WoW 05 - Der Tag des Drachen
Falstad sein Tier auf die Wolke zu getrieben, selbst auf das eindeutige Risiko hin, dass Deathwing sich in ihr verbarg. Der Dunkle war jedoch nirgends zu entdecken gewesen. Der größte und schrecklichste der Drachen schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
»Das bringt nichts, meine Elfendame«, rief der Greifenreiter schließlich. »Wir müssen landen. Weder wir noch mein armes Reittier können die Sache ohne Pause fortsetzen.«
Sie musste ihm zustimmen, auch wenn ein Teil von ihr noch immer die Jagd fortsetzen wollte. »In Ordnung.« Sie betrachtete die unter ihnen liegende Landschaft. Küste und Wälder waren längst durch eine felsigere, ungastlichere Gegend abgelöst worden, die sich, wie die Waldläuferin wusste, schließlich zum Felsmassiv von Grim Batol auftürmen würde. Es gab noch immer bewaldete Flecken, doch insgesamt war kaum Deckung zu finden. Sie würde sich in den Hügeln verstecken müssen, um vor den Blicken der drachenreitenden Orcs geschützt zu sein. »Was ist mit der Stelle dort drüben?«
Falstad folgte ihrem ausgestreckten Finger. »Diese zerklüfteten Hügel, die wie meine Großmutter aussehen, mit Bart und allem Pi-pa-po? Aye, das ist eine gute Wahl. Dort werden wir landen!«
Der ausgelaugte Greif folgte dankbar dem Befehl zum Sinkflug. Falstad lenkte ihn zunächst zu der größten Hügel-Ansammlung und dann auf etwas zu, das wie ein kleines Tal aussah. Vereesa klammerte sich fest, als das Tier landete und hielt nach möglichen Bedrohungen Ausschau. So tief in Khaz Modan hatten die Orcs wahrscheinlich Außenposten errichtet.
»Dem Himmel sei Dank!«, brummte der Zwerg beim Absteigen. »So sehr ich die Weite des Himmels liebe – war es eindeutig zu lang, um ganz gleich auf was auch immer sitzen zu müssen.« Er kraulte die Haarmähne des Greifen. »Aber du bist ein gutes Tier und hast dir dein Wasser und Futter verdient.«
»Ich habe einen Bach in der Nähe gesehen«, meinte Vereesa. »Vielleicht gibt es dort auch Fische.«
»Dann wird er sie finden, wenn er Lust danach verspürt.« Falstad nahm das Zaumzeug und die übrige Ausrüstung von seinem Greifen ab. »Und er wird sie ganz alleine finden.« Er klopfte dem Greif auf das Hinterteil, und das Tier sprang in die Luft, nun, da es von seiner Last befreit war, plötzlich wieder sehr viel schwungvoller.
»Ist das klug?«
»Meine hochverehrte Elfendame, Fisch ist im allgemeinen keine sehr sättigende Mahlzeit für einen wie ihn. Am Besten lässt man ihn auf eigene Faust nach etwas Angemessenem jagen. Er wird zurückkommen, sobald er seinen Hunger gestillt hat, und sollte ihn jemand sehen … nun, selbst in Khaz Modan gibt es noch hie und da ein paar wilde Greife.« Auf ihren nicht sonderlich beruhigten Blick hin, fügte Falstad hinzu: »Er wird nur kurz unterwegs sein. Gerade lange genug, um uns die Zeit zu geben, auch für uns ein Mahl zuzubereiten.«
Sie hatten Vorräte dabei, die der Zwerg sofort aufteilte. Da es einen Bach in der Nähe gab, stillten sie ihren Durst am restlichen Inhalt ihrer Wasserbeutel. Ein Feuer, so tief in orc-kontrolliertem Gebiet, stand außer Diskussion, doch es schien keine kalte Nacht zu werden.
Wie vorhergesagt, kehrte der Greif bald darauf mit gut gefülltem Magen zurück. Das Tier ließ sich neben Falstad nieder, der, während er fertig aß, eine Hand sanft auf den Kopf des Geschöpfes legte.
»Ich habe zwar aus der Luft nichts gesehen«, sagte er schließlich, »doch wir haben keine Garantie, dass keine Orcs in der Nähe sind.«
»Sollen wir uns mit dem Wachehalten abwechseln?«
»Das ist wohl das Beste. Soll ich die erste Schicht übernehmen oder wollt Ihr …?«
Zu aufgewühlt, um Schlaf zu finden, machte Vereesa den Anfang. Falstad hatte nichts einzuwenden und legte sich, ungerührt von den Verhältnissen, sofort hin, um binnen Sekunden einzuschlummern. Vereesa beneidete den Zwerg um dieses Talent und wünschte sich, es auch zu besitzen.
Die Nacht kam ihr, verglichen mit den Nächten in den Wäldern ihrer Kindheit, zu ruhig vor, doch sie rief sich ins Gedächtnis, dass dieses felsige Land bereits seit vielen Jahren von den Orcs geplündert wurde. Sicher, es gab noch eine Tierwelt – wie der volle Magen des Greifen bewies –, doch die meisten Geschöpfe in Khaz Modan waren weit vorsichtiger als die daheim in Quel'Thalas. Sowohl die Orcs, als auch ihre Drachen waren ständig auf Jagd nach Frischfleisch.
Vereinzelte funkelten ein paar Sterne am Himmel, doch ohne die herausragende
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