WoW 03 - Im Stom der Dunkelheit
Fähigkeiten sicherlich ausgleichen.«
Alleria fluchte erneut. Er hatte Recht. Sie wusste es. Aber das änderte nichts daran, dass sie schleunigst nach Hause wollte, ganz egal, welche Hindernisse ihr im Weg standen. Sie hatte die Horde erlebt, hatte gesehen, was sie anrichten konnte. Sie kannte die Gefahren, die davon ausgingen. Und jetzt waren Orcs und Trolle unterwegs in ihre Heimat – und niemand dort hatte eine Ahnung, welche Gefahr ihm drohte!
»Seht einfach zu, dass Eure Leute sich
angemessen
bewegen!«, zischte sie Turalyon zu, sprintete voraus und erkundete den Weg.
Sie hoffte beinahe, dass sie auf ein paar Trolle oder Orcs stieß. Aber sie wusste, dass sie dafür noch zu weit entfernt waren. Die Horde hatte einen deutlichen Vorsprung, und wenn diese menschlichen Soldaten nicht schneller als in ihrem Schneckentempo vorankamen, würde der Abstand noch sehr viel größer werden!
***
»Sie ist besorgt«, sagte Khadgar leise, während sie Alleria beobachteten, wie sie in der Ferne verschwand.
»Ich weiß«, antwortete Turalyon. »Ich kann es ihr nicht verdenken. Ich wäre auch besorgt, wenn sich die Horde meiner Heimat nähern würde. Ich war es jedenfalls, als wir geglaubt haben, dass sie auf die Hauptstadt zumarschieren. Und diese Stadt ist mir mehr Heimat als jeder andere Ort, wo ich in den letzten zehn Jahren gelebt habe.« Er seufzte. »Außerdem hat sie nur die halbe Armee der Allianz als Schutz. Und nur mich als Kommandanten.«
»Stell dein Licht nicht so unter den Scheffel«, warnte ihn sein Freund. »Du bist ein guter Kommandeur und ein ehrenhafter Paladin. Du gehörst zur Silbernen Hand, den Besten. Sie hat Glück, dass sie dich hat.«
Turalyon lächelte, dankbar für den Rückhalt. Er wünschte sich nur, dass er alles hätte glauben können. Er wusste, dass er in der Schlacht gut war – er hatte ausreichend trainiert, und der erste Zusammenstoß mit der Horde hatte bewiesen, dass er sich auch in einem echten Gefecht behaupten konnte.
Aber war er auch ein Anführer? Vor diesem Krieg hatte er niemals irgendjemanden angeführt. Er war nicht einmal Vorbeter gewesen. Was wusste er also schon darüber?
Ja, als Junge war er immer ganz vorne mit dabei gewesen. Oftmals hatte er die Spiele erfunden, die er mit seinen Freunden spielte – oder hatte eine ihrer Fantasiearmeen kommandiert. Doch seit er in die Priesterschaft eingetreten war, hatte sich alles geändert. Er hatte Befehle von älteren Priestern entgegen genommen. Als er in Faols Dienste getreten war, führte er die Anweisungen des Bischofs aus. Und nachdem er den Paladinen beigetreten war, hatte Uther sich um ihn gekümmert.
Uther war eine starke Persönlichkeit, die keinerlei Diskussion duldete. Er war zudem der Älteste und derjenige, der dem Erzbischof am nächsten stand.
Turalyon war überrascht gewesen, dass Lothar nicht Uther zu seinem Leutnant ernannt hatte. Vielleicht glaubte er, dass der Glaube des Paladins es ihm schwer gemacht hätte, mit weniger gläubigen Männern umzugehen.
Turalyon jedenfalls hatte sich durchaus geehrt gefühlt, auch wenn er sich fragte, was er denn Großartiges getan hatte, um sich diese Ehre zu verdienen.
Falls er sie denn überhaupt verdiente.
Lothar schien davon überzeugt zu sein. Der Held von Stormwind hatte genügend Erfahrung, um so etwas beurteilen zu können. Er war ein unglaublicher Krieger und ein beeindruckender Anführer dazu. Jemand, dem die Männer automatisch folgten. Die Sorte Mann, die jedem Respekt und Gehorsam abnötigte. Die Soldaten der Allianz nannten ihn »den Löwen von Azeroth«, was vom Anblick des Symbols auf seinem Schild kam, das durch die Reihen der Orcs im Hügelland schimmerte.
Turalyon fragte sich, ob er jemals selbst auch nur einen Hauch dieser Persönlichkeit besitzen würde.
Er fragte sich außerdem, ob er genauso fromm wie Uther werden konnte. Und ob aus seinem Glauben auch derartige Kräfte erwachsen würden.
Turalyon glaubte natürlich an das Heilige Licht. Das tat er seit seiner Kindheit. Der Dienst in der Priesterschaft hatte ihn dem herrlichen Licht näher gebracht. Aber er hatte es noch nie direkt gespürt, nicht mit voller Stärke, nur einen Schimmer seiner Gegenwart – oder wie es auf jemand anders wirkte. Nachdem er die Horde gesehen und sie im Kampf erlebt hatte, war sein Glaube schwächer denn je.
Das Heilige Licht befand sich in jedem lebenden Geschöpf, in jedem Herzen und jeder Seele. Es war überall, eine Energie, die alle fühlenden
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