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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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Kriegskurses ihren wichtigsten Vertreter verloren. Auf Drängen des gemäßigten Politikers Nikias wurde ein offizieller Friedensvertrag mit Sparta geschlossen. Als die Zeichen bereits auf Ausgleich standen, brachte Aristophanes seine Komödie »Der Frieden« auf die Bühne, mit der er bei den Dionysien den zweiten Platz belegte. Hier wurde die kurz darauf eintretende Wirklichkeit mit für Aristophanes typischen Einfällen vorweggenommen. Das Stück behandelt die Befreiung der Göttin Eirene (»Frieden«), die von Polemos (»Krieg«) eingesperrt wurde. Diese heroische Leistung vollbringt der Bauer Trygaios, der auf einem großen Mistkäfer gen Himmel reist – zugleich eine Parodie mythischer Stoffe wie zum Beispiel des geflügelten Pferdes Pegasus, das seinen Reiter, den Helden Bellerophon, bei dem vermessenen Versuch, gen Himmel zu reiten, abwarf.
    In der realen Welt war der Frieden trügerisch. Die heiße Phase des Krieges hatte sich vorübergehend in einen kalten Krieg verwandelt. Die in dieser Zeit entstandenen Komödien des Aristophanes haben sich nicht erhalten. Bekannt sind erst wieder »Die Vögel«, die im Jahr 414 v. Chr. bei den Dionysien den zweiten Platz belegten. In diesem utopischen Szenarium suchen zwei biedere Athener, Pisthetairos (»Ratefreund«)und Euelpides (»Hoffegut«), die der geschäftig-hektischen Heimat überdrüssig geworden sind, Ruhe und Erholung im »Wolkenkuckucksheim« der Vögel, einer Stadt zwischen Himmel und Erde. Doch mit der Beschaulichkeit ist es bald vorbei. Weil sie eben Menschen und Athener sind, überreden sie die Vögel, ein großes Reich zu begründen. Pisthetairos wird so schließlich zum Herrscher über die Götter und die Welt.
    Während Aristophanes auf diese Weise menschliche Geltungs- und Herrschsucht karikierte, brauten sich am realen griechischen Himmel wieder dunkle Kriegswolken zusammen. Der Konflikt mit Sparta brach erneut aus. Hochfliegende machtpolitische Pläne athenischer Politiker führten in Sizilien zum Desaster. 411 v. Chr. meldete sich Aristophanes gleich mit zwei Stücken zurück: Mit den »Frauen beim Fest der Demeter Thesmophoros« und mit »Lysistrate«, deren jeweiliger Rang ebenso unbekannt ist wie die Gelegenheit, bei der sie der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Ist das erste Werk eine Parodie auf den Tragikerkollegen Euripides, so bietet die »Lysistrate« eine Variante des Aristophanes stets bewegenden Friedensthemas: Unter der Führung von Lysistrate beschließen die Frauen aller am Krieg beteiligten griechischen Städte, sich ihren Männern so lange zu versagen, bis diese sich zum Frieden entschließen. Während in der richtigen Welt der Krieg wieder aufflammte, kommt es in der Komödie des Aristophanes zur Versöhnung und zu einem harmonischen Ende.
    405 v. Chr., im Jahr vor der endgültigen Kapitulation der Athener im Krieg gegen die Spartaner, präsentierte Aristophanes seine Komödie »Die Frösche«, mit der er bei den Lenäen den ersten Platz eroberte. Scheinbar unbeeindruckt von den politischen Wirrnissen nimmt er sich, kurz nach dem Tod des Sophokles und des Euripides, einmal mehr die Tragiker vor. Der Gott Dionysos steigt, begleitet vom Quaken der Frösche, in den Hades hinab, auf der Suche nach geeigneten Kandidaten für die Wiederbesetzung des verwaisten Dichterthrones in Athen. In einem Redewettstreit setzt sich der Altmeister Aischylos gegenüber dem von Aristophanes als gefährlichen Sophisten charakterisierten Euripides durch.
    DER WANDEL
    Die vorletzte bekannte Komödie des Aristophanes, »Die Ekklesiazusen« (»Weibervolksversammlung«), entstand einige Jahre nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges, vermutlich um das Jahr 392 v. Chr. Welchen Platz dieses Werk belegte, ist der Nachwelt nicht überliefert. In Abwandlung des Motivs der »Lysistrate« installieren die mit dem Regiment der Männer unzufriedenen Frauen von Athen, nachdem sie, als Männer verkleidet, in einer Volksversammlung einen entsprechenden Beschluss gefasst haben, eine Herrschaft der Frauen. Allerdings verhöhnt der Dichter in dem Stück auch Euripides – die Frauen lässt er über das, was der große griechische Tragiker über sie in seinen Stücken schrieb, zu Gericht sitzen.
    In diesem Werk ist der Wandel des ehemals bissigen und politisch so engagierten Dichters Aristophanes zu einem moderaten, mehr allgemein menschliche Probleme in den Blick nehmenden Autors bereits vollzogen. Offenbar hatten ihn der Krieg und das Versagen der demokratischen

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