WoW 05 - Der Tag des Drachen
zerstörte Hand, der ihn davon überzeugte, dass die Blutung tatsächlich gestoppt war, rief der Zauberer einen blauen Kristall herbei, um noch einmal einen Blick auf die Behausung des »Nobelmannes« werfen zu können. Ein furchtbarer Gedanke war ihm soeben gekommen, einer, den er nach allem, was geschehen war, nun mit einem kurzen, risikolosen Blick bestätigen zu können glaubte.
Da!
Die Spuren der Magie waren unverkennbar. Krasus folgte ihnen, begutachtete ihre Verstrickungen. Er musste vorsichtig sein, um nicht das Böse, dem er gerade entronnen war, erneut zu wecken.
Dann bekam er seinen gesuchten Beweis. Die Kunstfertigkeit, mit welcher der
Unstillbare Hunger
gewirkt worden war, und die Komplexität, durch die sich seine Essenz verändert hatte, um Krasus' erste Gegenwehr zu vereiteln – deutete beides auf ein Wissen und ein Geschick hin, das sogar das der Kirin Tor übertraf, der fähigsten Magier, die Menschen und sogar Elfen aufzubieten hatten.
Doch es gab noch eine andere Rasse, deren Umgang mit der Magie begann, noch bevor sich die Elfen damit befassten.
»Ich weiß jetzt, wer du bist …!«, keuchte Krasus und beschwor ein Bild von Prestors stolzer Gestalt herauf. »Ich weiß jetzt, wer du bist, trotz der Maske, die du gewählt hast.« Er hustete und rang nach Atem. Die Tortur hatte Krasus ausgelaugt, doch die Erkenntnis, mit wessen Macht er auf vielfältige Weise konfrontiert worden war, traf ihn schwerer als jeder Zauber es vermocht hätte. »Ich habe dich erkannt …
Deathwing!
«
Sieben
Duncan brachte sein Pferd zum Stehen. »Irgendetwas stimmt hier nicht.«
Rhonins eigene Einschätzung ging in dieselbe Richtung, und unter Berücksichtigung der Ereignisse in der Festung, begann er sich zu fragen, ob das, was sie gerade beobachteten, etwas mit seiner Mission zu tun hatte.
In der Ferne lag Hasic, aber ein stilles, schweigendes Hasic. Der Zauberer hörte nicht das kleinste Zeichen von Geschäftigkeit. Ein Hafen wie dieser hätte von Leben wimmeln und erfüllt sein sollen von einem Lärm, laut genug, um bis zu ihnen vorzudringen.
Und doch war, abgesehen von ein paar Vögeln, nicht das geringste Lebenszeichen ausmachen.
»Uns hat keine Kunde von Schwierigkeiten erreicht«, wandte sich der Hauptmann der Paladine an Vereesa. »Wäre dies der Fall gewesen, hätten wir unverzüglich einen Trupp hierher entsandt.«
»Vielleicht sind wir nur ein wenig nervös nach dieser Reise.« Doch selbst die Waldläuferin sprach in einem leisen, wachsamen Tonfall.
Sie verharrten so lange, dass Rhonin die Dinge schließlich selbst in die Hand nahm. Zur Überraschung der anderen trieb er sein Reittier vorwärts, wild entschlossen, Hasic nötigenfalls auch allein zu betreten.
Vereesa folgte ihm rasch, und Lord Senturus schloss sich ihr an – natürlich. Rhonin unterdrückte jeden Anflug von Belustigung, als der Ritter der Silbernen Hand sich vordrängte, um die Führung zu übernehmen. Eine Weile würde er mit Duncan Senturus' Arroganz und Wichtigtuerei noch leben können. Auf die eine oder andere Weise würde er dann jedoch im Hafen die unerwünschte Gesellschaft aufkündigen.
Das hieß … falls der Hafen noch existierte.
Selbst ihre Pferde spürten die widernatürliche Stille und wurden zunehmend unruhiger. Zwischendurch musste Rhonin sein Tier regelrecht anspornen, damit es überhaupt weiter ging. Keiner der Ritter, und das war bedenklich genug, kommentierte die Probleme des Zauberers mit dummen Witzen.
Als sie sich dem Ziel weiter näherten, empfingen sie zu ihrer aller Erleichterung endlich schwache Lebenszeichen aus Richtung des Hafens. Ein Hämmern. Ein paar erhobene Stimmen. Das Rattern von Fuhrwerken … Nicht viel, aber immerhin ein Beleg dafür, dass Hasic sich nicht in eine Geisterstadt verwandelt hatte.
Dennoch näherten sie sich vorsichtig und im Bewusstsein, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Vereesa und die Ritter hatten ihre Hand am Schwertgriff, während Rhonin im Geiste sein Repertoire an Zaubersprüchen durchging. Niemand wusste, was sie erwartete, aber sie alle waren überzeugt, es sehr bald zu erfahren.
Und gerade, als sie in Sichtweite des Stadttores kamen, bemerkte Rhonin drei Unheil verkündende Schemen, die in den Himmel aufstiegen.
Das Pferd des Zauberers scheute. Vereesa griff Rhonin in die Zügel und brachte das Tier unter Kontrolle. Einige der Ritter setzten an, ihre Schwerter zu ziehen, doch Duncan bedeutete ihnen sofort, ihre Waffen stecken zu
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