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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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interpretieren, sondern sie als göttlich vermittelte Erkenntnis zu begreifen.
    ›Vieles ist ungeheuerlich, doch nichts ungeheuerlicher als der Mensch.‹
    Sophokles, »Antigone«
    DIE GROßEN TRAGÖDIEN
    Nur wenige der erhaltenen Werke des Sophokles lassen sich genau datieren. Das früheste Stück aber dürfte der »Aias« sein. Hier wird das Thema menschlicher Überheblichkeit und deren Bestrafung zum Gegenstand der Handlung gemacht. Der in seinem Stolz maßlose griechische Trojakämpfer Aias wird von der Göttin Athene mit Wahnsinn geschlagen, schlachtet Schafe und Ochsen in dem Glauben ab, es seien Griechen, und begeht schließlich, als er sein falsches Tun erkennt, Selbstmord. Seine »normale« Gegenfigur ist der vom rechten Maß geleitete Odysseus.
    SOPHOKLES’ FRAUENBILDER
    Die Frauen in Sophokles’ Tragödien, wie Antigone in dem gleichnamigen Stück, entsprechen oft dem Idealbild einer hingebungsvollen Liebe, Menschlichkeit und Demut und gelten als Urbild sophokleischer Humanität. Ihnen gegenüber stehen unbeugsame männliche Vertreter der Macht wie Kreon, die das höhere Recht eigenen Gesetzen unterwerfen wollen. Über der Gegensätzlichkeit der Figuren wurde oft die Tragik der Unbedingtheit übersehen, der beide Figuren unterliegen: Im Verständnis der Antike zeigt auch Antigone Merkmale der Selbstüberhebung, weil sie ihre Rolle als Frau überschreitet.
    Die positiven Frauenbilder waren wohl auch Anlass einer Anekdote, in der eine Gruppe von Schauspielern den anwesenden Sophokles aufgrund ihrer Beobachtungen, dass er die Frauen in seinen Stücken sehr viel günstiger schildere als Euripides, fragt, ob er ein Verehrer der Frauen sei. »Keineswegs«, soll Sophokles geantwortet haben, »doch ich zeige die Frauen, wie sie sein sollten. Euripides dagegen zeigt sie, wie sie sind.«
    Die Fotografie zeigt die Schauspielerinnen Steffi Kühnert (rechts) als Elektra und Silvia Rieger als Klytämnestra in einer Szene der Tragödie »Elektra« von Hugo von Hofmannsthal frei nach Sophokles, aufgenommen bei einer Probe zur Inszenierung Leander Haußmanns, dessen Premiere am 24. Mai 2003 am Berliner Ensemble stattfand.
    Das zweite Werk, die »Trachinierinnen« (Die Frauen aus Trachis) behandelt den Mythos von Herakles und seiner Frau Deianeira, deren Extremsituation die Furcht vor dem Verlust des in eine andere Frau verliebten Gatten ist und die nach dem von ihr schuldlos verursachten Tod des Herakles Selbstmord begeht. »Antigone«, bis heute eines der bekanntesten Stücke des Sophokles, wurde vermutlich im Jahre 442 v. Chr. dem athenischen Publikum vorgestellt – einigen Quellen zufolge war dieses Werk der Anlass für die Wahl des Dichters in das Amt des Strategen. Die Tragödie erzählt vom Schicksal der Kinder des Ödipus, des mythischen Königs von Theben. Gegen die Anordnung des neuen Königs Kreon bestattet Antigone den Leichnam ihres gefallenen Bruders Polyneikes, weswegen sie zum Tod verurteilt wird und schließlich Selbstmord begeht.
    Einen weiteren Klassiker der Tragödie schuf Sophokles mit »König Ödipus«, entstanden zwischen 436 und 433 v. Chr., also wenige Jahre vor dem Ausbruch des Peloponnesischen Krieges. Der Dichter bearbeitet hier das bekannte, von der modernen Psychotherapie aufgegriffene Motiv des Mordes am Vater und der Heirat mit der nicht als solche erkannten Mutter. Ohne Schuld an der ihm von Anfang an vorgezeichneten Katastrophe blendet sich Ödipus selbst, als er die wahren Zusammenhänge begreift. In der Tragödie »Elektra«, deren Aufführung zwischen 418 und 410 v. Chr. gefallen sein dürfte, geht es abermals um Mord: Elektra, Tochter des Trojahelden Agamemnon, rächt allein den Tod ihres Vaters, in der irrigen Meinung, ihr Bruder Orestes sei ums Leben gekommen und könne ihr bei der Tat nicht helfen.
    »ANTIGONE«
    Die mit größter Wahrscheinlichkeit 442 v. Chr. entstandene Tragödie offenbart die Hybris Kreons, des Königs von Theben. Er verbietet, den im Kampf gegen die eigene Stadt gefallenen Polyneikes zu beerdigen, der damit nicht ins Totenreich gelangen kann. Die Schwester des Verstorbenen, Antigone, Nichte Kreons und mit dessen Sohn verlobt, widersetzt sich dem Verbot und beruft sich auf göttliches Gebot sowie Familienpflicht. Sie wird ergriffen und von Kreon verurteilt. Er reklamiert die Staatsräson für sein Handeln, das jedoch als Tyrannei und Gottlosigkeit gebrandmarkt wird. Ein Versuch zur Umkehr kommt zu spät: Antigone hat sich erhängt, Kreons Sohn ersticht sich

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