Worte bewegen die Welt
Zwängen und doch trägt er mit seinem eigenen Handeln zu seinem Untergang bei. Umgekehrt ergibt sich aus dieser Weltsicht der Appell, im festen Glauben an die Gerechtigkeit der Götter geduldig irdische Not zu ertragen. Durch das Leiden, so lautet die zentrale Botschaft des Aischylos, soll der Mensch lernen. Im zweiten erhaltenen Werk mit dem Titel »Sieben gegen Theben« von 467 v. Chr. wird dieses Grundmotiv am Streit der fluchbeladenen Söhne des Ödipus über die Herrschaft in Theben beispielhaft vorgeführt. Die »Hiketiden«, die »Schutzflehenden«, von 463 v. Chr., behandeln den Stoff der 50 Töchter des mythischen Königs Danaos, die in Argos Zuflucht suchten, weil ihnen die 50 Söhne ihres Onkels Aigyptos nachstellten. Das Stück mit dem Namen »Der gefesselte Prometheus« kann Aischylos nicht eindeutig zugewiesen werden, die »Orestie« hingegen bildete einen Höhepunkt im Schaffen des Tragikers. Unter dieser Bezeichnung sind drei inhaltlich zusammengehörige Dramen vereint, zu denen ursprünglich noch ein verlorenes Satyrspiel gehörte. Mit diesen Stücken, in denen er den Mythos der fluchbeladenen Atriden behandelt, errang Aischylos bei den Dionysien des Jahres 458 v. Chr. einmal mehr den ersten Platz. Aischylos’ »Orestie« hat zahlreiche Bearbeitungen des Stoffes maßgeblich beeinflusst, von Sophokles’ und Euripides’ Tragödien bis zu Gerhart Hauptmanns »Atridentetralogie«, deren vier Einzelwerke zwischen 1941 und 1948 veröffentlicht wurden.
WERKE DES AISCHYLOS
• Die Perser
Das erstmals 472 v. Chr. Aufgeführte Stück behandelt als historisches Thema den Untergang der Perser unter ihrem Großkönigs Xerxes in der Schlacht von Salamis 480 v. Chr.
• Sieben gegen Theben
Das 467 v. Chr. gespielte Stück schildert den grausam-blutigen Zug von sieben Feldherren, die vor Theben sterben.
• Die Schutzflehenden
Etwa um 463 v. Chr. aufgeführt, handelt es von den Hiketiden, den 50 Töchtern des Danaos, die vor ihren Vettern nach Argos flüchten, ins Land ihrer Vorfahren.
• Die Orestie
Die Tragödientrilogie »Agamemnon«, »Choephoren« und »Eumeniden«, erstmals 458 v. Chr. aufgeführt, schildert die Geschichte der Ermordung des aus Troja heimkehrenden Königs Agamemnon durch seine treulose Gattin Klytämnestra sowie die blutige Rache, die Agamemnons Sohn Orestes daraufhin ausübt.
• Gefesselter Prometheus
Die nicht genau datierbare Geschichte behandelt den Kampf zwischen Zeus und dem Titanenspross Prometheus, der den von Zeus zum Untergang bestimmten Sterblichen das Feuer und die Kultur verschafft. Zur Strafe lässt ihn Zeus durch Hephaistos an einen Felsen schmieden.
GASTSPIELE AUF SIZILIEN
Die Erfolge des Aischylos sprachen sich auch außerhalb des griechischen Mutterlandes herum. Kurz nach der Aufführung der »Perser« erhielt der berühmte Tragiker eine ehrenvolle Einladung von Hieron, dem Tyrannen von Syrakus auf Sizilien. Für den großzügigen Förderer von Wissenschaft und Kunst inszenierte Aischylos noch einmal, ohne in Wettbewerb mit Kollegen treten zu müssen, das preisgekrönte Stück über die Trauer der Perser nach der Schlacht von Salamis. Im Auftrag Hierons verfasste der Gast aus Athen während desselben Aufenthaltes auf Sizilien ein Festspiel für die einige Jahre zuvor vom Tyrannen am Fuß des Vulkans Ätna gegründete Stadt Aitnai. In der Folgezeit dürfte er Sizilien noch häufiger aufgesucht haben. Von einem dieser Aufenthalte ist er nicht mehr zurückgekehrt. In Gela, im Südwesten der Insel, ist er im Jahre 456 v. Chr. im Alter von 70 Jahren gestorben.
›Denn ist ein Mensch selbst zu eifrig, packt ein Gott mit an und trägt zu seinem Fall mit bei.‹
Dareios in den »Persern« des Aischylos
DIE KRONE DER DICHTER
Sein Ruhm aber hielt unvermindert an. Dafür sorgten schon seine Verwandten und Nachkommen, die eine eigene Dynastie von Künstlern begründeten. Zwei seiner Söhne wurden ebenfalls zu erfolgreichen Tragikern: Der Sohn Euphorion siegte viermal mit Tragödien des Vaters, bei den Dionysien des Jahres 431 v. Chr. triumphierte er mit einem eigenen Werk über die damals schon sehr bekannten Sophokles und Euripides. In den Schatten stellen konnten die Söhne den Vater aber ebenso wenig wie Sophokles und Euripides, die gemeinsam mit Aischylos als die Großen der griechischen Tragödie gelten.
50 Jahre nach seinem Tod fällte der Theatergott Dionysos höchstpersönlich das Urteil in der Frage, wer denn nun der bedeutendste der griechischen Tragiker
Weitere Kostenlose Bücher