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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Grubb
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wie die Berge von Dalaran, und kleine, dunkle Gestalten bewegten sich vor seiner Kulisse – Falken oder Adler, obwohl sie von gewaltiger Größe sein mussten, wenn sie wirklich den eisigen Klippen nahe waren.
    Vor ihm lag ein Tal, und aus diesem Tal zog eine Armee herauf.
    Die Armee schmolz den Schnee, während sie über ihn hinweg marschierte, und hinterließ eine schmutzige schwarze Linie wie die Spur einer Schnecke. Die Angehörigen der Armee waren in Rot gekleidet. Sie trugen große, gehörnte Helme und breite, steife, schwarze Umhänge. Es waren Jäger, denn sie trugen alle möglichen Arten von Waffen bei sich. Und sie waren erstaunlich groß.
    An der Spitze der Armee hielt jemand eine Standarte, und auf dieser Standarte befand sich ein abgeschlagenes, blutiges Haupt. Es handelte sich um den Kopf einer großen, grünschuppigen Bestie. Khadgar erkannte zu seiner Überraschung einen Drachen.
    Es gab den Schädel einer solchen Kreatur in der Violetten Zitadelle, aber er hatte nicht geglaubt, jemals einen Drachen zu sehen, der noch vor ganz kurzer Zeit am Leben gewesen sein musste. Wie weit zurück hatte diese Vision ihn tatsächlich geworfen?
    Die Armee der Giganten brüllte etwas, das ein Marschlied sein mochte, doch genauso gut hätte es auch eine Kette von Flüchen oder Schlachtrufen sein können. Die Stimmen waren gedämpft, als kämen sie aus der Tiefe eines Brunnens hervor, aber immerhin
konnte
Khadgar sie hören.
    Als sie sich näherten, wurde ihm klar, was sie waren. Ihre verzierten Helme waren keine Helme, es waren Hörner, die aus ihrem eigenen Fleisch herausragten. Und ihre Umhänge waren keine Umhänge, sondern riesige, fledermausartige, aus ihrem Rücken sprießende Schwingen. Ihre roten Rüstungen waren ihr eigenes dickes Fleisch, das heiß aus seinem Innern heraus glühte und so den Schnee zum Schmelzen brachte.
    Es waren Dämonen, Kreaturen aus Guzbahs Vorträgen und Korrigans geheimen Pamphleten. Monströse Wesen, die selbst die Orcs an Blutdurst und Sadismus noch übertrafen. Die großen, breitklingigen Schwerter hatten offensichtlich erst vor kurzem Blut gekostet, und jetzt konnte Khadgar sehen, dass auch ihre Körper von Blut besudelt waren.
    Sie waren hier – wo auch immer und wann auch immer
hier
sein mochte –, um Drachen zu jagen.
    Ein leises Geräusch erklang hinter Khadgar, nicht lauter als Schritte auf einem dicken Teppich. Er wandte sich um und erkannte, dass er nicht allein auf dem Hügel war, der über der Jagdgesellschaft der Dämonen aufragte.
    Sie hatte sich ihm von hinten genähert, und wenn sie ihn sah, so nahm sie keine Notiz von ihm. Ebenso wie die Dämonen ein Fleisch gewordener Fluch auf dem Land waren, so strahlte auch sie ihre eigene Art von Macht aus. Es war eine leuchtende Kraft, die um sie zu wirbeln und sich zu verstärken schien, während sie gleitend über die Oberfläche des Schnees hinweg schritt. Sie war real, aber ihre weißen Lederstiefel hinterließen nur die allerschwächsten Spuren im Schnee.
    Sie war groß und stark und ohne Angst vor den Abscheulichkeiten im Tal. Ihre Kleidung war weiß und unbefleckt vom Schnee, der sie umgab, und sie trug ein Hemd aus kleinen, silbernen Schuppen. Ein weiter, weißer Fellumhang mit einem Futter aus grüner Seide bauschte sich hinter ihr und wurde an ihrem Hals von einem großen, grünen Stein festgehalten, der zu der Farbe ihrer Augen passte. Ihr langes, blondes Haar wurde durch einen silbernen Stirnreif gebändigt. Sie schien die Kälte weniger zu spüren als der geisterhafte Khadgar.
    Doch es waren ihre Augen, die seine Aufmerksamkeit erregten – grün wie ein sommerlicher Wald, grün wie polierte Jade, grün wie der Ozean nach einem Sturm. Khadgar erkannte diese Augen wieder, denn er hatte ihren durchdringenden Blick bereits gespürt. Es waren die gleichen Augen wie sie ihr Sohn besaß.
    Dies war Aegwynn, Medivhs Mutter, die mächtige, fast unsterbliche Zauberin, so alt, dass sie längst zur Legende geworden war.
    Und jetzt wurde Khadgar auch klar, wo er sich befinden musste. Dies war Aegwynns Kampf gegen die Dämonenhorden, eine Legende, die nur in Fragmenten erhalten war, in den Gesängen eines Epos in einer Schriftrolle der Bibliothek.
    Mit einem Stich im Herzen erkannte Khadgar, dass sein Zauber fehlgeschlagen war. Medivh hatte nach der Schriftrolle gefragt, bevor er ging – das letzte Mal, dass Khadgar ihn gesehen hatte. War der Zauber daneben gegangen und hatte eine Vision Medivhs aus dessen eigener

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