diesem ist die Eroberung Trojas möglich. Schließlich ist es Herakles, der die komplizierte Situation rettet.
ÖDIPUS UND DAS VERMÄCHTNIS DES SOPHOKLES
In seiner letzten Tragödie, die er schrieb, als er bereits über 90 Jahre alt war, kam Sophokles noch einmal auf den Ödipus-Stoff zurück. Vermutlich schrieb er den »Ödipus auf Kolonos« in seinem Todesjahr 406 v. Chr., aufgeführt wurde das Stück erst einige Jahre nach seinem Tod 401 v. Chr., unter der Regie seines Enkels. In den Wirren des zu Ende gehenden Krieges gegen Sparta spielte man kein Theater mehr. So lernten die Athener das letzte Werk des großen Tragikers erst kennen, als der Krieg schon drei Jahre vorbei und der Dichter schon fünf Jahre tot war. Was man auf der Bühne sah, war das Vermächtnis des Sophokles. Er lässt den blinden Ödipus am Ende seines langen Leidensweges als Bettler nach Kolonos kommen, dorthin, wo der Dichter selbst geboren wurde. Ein Orakel des Gottes Apollon hatte ihm geweissagt, dass er hier, »am herrlichsten Ort der Erde«, zur Ruhe finden und sein Leben beschließen würde. Nach einigen Turbulenzen tritt die Prophezeiung ein. Von Donner und einer himmlischen Stimme geleitet, findet der geplagte, unschuldig schuldig gewordene Ödipus sein Grab und wird sogar unter die Schutzgötter des Landes aufgenommen.
Das versöhnliche Ende des Ödipus mit der Moral vom Tod als der letzten Erfüllung des Menschen war für den greisen Sophokles vermutlich auch die Vorbereitung seines Abschiedes vom irdischen Dasein. Er selbst fand seine Ruhestätte in der Familiengruft an der Straße nach Dekeleia, elf Meilen von der von ihm so geliebten Stadt Athen entfernt, dem Mittelpunkt seines ganzen, von der Kunst und von der Wahrnehmung der politischen Verantwortung des Einzelnen bestimmten Lebens.
ÖDIPUS
Die mit unerbittlicher Konsequenz verlaufende Handlung von Sophokles’ Tragödien und das Mittel der tragischen Ironie – die Hauptdarsteller äußern Worte, die sich im entgegengesetzten Sinn erfüllen – sind Kennzeichen seiner hohen Kunst, wie sie etwa bei »König Ödipus«, zu bewundern ist, dessen Stoff bis zum 20. Jahrhundert immer wieder bearbeitet wurde.
Sophokles’ Tragödie greift auf eine schon zu seiner Zeit sehr alte Sage zurück und interpretiert den Helden als Verblendeten, der subjektiv schuldlos in objektive Schuld verstrickt ist. Ödipus, Sohn des Laios und der Iokaste, wird wegen eines Orakelspruchs, wonach er einst seinen Vater töten und seine Mutter heiraten werde, als Kind ausgesetzt, aber gerettet. Sein Schicksal erfüllt sich: Er tötet Laios, erhält als Lohn für die Befreiung Thebens von der Sphinx, deren Rätsel er löst, den Thron und die Hand der Königin Iokaste, seiner Mutter. Als sich das Geheimnis durch Ödipus selbst enthüllt – und dieser Prozess der sukzessiven Aufdeckung seiner tragischen Verstrickung ist der Kern der Tragödie –, erhängt sich Iokaste. Ödipus sticht sich die Augen aus und verlässt Theben als Bettler.
HERODOT
DER »VATER DER GESCHICHTSSCHREIBUNG«
Fast 400 Jahre nach seinem Tod wurde Herodot von dem römischen Politiker und Schriftsteller Cicero für seine Leistungen als Wegbereiter der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Geschichte mit dem Ehrentitel »Vater der Geschichtsschreibung« geadelt. Mit seiner Darstellung der großen Kriege zwischen Griechen und Persern wurde er der erste Schriftsteller, der sich das Prädikat »Historiker« verdiente
.
um 485 v. Chr.
Geburt in Halikarnassos
454 v. Chr.
Rückkehr aus dem Exil auf Samos
444 v. Chr.
beteiligt sich an der Gründung der Kolonie Thurioi in Unteritalien
um 424 v. Chr.
Tod
Geboren wurde Herodot um das Jahr 485 v.
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