WoW 05 - Der Tag des Drachen
hatte sie es tief unter den Falten ihres Gewands verborgen. Ihr Reiseumhang, der mittlerweile ziemlich abgenutzt war, bedeckte es zum größten Teil, doch falls jemand genau hinschaute, würde er zumindest die Kette erkennen können.
Kurz nach ihrer Rückkehr zur Truppe hatte Rom Gimmel beiseite gezogen, um mit ihm zu sprechen. Die Elfe hatte bemerkt, wie beide ihr immer wieder Blicke zuwarfen, während sie sich unterhielten. Offensichtlich wollte Rom, dass sein Stellvertreter über Krasus' Entscheidung Bescheid wusste, und dem Gesicht nach zu urteilen, das der andere Zwerg zog, war dieser ebenso wenig davon begeistert wie Rom.
Kaum war das letzte Abendlicht versiegt, machten sich die Zwerge daran, die Steine methodisch zu entfernen. Vereesa sah keinen Grund, warum dieser oder jener Stein vor dem nächsten bewegt werden musste, aber Roms Leute ließen sich nicht davon abbringen. Schließlich setzte sie sich hin und versuchte, nicht mehr daran zu denken, wie viel Zeit vor ihren Augen verschwendet wurde.
Als die letzten Steine beseitigt waren, vernahm sie die Stimme des Zauberers in ihrem Kopf. Sofort fiel ihr auf, wie erschöpft er klang.
Der Weg nach draußen … ist er frei, Vereesa Windrunner?
Sie drehte sich um und gab vor zu husten, um zu murmeln: »Sie sind gerade fertig geworden.«
Dann könnt Ihr losgehen. Wenn Ihr draußen seid, nehmt den Talisman aus seinem Versteck. Dies wird es mir möglich machen zu sehen, was vor Euch liegt. Ich werde nicht mehr sprechen, bis Ihr und der Aerie-Zwerg aus den Tunneln heraus seid.
Als sie sich wieder umdrehte, näherte sich ihr Falstad. »Seid Ihr bereit, meine Elfherrin? Die Hügelzwerge wollen uns, so scheint mir, schnellstens loswerden.«
Tatsächlich stand Rom am Ausgang, und seine undeutlich zu erkennende Gestalt winkte den beiden ungeduldig zu. Eine Aufforderung, hinaus zu klettern. Vereesa und Falstad eilten zu ihm und an ihm vorbei. Sie zogen sich zur erweiterten Öffnung hinauf, so gut es ihnen möglich war. Der Fuß der Waldläuferin rutschte einmal ab, doch sie konnte ihr Gleichgewicht halten. Die Zugluft über ihr spornte sie an. Sie mochte die Unterwelt nicht sonderlich und hoffte, dass die Umstände es nicht erfordern würden, so bald wieder dorthin zurück zu kehren.
Falstad, der zuerst oben anlangte, streckte eine Hand aus, um ihr zu helfen. Ohne große Mühe zog er sie zu sich hoch.
Sofort begannen die Zwerge, das Loch wieder zu füllen. Es wurde schnell kleiner, noch während Vereesa sich an ihre neue Umgebung gewöhnte.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Falstad. »Hinaufklettern?«
Er zeigte zum Fuß des Berges, der auch jetzt, in der Dunkelheit, augenscheinlich eine senkrechte Steilwand besaß, die sich mehrere Hundert Fuß in die Höhe reckte. So sehr sie sich auch bemühte, konnte die Elfe keinen Zugang entdecken. Das verwunderte sie. So wie Rom sich ausgedrückt hatte, hätten sie den Eingang sofort erkennen müssen.
Sie drehte sich um, wollte nach ihm rufen, musste aber feststellen, dass fast nichts mehr von dem Spalt übrig war. Vereesa kniete sich nieder und presste ein Ohr an den Spalt, konnte aber nichts hören.
»Vergesst sie, meine Elfendame. Sie haben sich wieder versteckt.« Falstads Ton drückte Verachtung für seine Vettern aus den Hügeln aus.
Die Elfe nickte. Sie erinnerte sich wieder an Krasus' Anordnungen, öffnete ihren Umhang, nahm das Medaillon hervor und platzierte es zwischen ihren Brüsten. Vereesa hoffte, dass der Zauberer im Dunkeln sehen konnte, sonst würde er ihnen jetzt keine große Hilfe sein.
»Was ist das?«
»Hilfe … hoffe ich jedenfalls.« Krasus hatte ihr zwar aufgetragen, es für sich zu behalten, doch sicher erwartete er nicht, dass sie auch Falstad im Ungewissen ließ. Der Zwerg hätte sonst denken können, sie sei plötzlich verrückt geworden, wenn sie anfing mit sich selbst zu reden.
Ich kann alles ziemlich klar erkennen
, ließ sich der Zauberer vernehmen, und sie zuckte zusammen.
Danke.
»Was ist los? Warum zuckt Ihr so?«
»Falstad, weißt du, dass die Kirin Tor Rhonin auf eine Mission entsendet haben?«
»Aye, ihr weiß über diese Narretei Bescheid. Warum?«
»Dieses Medaillon hier stammt von dem Zauberer, der Rhonin auserwählt und auf seine
wahre
Mission geschickt hat – welche wohl auch erforderte, dass er diesen Berg betritt.«
»Aus welchem Grund?« Er klang nicht sonderlich überrascht.
»Das ist mir bisher noch nicht erklärt worden. Dieses Medaillon hier macht es dem
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