Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
Vom Netzwerk:
Bühne die Autorität Athens und seiner Amtsträger beschädigt. In den »Rittern« bewies Aristophanes, dass er nicht bereit war, sich einschüchtern zu lassen. Erstmals führte er hier auch Regie, hatte an dieser Tätigkeit aber keine Freude und überließ sie künftig wieder Kollegen. Mit scharfem Blick sezierte der Dichter in den »Rittern« die politische Rolle Kleons, der seinen Erfolg vor allem einem hemmungslosen Populismus gegenüber dem »einfachen« Volk verdankte. Dementsprechend stellt ihn Aristophanes als einen barbarischen, korrupten Sklaven dar, der seinen Herrn mit dem abermals beziehungsreichen Namen »Demos« (Volk) völlig in der Hand hat und auch seine Mitsklaven tyrannisiert. Schließlich gelingt es einem noch skrupelloseren Wursthändler, Kleon zu verdrängen. Der Sieger erlebt eine moralische Läuterung, der alte Demos erwacht zu neuer Jugendlichkeit. Wieder gelang es Aristophanes, den Athenern aus dem Herzen zu sprechen, und »Die Ritter« errangen den ersten Platz im Wettbewerb der Lenäen.
    DER POLITIKER KLEON
    († 422 V. CHR.)
    Kleon, Gegner des Perikles und schärfster Vertreter der Kriegspartei in Athen, war dem friedensliebenden Aristophanes verhasst. Kleon versuchte 430 v. Chr., nach dem für Athen unglücklichen Beginn des Peloponnesischen Krieges und einer verheerenden Seuche, Perikles durch einen Rechenschaftsprozess zu stürzen. Aber erst nach Perikles’ Tod 429 v. Chr. konnte er die Macht übernehmen. Er soll dann eine Versöhnung mit Sparta verhindert und die Fortsetzung des Krieges bewirkt haben, indem er die Athener über die Stärke der attischen Truppen täuschte.
    Ein Friedensangebot der Spartaner lehnte er 425 v. Chr. ab. Im darauf folgenden Krieg fiel er als Feldherr im Kampf gegen die Spartaner bei Amphipolis 422 v. Chr. Aristophanes porträtierte den Feldherrn in seinem Stück »Die Ritter« als Sklaven, den Aristophanes – der Legende nach – bei der Uraufführung des Stückes selber spielen musste, weil die Furcht vor der Rache des als grausam geltenden Kleon zu groß war.
    Auf der Bühne konnte Aristophanes den Widersacher Kleon verschwinden lassen, nicht aber im wirklichen Leben. Der Zorn des Politikers war nach den »Rittern« noch größer geworden. Angeblich strengte er sogar einen Prozess gegen den aus seiner Sicht aufsässigen Dichter an. Dieser aber nahm in seiner nächsten Komödie einen anderen Gegner aufs Korn. Zielscheibe seines Spotts wurden nun die Sophisten, wie man jene Lehrer der Rhetorik und der Philosophie nannte, die im 5. Jahrhundert v. Chr. durch Griechenland reisten und sich für ihre Vorträge bezahlen ließen. »Die Wolken«, 423 v. Chr. bei den Dionysien aufgeführt, ist die Abrechnung des Komödianten mit diesen Intellektuellen, denen er vorwarf, mit ihrem Fragen und ihrem Problematisieren die bewährten Regeln des gesellschaftlichen Lebens aus den Angeln zu heben. Im Zentrum der »Wolken« steht Aristophanes’ berühmter Zeitgenosse, der Philosoph Sokrates – von Aristophanes dabei völlig zu Unrecht als Sophist charakterisiert, aber doch so eindringlich porträtiert, dass der negative Ruf des Sokrates bei weiten Teilen der Bevölkerung künftig verankert war. Er galt seitdem, was auch ein Beweis für die Wirkungsmacht der Komödien des Aristophanes ist, als Vertreter jener »wolkigen« klugen Geister, die sich vom wahren Leben völlig entfernt hätten. Enttäuschend war für den inzwischen erfolgsverwöhnten Dichter, dass er mit seinen »Wolken« bei den Dionysien nur den dritten Platz belegte.
    Gleichwohl setzte er seinen Bühnenfeldzug gegen die Übel von Politik und Gesellschaft fort und nahm in seiner nächsten Komödie, »Die Wespen«, mit dem athenischen Gerichtswesen eine weitere Stütze des Staates ins Visier. Ein letztes Mal nutzte er darin die Chance, seinen Erzfeind Kleon zu attackieren. Dann aber kam der Demagoge im selben Jahr 422 v. Chr., als »Die Wespen« zur Aufführung gelangten, bei einem Feldzug im Norden der Ägäis ums Leben. Aristophanes zeichnet in dieser Komödie die Richterschaft als arrogante, von der eigenen Bedeutung durchdrungene Gruppe und lässt sie den gewöhnlichen Menschen als mit langen Stacheln versehene Wespen gegenübertreten. Die Komödie wurde bei den Lenäen mit dem zweiten Platz prämiert.
    FRIEDENSSEHNSUCHT
    Inzwischen dauerte der Krieg zwischen Athen und Sparta bereits zehn Jahre. 421 v. Chr. schien sich endlich ein Ende der Kämpfe abzuzeichnen. Mit Kleon hatten die Anhänger eines harten

Weitere Kostenlose Bücher