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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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Vergil körperlich von hoher Statur gewesen sei, eine dunkelbraune Hautfarbe gehabt und deswegen vom Aussehen her »bäuerlich« gewirkt habe. Sein Gesundheitszustand, heißt es weiter, sei »schwankend« gewesen, »denn er litt meistens an Magenproblemen, Halsbeschwerden und Kopfschmerzen, hatte auch häufig Bluthusten«. Dezent werden gewisse Vorlieben angedeutet: »Im Genuss von Speisen und Wein war er sehr mäßig, der Lust an Knaben aber übermäßig zugeneigt.« Doch ansonsten, beeilt sich der spätantike Biograf im Einklang mit allen anderen antiken Vergil-Experten zu versichern, war er in seiner Lebensführung so tugendhaft, dass man ihm den Beinamen »Parthenias«, also »der Jungfräuliche«, gegeben habe. Und so menschenscheu und so zurückhaltend soll er gewesen sein, dass er, »wenn er wirklich einmal in Rom, wohin er nur äußerst selten reiste, auf der Straße gesehen wurde, sich den ihm nachdrängenden und auf ihn zeigenden Leuten durch Flucht in das nächstgelegene Haus entzog«.
    HERKUNFT UND FAMILIE
    Publius Vergilius Maro, wie er als römischer Bürger mit vollem Namen hieß, stammte aus dem Norden Italiens. Geboren wurde er am 15. Oktober des Jahres 70 v. Chr. in dem kleinen Ort Andes, dem heutigen Pietole, bei Mantua in der Po-Ebene. Der Vater soll durch den Ankauf von Wäldern und durch Bienenzucht reich geworden sei. Vergils Passion für die Dichtung war schon früh ausgebildet. Noch als Kind unternahm er die ersten autodidaktischen Schreibversuche. Über die Echtheit so mancher früheren, ihm zugeschriebenen Werke streiten die Wissenschaftler. Doch vielleicht ist Vergil tatsächlich der Autor eines kleinen Gedichtes, das in jenem Milieu angesiedelt ist, mit dem sich der reife Schriftsteller später sehr intensiv befasst hat. Der Stil ist anspruchsvoll, die Handlung eher schlicht: Ein Hirte schläft bei der Arbeit ein, wird durch den Stich einer Mücke geweckt, er erschlägt die Mücke, entdeckt dabei eine Giftschlange, die im Begriff war, ihn anzugreifen, und tötet auch die Schlange. Im Traum erscheint ihm die Mücke und beklagt ihren tragischen Tod, obwohl sie ihm doch das Leben gerettet habe; daraufhin errichtet ihr der Hirt ein würdiges Grabmal mit einer ihre Tat preisenden Inschrift.
    ›Je nach dem Stand der Menschen gibt es drei Stile: Dem Leben der Hirten ist der niedere Stil angemessen, dem der Landleute der mittlere; der erhabene Stil ist den bedeutenden Persönlichkeiten vorbehalten …‹
    Johannes de Garlandia in seiner ständisch begründeten, auf den drei Hauptwerken Vergils beruhenden Gattungsund Stillehre des 13. Jh., dem »Rad des Vergil«
    AUSBILDUNG
    Der Vater schickte den talentierten Sohn zuerst nach Cremona und dann nach Mailand, wo der gerade 15-Jährige in Grammatik ausgebildet wurde und die Schriften der wichtigsten griechischen und lateinischen Autoren kennen lernte. Nach seinem Umzug nach Rom widmete er sich dem Studium der Rhetorik, für gewöhnlich die Vorbereitung für eine Laufbahn als Politiker. Die rednerischen Fähigkeiten, die man für die verbalen Auseinandersetzungen im Senat und auf dem Forum benötigte, pflegte man zunächst bei Prozessen vor Gericht zu erproben. Auf dieses Parkett begab sich auch der junge Vergil. Doch sehr schnell erkannte er, dass dies nicht seine wahre Berufung war. Der einzige Prozess, den er als Anwalt führte, endete mit einem Misserfolg. Im Gespräch, so heißt es in diesem Zusammenhang in den antiken Quellen, sei er sehr schwerfällig gewesen und habe geradezu wie ein ungebildeter Mensch gewirkt. So verließ er einstweilen die hektische Hauptstadt und zog weiter Richtung Süden, nach Neapel. Hier nahm er bei dem griechischen Gelehrten Siron ein Studium der Philosophie auf. Sein Lehrer war ein Anhänger des Epikur, der zu Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. in Athen eine Ethik lehrte, deren Ziel es war, durch richtiges Denken, das wiederum auf sinnlicher Wahrnehmung aufbaute, ein glückseliges Leben anzustreben.
    BÜRGERKRIEG IN ROM
    Inzwischen aber waren die Zeiten unruhig geworden, in Rom herrschte nach der Ermordung des Diktators Iulius Caesar am 15. März 44 v. Chr. Bürgerkrieg. Der kommende Mann war Caesars Adoptivsohn Octavian, der nachmalige Kaiser Augustus. Für seinen Aufstieg zur Macht benötigte er die Unterstützung der Soldaten. In Norditalien wurden auf sein Betreiben hin Veteranen angesiedelt, weswegen zahlreiche Landgüter beschlagnahmt wurden. Anscheinend verlor auch Vergils Familie ihren Besitz bei Mantua. Als

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