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WoW 05 - Der Tag des Drachen

WoW 05 - Der Tag des Drachen

Titel: WoW 05 - Der Tag des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Knaak
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mit schwarzen Augenhöhlen grinste ihn bösartig an.
    Instinktiv versuchte der erschrockene Zauberer, sich von der monströsen Fratze abzuwenden, doch das brachte ihm nur noch mehr Schmerz ein und die Erkenntnis, dass seine Hand- und Fußgelenke mit Schellen gefesselt waren. Er hatte keine Chance, dem über ihm befindlichen dämonischen Horrorwesen zu entkommen.
    Aber der Dämon rührte sich nicht. Langsam bezwang Rhonin seinen Schrecken und betrachtete die bewegungslose Kreatur genauer. Viel größer und breiter als ein Mensch, schien sie eine Rüstung aus brennenden Knochen zu tragen. Das zähnebleckende Grinsen hatte einfach den Grund, dass sein dämonischer Bewacher kein Fleisch besaß, das seinen Schädel bedeckt hätte. Er war von Feuer umgeben, und obwohl Rhonin keine Hitze fühlen konnte, die davon ausging, war er überzeugt, dass die Berührung dieser feurigen Knochenhände ausgesprochen schmerzvoll sein würde. Weil ihm nichts Besseres einfiel, sprach Rhonin die Kreatur an.
    »Was …
wer
bist du?«
    Keine Antwort. Vom Flackern der Flammen abgesehen, blieb die makabre Gestalt regungslos.
    »Kannst du mich hören?«
    Wieder nichts.
    Mit nun deutlich weniger Angst, dafür umso größerer Neugier, lehnte sich der Zauberer soweit nach vorn, wie seine Fesseln es ihm erlaubten. Probeweise schob er ein Bein vor und zurück. Immer noch erfolgte keine Reaktion, nicht einmal ein Blick in seine Richtung.
    So schrecklich diese Gestalt auch aussah, wirkte sie doch mehr wie eine Statue als ein Lebewesen. Trotz seines dämonischen Aussehens konnte es kein Dämon sein. Rhonin hatte Golems studiert, aber noch nie einen gesehen, jedenfalls keinen, der unentwegt brannte. Doch es konnte sich um nichts anderes handeln.
    Er runzelte die Stirn, als er über die Fähigkeiten nachdachte, die dieses Ungetüm wohl sein eigen nennen mochte. Es gab nur einen Weg, mehr darüber zu erfahren: Flucht!
    Er versuchte die Schmerzen zu ignorieren, als er seine unverletzten Finger vorsichtig bewegte, um einen Spruch zu weben, der ihn, so betete er, von dem monströsen Wächter befreien würde …
    Da streckte der Golem mit verblüffender Schnelligkeit seine Hand aus und bekam Rhonins ohnehin schon lädierten Finger zu fassen.
    Der Griff war eisern.
    Ein sengendes Feuer umschloss den Menschen, doch es war ein inneres Feuer, eines, das seine
Seele
verbrannte. Rhonin schrie wieder und wieder. So lange und laut, bis er nicht mehr schreien konnte.
    Kaum noch bei Bewusstsein, fiel sein Kopf zur Seite, und er betete, dass das Feuer entweder aufhören oder ihn vollends verschlingen möge.
    Der Golem zog seine Hand zurück.
    Die Flammen in Rhonins Inneren erstarben. Er schnappte nach Luft und schaffte es, den Kopf so weit zu heben, dass er den tödlichen Wächter ansehen konnte. Die groteske Physiognomie des Golems starrte ihn an, völlig unberührt von der Folter, die er seinem Opfer angetan hatte.
    »Verdammt – verdammt sollst du sein …!«
    Hinter dem Golem ertönte ein bekannt klingendes Glucksen, das dem Magier die Haare zu Berge stehen ließ.
    »Böse, böse!«, schrillte die hohe Stimme. »Wenn du mit Feuer spielst, wirst du dich daran verbrennen!«
    Rhonin neigte den Kopf zur Seite – zuerst sehr vorsichtig, dann, als er sah, dass sein monströser Wächter nicht reagierte, mit weniger Zurückhaltung. Nahe beim Eingang stand der drahtige Goblin, den Nekros Kryll genannt hatte; derselbe Goblin, von dem Rhonin wusste, dass er auch für Deathwing arbeitete.
    Tatsächlich trug Kryll auch jetzt das Medaillon mit dem schwarzen Kristall bei sich. Fast fand der Zauberer die Arroganz Krylls bewundernswert. Nekros würde sich doch mit Sicherheit fragen, warum sein Diener Rhonins Amulett behalten hatte.
    Kryll fing seinen Blick auf. »Meister Nekros hat dich nie damit gesehen, Mensch – und wir Goblins haben eine Vorliebe für hübsche Schmuckstücke!«
    Es musste noch andere Gründe geben. »Er ist auch zu beschäftigt, um es zu bemerken, nicht wahr?«
    »Schlau, Mensch, sehr schlau! Und wenn du es ihm sagen würdest, würde er nicht zuhören. Armer, armer Meister Nekros! Er hat viel zu tun! Drachen- und Eier-Umzüge machen ganz schön Arbeit, weißt du?«
    Der Golem schien sich überhaupt nicht um Krylls Anwesenheit zu scheren, doch das überraschte Rhonin nicht. Er würde Kryll nur angreifen, wenn dieser versuchte, den Zauberer zu befreien.
    »Also dienst du Deathwing …«
    Der Goblin verzog unwillkürlich das Gesicht. »Seine Befehle habe ich

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