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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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Auseinandersetzung mit der »Aeneis«. Die Spätantike schuf mit Handschriften und Kommentaren die Grundlage der späteren Wirkung.
    Den nichtchristlichen Autoren galt Vergil als universale Quelle des Wissens, als Inbegriff der eigenen kulturellen Tradition. Die christlichen Dichter bedienten sich vor allem seiner Formensprache, als sie die biblische Dichtung begründeten. Die volkstümliche Überlieferung des Mittelalters macht Vergil zum Zauberer, um den sich allerlei Wundererzählungen rankten.
    Die literarische Vergil-Rezeption erreichte im Hoch- und Spätmittelalter (Dante Alighieri) und während der Renaissance (Torquato Tasso) ihre Höhepunkte. Während die romantische Welt ein weitgehend ungebrochenes Verhältnis zu Vergil bewahrte, entdeckten in Deutschland die Dichter des Sturm und Drang Homer neu und bewunderten nun ihn als Ursprung aller Dichtung.
    Die abgebildete Miniatur aus einer Handschrift von Vergils »Aeneis« entstammt dem »Codex Vergilis Vaticanus« und stellt dessen Abschied von Dido dar, die sich daraufhin tötet (um 400 n. Chr.; Rom, Vatikanische Sammlungen).
    EINFLUSSREICHE FÖRDERER
    Mit seinen Hirtengedichten hatte Vergil sogleich großen Erfolg. Sie trafen sehr genau die Empfindungen der mit einer tristen Gegenwart konfrontierten Zeitgenossen. Und Vergil hatte das Glück, dass er mit seiner Arbeit das Interesse einflussreicher Persönlichkeiten geweckt hatte. Auch im antiken Rom konnte der beste Schriftsteller nichts werden, wenn ihm die entsprechenden Kontakte fehlten. Der Dichter aus Mantua konnte bald einen Mann wie Asinius Pollio zu seinen Freuden zählen, einen alten Anhänger von Iulius Caesar, enger Vertrauter sowohl von Octavian als auch von Antonius und Architekt der Übereinkunft von Brundisium. Ein weiterer Förderer war Cornelius Gallus, ebenfalls ein Freund Octavians und darüber hinaus sehr an Kunst und Kultur interessiert. Mit Pollio und Gallus hatte Vergil bereits während der Arbeit an den »Bucolica« Verbindung, denn beide werden in dieser Gedichtsammlung mehrfach erwähnt. Sie empfahlen ihren Schützling der in der damaligen Kulturszene absolut wichtigsten Figur, dem mit Vergil etwa gleichaltrigen Maecenas, der finanziell so unabhängig war, dass er sich seiner Passion widmen konnte, junge Künstler zu entdecken und zu fördern. Er tat dies so erfolgreich, dass sein Name in der Form »Mäzen« bis heute als Bezeichnung für Persönlichkeiten verwendet wird, die es sich zur Aufgabe machen, großzügig und vorwiegend im kulturellen Bereich materielle Hilfestellung zu leisten. Da Maecenas, wie Pollio und Gallus, zum Freundeskreis Octavians gehörte, fand Vergil um 42 v. Chr. auch Zugang zum engeren Zirkel dieses aufstrebenden Politikers.
    Octavian und seine Freunde übernahmen die Protektion Vergils nicht völlig uneigennützig. Der Vertrag von Brundisium hatte den Konflikt zwischen Octavian und Antonius nicht beigelegt. Im Gegenteil: Zu jener Zeit, als sich Vergil anschickte, zum neuen Stern am römischen Dichterhimmel zu werden, wurde die Entfremdung zwischen den beiden Politikern immer größer. Antonius, der im Vertrag von Brundisium 40 v. Chr. den Osten des Römischen Reiches erhalten hatte, wurde mehr und mehr zur Zielscheibe der Propaganda Octavians. Der römischen Öffentlichkeit sollte er als ein dekadenter, dem Luxus verfallener, von der ägyptischen Königin Kleopatra verzauberter Schwächling dargestellt werden. Octavian hingegen stilisierte sich zum Bewahrer der alten römischen Tradition. Da kam ihm ein Autor wie Vergil nur recht, der in den »Bucolica« seine Fähigkeit unter Beweis gestellt hatte, jenes beschauliche, einfache Landleben in Italien zu beschreiben, das Octavian selbst pries und das dieser in seiner Auseinandersetzung mit dem Rivalen als politisch verwertbares Gegenbild zum »Orientalen« Antonius wirksam einzusetzen pflegte.
    DAS GEDICHT VOM LANDLEBEN
    Die Anregung zu seinem zweiten großen Werk erhielt Vergil denn auch aus dem Kreis um Octavian. Es soll Maecenas persönlich gewesen sein, der ihn dazu ermunterte, ein Buch über das Landleben zu verfassen. 37 v. Chr. begann Vergil mit dieser Auftragsarbeit, acht Jahre später, 29 v. Chr., war sie unter dem Titel »Georgica« (abgeleitet aus dem griechischen Wort für »Landarbeit«) fertig gestellt. Die lange Dauer der Abfassung erklärt sich wohl auch mit der bei Donatus beschriebenen Vorgehensweise des Dichters: »Als er die Georgica schrieb, pflegte er, so wird überliefert, täglich früh

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