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Worte der weißen Königin

Worte der weißen Königin

Titel: Worte der weißen Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Michaelis
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ich es betreten.
    Es war jetzt mein Haus, für einen Herbst und einen Winter.
    Ich öffnete eines der kleineren Fenster, falls mein Adler hereinwollte. Danach fiel ich auf das Sofa im Wohnzimmer und schlief ein.
    Als ich aufwachte, war es dämmrig, es war Abend geworden draußen, doch ich war noch immer viel zu müde, um mich zu rühren. Nur meine Augen glitten durch den Raum wie auf Adlerschwingen, um all die schönen Dinge in diesem Wohnzimmer anzusehen, die Möbel und die Teppiche und die Bilder.
    Schließlich drehte ich den Kopf und sah das Bild an, das über meinem Sofa an der Wand hing.
    Es war ein gerahmtes Foto.
    Und darauf war jemand, den ich kannte. Eine Person, die lächelte und die ein Buch in der Hand hielt, aus dem sie vielleicht gerade vorgelesen hatte.
    Die weiße Königin.
    Sie war hier. Ganz nahe bei mir. Ich hatte sie gefunden.
    Ich verstand nicht, weshalb sie hier war, doch sie würde über meinen Schlaf wachen, von ihrem Bild aus; sie würde mich nicht aus den Augen lassen. Und da wusste ich, dass alles gut war.
    Und ich machte die Augen wieder zu und schlief weiter.
    Ich schlief drei Tage lang.
    Ich meine, ich schlief natürlich nicht drei Tage am Stück, aber mehr oder weniger doch.
    Ab und zu tappte ich ins Bad, um auf die Toilette zu gehen oder Wasser aus dem Hahn zu trinken, und das Bad war groß und hell wie alles an dem Haus. Das Waschbecken war blau wie das Meer, und an der Decke hing ein altes Fischernetz mit allen möglichen Dingen, die jemand nach und nach gesammelt hatte: Treibholz und Muscheln und Kinderspielzeug und Federn. Ich steckte die Feder von Rikikikri dazu, die, die so lang war wie mein Unterarm, und ging zurück zu meinem Sofa, um weiterzuschlafen. Ich hatte eine Decke im Wohnzimmer gefunden, in die ich mich wickelte, wenn ich fror, doch genauso oft schwitzte ich, und ich zog alle meine Kleider aus und spürte das Leder des Sofas kühl auf meiner bloßen Haut. Manchmal saß mein Adler neben mir, wenn ich aufwachte. Er saß nur da und sah mich an, als wäre ich sein Junges, das nicht gesund werden wollte.
    Eines Tages öffnete ich die Augen und sah zwei Adler neben mir auf dem Wohnzimmerboden sitzen.
    »Aarak!«, sagte ich erstaunt und richtete mich auf. Ich sah ihre Scheu, und ich sah, wie sie sich überwand und mir ihren Kopf entgegenstreckte, damit ich sie streicheln konnte.
    »Sie hat also auf dich gewartet«, sagte ich zu Rikikikri. »Alles ist gut.«
    An diesem Tag fühlte ich mich stark genug, um zum ersten Mal länger aufzubleiben. Und ich merkte, dass ich halb verhungert war.
    Ich ging in die Küche, meine Küche, und durchstöberte die Schränke. Der Kühlschrank war leer, natürlich, doch es gab eine volle Tiefkühltruhe und jede Menge Dosen in den Schränken. So kochte ich mir in meiner Küche einen Tee und briet Fischstäbchen, und obwohl ich so hungrig war, dass ich sie direkt aus der Pfanne hätte essen können, lud ich sie auf einen Teller und trug ihn nach draußen. Ich hatte lange genug wild gelebt. Jetzt wollte ich, dass alles schön war, so schön wie das Haus. Ich setzte mich auf die Bank und aß dort, vor mir das Meer, in den Haaren den Wind.
    Rikikikri und Aarak warfen sich in die Böen und schienen draußen über dem Meer miteinander zu tanzen, übermütig und ausgelassen. Nach und nach kamen andere Seeadler dazu, ich zählte zwölf – und wie sehr wünschte ich, es könnte einen dreizehnten geben! Einen, der mit meinen Augen auf das Meer hinabsah. Einen, der Lion hieß und von Rikikikri das Fliegen gelernt hatte. Ich trat ganz an den Rand der Klippe und sah hinunter und stellte mir vor, ich würde fliegen. Es war eine so wirkliche Vorstellung, dass mir schwindelig wurde, und ich trat schnell von der Tiefe zurück.
    Von da an erkundete ich das Haus und den Garten jeden Tag ein wenig mehr. Ich hustete noch immer, und ich bekam nicht genug Luft, aber das Fieber hatte mich verlassen. Ich duschteso lange, bis kein Krümel Dreck mehr an mir war, und ich fand Kleider, die mir passten. Die Kleider des Jungen mit dem MP3-Player. Ich stand in seinen Kleidern in seinem Zimmer und dachte, dass es das schönste Zimmer der Welt war. Es gab ein Stockbett und einen Schreibtisch am Fenster, sodass man die Adler sehen konnte, während man dort saß. Es gab Regale und Schränke voller unnötiger, teurer Dinge, voller Brettspiele und CDs und Modellbaukästen. Und irgendwo stand in einem kleinen silbernen Rahmen ein Foto, darauf war der Junge mit dem MP3-Player zu

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