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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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Instanzen desillusioniert und des Polemisierens müde gemacht. Vielleicht bedrückte ihn auch, bei allem Erfolg und allem Beifall, die letztliche Machtlosigkeit des das Zeitgeschehen engagiert begleitenden und kommentierenden Künstlers, der ohne wirklichen Einfluss auf die Gestaltung der Verhältnisse in der realen Welt ist.
    Das letzte überlieferte Stück des Aristophanes ist denn auch schon vollends ein Abgesang auf die alte Komödie, äußerlich ablesbar an dem Verzicht auf die Parabase des Chores. 388 v. Chr. konnten sich das Publikum bei der Aufführung des »Plutos« (Der Reichtum) davon überzeugen, dass sich die Zeiten und mit ihnen der Dichter Aristophanes geändert hatten. Ausgangspunkt der Handlung ist die Klage über die ungerechte Verteilung der Reichtümer. Dementsprechend wird Plutos als der personifizierte Reichtum in der Komödie als blind dargestellt. Die Dinge werden aber auch nicht besser, als Plutos auf wundersame Weise wieder sehen kann. So vermittelt der Dichter die ernüchternde Erkenntnis, dass die Armen ihre Armut nur aus eigener Kraft überwinden können.
    Mit Aristophanes starb um 385 v. Chr. auch das Genre der politisch inspirierten antiken Komödie. Die antiken Nachfolger wie der Grieche Menander und die Römer Plautus und Terenz siedelten, wie der Altmeister in seinen späten Jahren, ihre Stoffe im rein privaten Milieu an. Im Mittelalter blieb die Komödie nahezu unbeachtet, erst mit Beginn der Neuzeit erlebte sie eine Wiedergeburt, als William Shakespeare und Molière sie zu neuen Höhepunkten führten.
    DER WETTSTREIT
    Aristophanes’ Komödie »Die Frösche« gipfelt im Wettstreit zwischen den beiden großen antiken Tragödiendichtern Aischylos und Euripides. Dabei nahm Aristophanes kein Blatt vor den Mund, wie ein Blick in das Stück zeigt. Euripides sagt darin: »Ich kenne ihn […] den Urwalddichter, den anmaßenden Gesellen mit seinem zügellosen, unbeherrschten Mundwerk, dieses ungesellige Prunkwortbündel!« Daraufhin erwidert Aischylos: »… Das sagst du mir, du Lappalienbreittreter, du Bettlerdichter und Lumpenflicker?«

VERGIL

    DER RÖMISCHE DICHTERFÜRST
    Mit der »Aeneis« schuf der Dichter Vergil das Nationalepos der antiken Römer. Zuvor hatte er sich bereits mit Hirtengedichten und einem Buch über das Landleben einen Namen gemacht
.
    Von der römischen Kaiserzeit bis zum Barock galt er als höchster Maßstab für Dichtung überhaupt. So entfaltete sich etwa die Epik des 1. Jahrhunderts n. Chr. in ständiger Auseinandersetzung mit seinem Hauptwerk, der »Aeneis«, im Mittelalter wurde der Dichter sogar zum Zauberer, um den sich wundersame Erzählungen rankten
.
    15. 10. 70 v. Chr.
    Geburt in Andes (heute Pietole, bei Mantua)
    zwischen 50 und 55 v. Chr.
    Ankunft in Rom
    etwa 42 v. Chr.
    Aufnahme in den Kreis des Maecenas
    42–39 v. Chr.
    »Bucolica«
    37–29 v. Chr.
    »Georgica«
    ab 29 v. Chr.
    »Aeneis«
    21. 9. 19 v. Chr.
    Tod in Brundisium
    Als einer der größten Dichter, den die Antike überhaupt hervorgebracht hat, stand Vergil von Anfang an im Mittelpunkt des Interesses. Wegen seiner anhaltenden Berühmtheit wetteiferten schon zu seinen Lebzeiten, vor allem aber nach seinem Tod, mehr oder minder seriöse Biografen um die Präsentation von Einzelheiten, um den sehnlichen Wunsch eines gebildeten Publikums erfüllen zu können, möglichst viel über den bedeutenden Vergil zu erfahren. Dank dieser Bemühungen ist er nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Individuum wesentlich besser bekannt als die meisten seiner antiken Dichterkollegen. Ist man bei diesen in der Regel darauf angewiesen, aus ihren Werken mühsam Rückschlüsse auf die Lebensumstände zu ziehen, so haben die antiken Vergil-Biografen den modernen Forschern viel Arbeit abgenommen und in aller, mitunter sogar etwas übertriebener, Ausführlichkeit die verschiedensten Facetten seiner Persönlichkeit ausgeleuchtet.
    Die glaubwürdigste Version stammt aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. und ist verbunden mit dem Namen des Grammatikers Aelius Donatus. Dieser beschäftigte sich so intensiv mit den Texten des Dichters, dass er sich auch für sein Leben zu interessieren begann. Auf der Grundlage einer Biografie, die zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. der durch seine Kaiserporträts bekannt gewordene Sueton verfasst hatte, stellte Donatus das verbürgte Wissen über die Karriere und den Charakter des römischen Dichterfürsten zusammen. Hier erfährt man ungewöhnliche Details von der Art, dass

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