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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Grubb
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gibt«, sagte Aegwynn. »Nicht so lange ich lebe und jene, die nach mir kommen.« Ihre Finger schlossen sich, und Khadgar konnte sehen, dass sie Macht in sich hinein zog, ihren Geist, ihren Willen und ihre Energie für einen großen Angriff konzentrierte. Khadgar trat einen Schritt zurück, dann noch einen, dann einen dritten. Wenn sein älteres Selbst ihn in der Vision hatte sehen können, wenn der junge Medivh ihn hatte sehen können, konnten ihn dann nicht auch diese beiden großen Mächte, Zauberin und Monster, wahrnehmen?
    Oder war er vielleicht zu klein, um von Wesen wie ihnen bemerkt zu werden?
    »Ergib dich jetzt«, sagte Sargeras. »Ich könnte jemanden von deiner Stärke gebrauchen.«
    »Nein«, sagte Aegwynn, ihre Hände zu festen Fäusten geballt.
    »Dann stirb, Wächterin, und lass deine Welt mit dir sterben«, sagte der titanische Dämon und hob seinen blutenden Runenspeer.
    Aegwynn riss beide Hände in die Höhe und entließ einen wilden Schrei, halb Fluch, halb Gebet. Ein flammender Regenbogen von Farben, wie man ihn auf dieser Welt noch nie gesehen hatte, brach aus ihren Handflächen hervor und schlängelte sich nach oben wie ein lebender Blitz. Er drang wie ein Dolch ins Zentrum von Sageras' Brust ein.
    Der Angriff schien Khadgar wie ein Bogenschuss, der gegen ein Schiff abgefeuert wurde, ebenso klein, ebenso wirkungslos. Doch Sargeras stolperte unter dem Schlag, wurde einen halben Schritt zurückgeworfen und ließ seinen großen Speer fallen. Die Waffe schlug auf den Boden wie ein Meteorit, der in die Erde fährt. Der Schnee kräuselte sich unter Khadgars Füßen. Er fiel auf ein Knie, blickte aber weiter zum Dämonen-Lord auf.
    Wo Aegwynns Zauber den Dämon getroffen hatte, dehnte sich Finsternis aus. Nein, nicht Finsternis, eher Kälte. Das heiße, bronzene Fleisch des Titanen starb und wurde durch eine kalte, leblose Masse ersetzt. Sie breitete sich vom Zentrum seiner Brust aus wie eine Feuersbrunst und verschlang das dämonische Fleisch.
    Sargeras betrachtete die sich ausweitende Vernichtung mit Überraschung, dann Besorgnis, dann Furcht. Er hob eine Hand, um sie zu berühren, und sie sprang auch auf seine Finger über, fraß sich den Arm hinauf und verwandelte ihn in eine tote Masse rauen, schwarzen Metalls. Nun begann Sargeras einen eigenen Zauber zu singen. Er zog alle Energie, die er besaß, zusammen, um den Prozess umzukehren, um die Flut zu stoppen, um das ihn verschlingende Feuer zu löschen. Seine Worte wurden heißer und leidenschaftlicher, und seine noch nicht angegriffene Haut flackerte vor leuchtender Energie. Er strahlte wie eine Sonne und schrie Flüche, als die dunkle Kälte den Ort erreichte, wo sein Herz sein musste.
    Und dann gab es einen weiteren Blitz. Dieser war ebenso intensiv wie jener, der die Dämonenhorde verschlungen hatte, und er konzentrierte sich auf Sargeras. Khadgar sah weg, blickte auf Aegwynn, die zuschaute, wie das Feuer und die Finsternis ihren Feind verschlangen. Das grelle Leuchten ließ selbst das Tageslicht verblassen, und lange Schatten dehnten sich hinter der Zauberin aus.
    Und dann war es vorüber. Khadgar blinzelte, als das Sehvermögen seiner Augen zurückkehrte. Er wandte sich wieder dem Tal zu, und dort stand der titanische Sargeras, leblos wie eine Statue aus Eisen. Die Macht war aus ihm herausgebrannt. Unter seinem Gewicht begann der erhitzte arktische Boden nachzugeben, und langsam fiel die tote Gestalt nach vorne. Sie blieb heil, als sie zu Boden schmetterte.
    Für einige Sekunden herrschte Stille.
    Dann lachte Aegwynn. Khadgar blickte sie an, und sie sah ausgezehrt aus, sowohl von Erschöpfung als auch von Wahnsinn. Sie rieb sich die Hände und kicherte und begann, zu dem gestürzten Titanen hinabzusteigen. Khadgar bemerkte, dass sie nicht länger leichten Fußes über den Schnee glitt, sondern sich jetzt ihren Weg den Hügel hinabschleppen musste.
    Als sie ihn verließ, begann die Bibliothek zurückzukehren. Der Schnee löste sich in dicke Dampfwolken auf, und die schattenhaften Umrisse der Regale, der oberen Galerie und der Stühle wurden langsam wieder sichtbar.
    Khadgar wandte leicht den Kopf dorthin, wo der Tisch hätte sein sollen, und alles war wieder normal. Die Bibliothek stellte ihre Realität mit sicherer Plötzlichkeit wieder her.
    Khadgar stieß einen frostigen Atemhauch aus und rieb sich die Hände. Kühl, aber nicht kalt. Der Zauber hatte ziemlich gut funktioniert – im Großen und Ganzen, wenn auch nicht in allen Einzelheiten.

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