WoW 05 - Der Tag des Drachen
über den Drachenmagier, die wohltuende Dunkelheit des Schlafs.
Und unterschätze die nicht, die du für bloße Handlanger hältst …
Die Bergfestung der Orcs war nicht nur wesentlich größer als Rhonin vermutet hatte, sie war auch wesentlich verworrener. Tunnel, von denen er zunächst annahm, sie würden ihn seinem Ziel näher bringen, knickten in andere Richtungen ab und führten oft sogar bergauf anstatt bergab. Einige endeten, ohne dass es einen Grund dafür zu geben schien. Einer dieser Tunnel zwang ihn dazu, den Weg fast eine Stunde lang zurück zu gehen, was ihn nicht nur wertvolle Zeit, sondern auch dringend benötigte und bereits schwindende Kraft kostete.
Hinzu kam, dass Deathwing während der ganzen Zeit kein einziges Mal gesprochen hatte. Obwohl Rhonin dem schwarzen Drachen nicht traute, wusste er doch, dass Deathwing ihn zu dem gefangenen Leviathan geführt hätte.
Was mochte die Aufmerksamkeit des Dunklen von ihm abgelenkt haben?
In einem unbeleuchteten Gang setzte sich der erschöpfte Magier schließlich auf den Boden, um auszuruhen. Er trug einen Wasserschlauch bei sich, den ihm die glücklosen Goblins gegeben hatten, und daraus trank Rhonin jetzt ein paar Schlucke. Danach lehnte er sich zurück und hoffte, dass einige Minuten der Entspannung ihm dabei helfen würden, seine Gedanken zu ordnen und die vor ihm liegenden Gänge mit neuen Kräften zu durchqueren.
Konnte er sich wirklich vorstellen, die Drachenkönigin zu befreien? Die Selbstzweifel hatten sich während der Reise durch den Berg beständig gesteigert. War er nur hierher gekommen, um glorreich zugrunde zu gehen? Sein Tod würde diejenigen, die bereits vor ihm gestorben waren, nicht zurück bringen, und sie alle hatten selbst entschieden, ihn zu begleiten.
Aber warum hatte er selbst sich zu so einer irrsinnigen Mission hinreißen lassen? Wenn er zurückdachte, konnte sich Rhonin gut an das erste Mal erinnern, als das Thema aufkam. Nach dem katastrophalen Ausgang, der seiner letzten Mission beschieden war, hatte man ihm verboten, an den Aktivitäten der Kirin Tor teilzunehmen und so verbrachte der junge Magier seine Tage damit, zu viel nachzugrübeln, zu wenig zu essen und niemanden zu Gesicht zu bekommen. Die Bedingungen seiner Bewährung erlaubten es niemandem, ihn zu besuchen, was seine Überraschung noch gesteigert hatte, als Krasus plötzlich vor ihm materialisiert war und seine Unterstützung angeboten hatte, sollte Rhonin bestrebt sein, in den Kreis der Zauberer zurückzukehren.
Rhonin hatte stets geglaubt, keines anderen Beistand zu benötigen, aber Krasus hatte ihn eines Besseren belehrt. Der Meistermagier hatte mit seinem jungen Kollegen lange über dessen verzweifelte Situation geredet, bis Rhonin ihn offen um Hilfe bat. Irgendwie waren sie auf Drachen zu sprechen gekommen und auf das Schicksal Alexstraszas, der roten Drachenkönigin, die von den Orcs gefangen gehalten wurde und wilde Bestien zum Ruhm der Horde ausbrüten musste. Obwohl die Hauptstreitmacht der Orcs längst vernichtet war, würden die Orcs, so lange Alexstrasza noch ihre Gefangene war, in Khaz Modan weiter gegen die Allianz anrennen und dabei zahllose Unschuldige töten.
An diesem Punkt war Rhonin zum ersten Mal die Idee gekommen, den Drachen zu befreien. Es war eine so irrsinnige Idee, dass Rhonin geglaubt hatte, niemand außer ihm könne darauf gekommen sein. Damals war sie ihm dennoch sinnvoll erschienen: Beweisen wollte er sich oder bei einer Mission sterben, über die man bis in alle Ewigkeit unter seinen Brüdern sprechen würde!
Krasus war immens beeindruckt gewesen. Der ältere Magier hatte sehr viel Zeit mit ihm verbracht, erinnerte sich Rhonin, hatte die Details mit ihm ausgearbeitet und den rothaarigen Zauberer wieder und wieder ermuntert. Rhonin musste sich selbst gegenüber im nachhinein sogar einräumen, dass er die Idee, ohne den beständigen Zuspruch seines Mentors, wahrscheinlich wieder fallen gelassen hätte. In gewisser Weise schien die Mission sogar eher die von Krasus, als seine eigene geworden zu sein. Aber was konnte der Gesichtslose für einen Nutzen daraus ziehen, wenn er seinen Schüler in solche Gefahr schickte? Wenn Rhonin siegte, würde ein wenig Ruhm vielleicht dem zufallen, der als Erster an ihn geglaubt hatte, aber wenn er verlor … Was hatte Krasus zu seiner Unterstützung bewogen?
Rhonin schüttelte den Kopf. Wenn er sich solche Fragen weiter stellte, würde er irgendwann glauben, dass sein Mentor die treibende
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