WoW 03 - Im Stom der Dunkelheit
Wesen zu einem Ganzen verband.
Aber die Horde war fürchterlich, war monströs. Sie tat Dinge, die kein rationales Wesen tun würde, lasterhafte, schreckliche Dinge, jenseits aller Vergebung. Wie konnten solche Kreaturen Teil des Heiligen Lichts sein? Wie konnte sein heller Schein in solch völliger Dunkelheit wohnen?
Und wenn es doch da war, was sagte das über seine Stärke aus, wenn seine Reinheit und Liebe derart korrumpiert werden konnte? Und wenn die Horde
nicht
Teil des Heiligen Lichts war, dann war das Licht auch nicht überall, wie Turalyon es gelernt hatte.
Er war verwirrt. Und genau das war das Problem. Sein Glaube war nachhaltig erschüttert. Er hatte mehrmals zu beten versucht, seit sie auf die Horde getroffen waren. Aber es waren nur leere Worte gewesen. Er war nicht mit dem Herzen bei der Sache. Und ohne diese Hingabe bedeuteten diese Worte nichts, bewirkten nichts. Turalyon wusste, dass die anderen Paladine ein Segen für Soldaten sein konnten. Sie spürten das Böse. Sie heilten sogar schlimme Wunden durch eine einzige Berührung.
Aber er konnte das nicht. Turalyon war sich nicht sicher, ob er dieses Talent je besessen hatte. Auf jeden Fall besaß er es jetzt ganz gewiss nicht. Er fragte sich, ob er überhaupt jemals dazu fähig sein würde.
»Du bist still geworden.« Khadgar beugte sich zu ihm und stupste ihn mit einer Hand an. »Denk nicht zu viel nach, oder du fällst noch aus dem Sattel.«
Sein Tonfall war freundlich und klang nur leicht besorgt. Turalyon gab sein Bestes, um über den schwachen Witz zu lachen.
»Mir geht es gut«, versicherte er dem alt wirkenden Magier. »Ich fragte mich nur, was wir als Nächstes tun sollen.«
»Was meinst du?« Khadgar sah sich um und schaute zu den Truppen zurück, die hinter ihnen marschierten. »Du machst das doch schon alles prima. Halte die Männer in Bewegung und hoffe, dass wir die Horde erwischen, bevor sie zuviel Unheil anrichten kann.«
»Ich weiß«, antwortete Turalyon. »Ich wünschte nur, dass es einen Weg gäbe, wie wir die Horde
überholen
könnten – um Quel'Thalas vor ihnen zu erreichen. Vielleicht hat Alleria Recht, vielleicht sollte ich sie ziehen lassen. Aber wenn sie gefangen genommen wird, wenn ihr auch nur das Geringste zustoßen würde...« Er brach ab und schaute Khadgar an, der jetzt breit grinste. »Was?«
»Oh, gar nichts«, sagte sein Freund lachend. »Nur, wenn du dich um jeden deiner Soldaten derart sorgen würdest, könnten wir gleich aufgeben, weil du sie aus Angst, sie könnten sich verletzen, nicht in die Schlacht schicken würdest.«
Turalyon schlug freundschaftlich nach dem Magier, der sich unter dem Schlag wegduckte und immer noch lachte. So ritten sie weiter, gefolgt von ihrer Armee.
***
»Wir sind fast da«, versicherte Turalyon Alleria, die um sein Pferd herumlief, als würde es stillstehen.
»Das weiß ich!«, fuhr sie ihn an, ohne aufzusehen. »Dies ist meine Heimat. Ich kenne mich hier besser aus als Ihr!«
Turalyon seufzte. Die zwei Wochen hatten sich lange hingezogen. Eine Armee zu führen war anstrengend, auch wenn er auf anderen Märschen schon etwas Erfahrung gesammelt hatte. Der Unterschied war, dass vorher Lothar für die letztendliche Entscheidung verantwortlich gewesen war. Dieses Mal blieb alles an ihm hängen – was ihn mehrfach um den Schlaf gebracht hatte.
Und dann war da noch Alleria gewesen. Alle Elfen waren die ganze Zeit über gereizt gewesen und sorgten sich um Quel'Thalas. Aber sie waren dennoch ruhig geblieben, um die Belastung nicht noch zu verstärken.
Nicht so Alleria. Sie hatte jede Entscheidung angezweifelt: – warum sie durch das eine Tal zogen und nicht das andere; warum sie Lagerfeuer entzündeten, statt in der Kälte zu schlafen und kalt zu essen; warum sie bereits in der Dämmerung Rast einlegten, statt bis tief in die Nacht hinein zu marschieren.
Turalyon war schon nervös genug, aber Allerias permanente Nörgeleien hatten es zehnmal schlimmer gemacht. Er fühlte sich unter ständiger Beobachtung, und für jede Entscheidung erhielt er neue Missbilligung.
»Wir erreichen bald den Fuß der Hügel«, erinnerte er sie. »Dann sollten wir die Grenze nach Quel'Thalas sehen können und erkennen, wie weit uns die Horde voraus ist. Vielleicht sind sie aufgehalten worden, weil sie über die Berge kamen...« Lothar hatte die Wildhammerzwerge überredet, einen Kundschafter hinüber nach Alterac zu entsenden. Der Zwerg hatte Befehle für Admiral Proudmoore
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