WoW 03 - Im Stom der Dunkelheit
mir einen Weg zu großer Macht gewiesen«, erklärte Gul'dan mit gierigem Blick.
Doomhammer wusste, dass es keine normale Gier war, keine nach Frauen, gutem Essen oder Reichtum etwa. Nein, Gul'dan sann nur nach wahrer Macht und war bereit, alles zu tun, um sie zu erlangen. Seine Taten auf ihrer Heimatwelt hatten das allzu deutlich bewiesen.
»Macht für dich – oder für die Horde?«, fragte Doomhammer.
»Für beide«, antwortete der Hexenmeister. Seine Stimme wurde zu einem durchtriebenen Flüstern. »Ich habe einen Ort gesehen – alt, jenseits aller Vorstellungskraft. Älter selbst als der Heilige Berg auf unserer Welt. Er liegt tief im Ozean verborgen. Und in ihm wohnt eine Kraft, die diese Welt verändern kann. Wir sollten sie für uns gewinnen – und niemand wird sich uns je wieder entgegenstellen können!«
»Niemand kann sich uns derzeit entgegenstellen«, knurrte Doomhammer. »Und ich ziehe die ehrliche Macht eines Hammers und einer Axt der verderbten Zauberei vor, die du entdeckt hast. Schau doch nur, was deine Intrigen unserer Welt und unserem Volk angetan haben! Du wirst sie nicht wieder zerstören, kaum dass wir begonnen haben zu erobern!«
»Es geht um etwas viel Größeres als deine Wünsche«, blaffte der Hexenmeister. Sein Temperament ließ ihn jede Vortäuschung von Unterwerfung vergessen. »Mein Schicksal liegt unter dem Wasser, und du kannst nichts tun, um mich daran zu hindern! Diese Horde ist nur der erste Schritt auf dem Weg unseres Volks. Und ich werde es zum Ziel führen, nicht du!«
»Vorsicht, Hexenmeister«, antwortete Doomhammer. Er hob seine Waffe und stieß Gul'dan damit leicht gegen die Wange. »Denk daran, was dem letzten Schattenrat zugestoßen ist. Ich kann deinen Schädel wie eine überreife Frucht zerschmettern. Wo liegt deine Bestimmung dann?« Er schaute den sich aufrichtenden Cho'gall finster an. »Und glaube ja nicht, dass dich diese Abnormität schützen wird«, zischte er, hob den Hammer noch höher und lachte, als der Ogermagier einen Schritt zurückwich. Angst zuckte über seine beiden Gesichter. »Ich habe schon Oger vor dir erschlagen, und auch ein paar Gronns. Ich kann und werde das wieder tun!« Er beugte sich weit vor. »Deine Absichten sind nicht länger von Interesse. Nur die Horde zählt.«
Einen Moment lang sah er Wut in Gul'dans Blick aufflackern und hielt es für möglich, dass der Hexenmeister nicht nachgeben würde – und ein Teil von ihm freute sich darauf.
Doomhammer hatte stets die Schamanen seines Volkes geachtet. Aber diese Hexenmeister waren etwas ganz anderes. Ihre Kräfte stammten nicht von den Elementen oder den Geistern der Ahnen, sondern aus einer anderen, aus einer schrecklichen Quelle. Magie hatte sein Volk von braun nach grün gefärbt und seine Heimatwelt zerstört. Deshalb waren sie gezwungen gewesen, hierher zu kommen und ums Überleben zu kämpfen.
Und Gul'dan war ihr Anführer gewesen, ihr Anstifter – der mächtigste, durchtriebenste und selbstsüchtigste von allen.
Doomhammer kannte den Wert der Hexenmeister für die Horde. Dennoch war er sicher, dass sie
ohne
diese Kerle weit besser dran gewesen wären.
Vielleicht erahnte Gul'dan diese Gedankengänge nach einem Blick in Doomhammers Augen. Denn seine Wut schwand und wurde ersetzt von Vorsicht und widerwilligem Respekt.
»Natürlich, großer Doomhammer«, krächzte der Hexenmeister und neigte den Kopf. »Du hast Recht. An erster Stelle steht die Horde.« Er grinste, und von seiner Furcht war bereits nichts mehr zu spüren. Die Wut war entweder verschwunden oder zumindest zurückgedrängt. »Ich habe ein paar neue Ideen, die unserem Feldzug dienen könnten. Doch zuerst einmal liefere ich dir die versprochenen Krieger. Sie sind unaufhaltsam, stehen aber völlig unter deiner Kontrolle.«
Doomhammer nickte langsam. »Sehr gut«, sagte er. »Ich werde nichts außer Acht lassen, das unserem Sieg dient.« Er wandte sich ab und entließ den Hexenmeister und seinen Anhänger.
Gul'dan verstand den Wink, verneigte sich und ging. Cho'gall stapfte neben ihm her.
Doomhammer wusste, dass er die beiden im Auge behalten musste. Gul'dan war niemand, der eine Schmach einfach wegsteckte, und er ließ sich gewiss auch nicht lange gängeln. Aber solange der Hexenmeister linientreu blieb, war seine Magie nützlich, und Doomhammer würde sie nutzen. Je eher sie die Gegner vernichteten, desto schneller konnte sein Volk die Waffen beiseitelegen, um wieder Häuser zu bauen und Familien zu
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