WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
die Angelegenheit zu sprechen, nachdem wir den Bericht gehört haben. Wir können nur keine Entscheidung über unser weiteres Vorgehen fällen.«
Korialstrasz senkte sein Haupt und ließ seinen Reiter absteigen. Mit ausdruckslosem Gesicht trat Krasus vor die versammelten Riesen und versuchte dabei, den Wächter der Erde nicht anzusehen. Alexstraszas Blicke ermutigten ihn, sodass der Drachenmagier wusste, was er zu tun hatte.
»Ich bin einer der Euren«, verkündete er mit einer Stimme, so laut wie die der ihn umgebenden Leviathane. »Die Königin des Lebens kennt meinen Namen, aber für den Augenblick bin ich einfach nur Krasus!«
»Er brüllt gut, der Kleine«, scherzte Malygos.
Krasus sah ihn an. »Das ist nicht die Zeit für Scherze, vor allem nicht, was Euch angeht, Wächter der Magie. Die Dinge sind aus dem Lot geraten. Ein furchtbarer Fehler, eine Störung der Realität bedroht alles … absolut alles!«
»Wie dramatisch«, kommentierte Neltharion beinahe gelangweilt.
Krasus musste sich zusammenreißen, um nicht die Wahrheit über den Schwarzen Drachen zu enthüllen. Zumindest noch nicht …
»Hört meine Geschichte«, beharrte Krasus. »Hört und versteht sie … denn am Horizont lauert eine weit größere Gefahr, eine, die
uns
betrifft. Hört zu …«
Doch als er die ersten Worte seiner Geschichte aussprechen wollte, musste Krasus erkennen, dass ihm seine Zunge nicht mehr gehorchte. Anstelle klarer Sätze stieß er nur unvollständige Silben hervor.
Die meisten versammelten Drachen zeigten sich verwirrt von seinem seltsamen Benehmen. Krasus blickte rasch zu Alexstrasza, suchte ihre Hilfe, aber sie wirkte ebenso irritiert wie die anderen.
Im Kopf des Magiers begann sich alles zu drehen. Schwindel übermannte ihn und ließ ihn taumeln. Schwachsinnige Worte kamen über seine Lippen, aber Krasus wusste ohnehin längst nicht mehr, was er hatte verkünden wollen.
Als seine Beine unter ihm nachgaben und der Schwindel ihn vollends übermannte, erklang unerwartet die tödlich sanfte Stimme von Neltharion in seinem Geist.
Ich hatte dich gewarnt …
Siebzehn
Die Dunkelheit kam, und die Welt der Nachtelfen erwachte. Händler öffneten ihre Geschäfte, während die Gläubigen zum Gebet strömten. Die Nachtelfen lebten ihr Leben und fühlten sich wie an jedem anderen Abend. Sie konnten mit der Welt anstellen, was ihnen beliebte, ganz gleich, was die niederen Völker darüber denken mochten.
Aber einige stießen auf unerwartete Hemmnisse in ihrem täglichen Leben, Kleinigkeiten, die ihre tägliche Routine unterbrachen.
Ein hoher Magier der Mondgarde, der sein langes weißes Haar zum Zopf zusammengebunden trug, richtete geistesabwesend einen Finger auf eine Weinkaraffe auf der anderen Seite des Zimmers. Gleichzeitig studierte er eine Sternenkarte als Vorbereitung auf einen wichtigen Zauber, den sein Orden geplant hatte. Auch wenn er zu den ältesten Zauberern zählte, hatten seine Fähigkeiten nicht nachgelassen, deshalb behielt er auch weiterhin seine hohe Position. Zu zaubern war ebenso Teil seiner Existenz wie zu atmen. Man tat es einfach und ganz normal, ohne darüber nachdenken zu müssen.
Der Knall, der ihn zusammenzucken und die Karte beinahe in der Mitte entzwei reißen ließ, stammte vom plötzlichen Aufprall der Karaffe auf dem Boden. Wein und Glas verteilten sich über den grün-roten Teppich, den der Zauberer erst kürzlich erworben hatte.
Wütend schnippte er mit den Fingern in Richtung des verschütteten Weins. Glasscherben begannen zu schweben, während der Wein zusammenfloss und die Form der Karaffe annahm, in der er sich befunden hatte. Das Glas begann, sich um den Wein zu formen …
Aber nur eine Sekunde später verteilte sich wieder alles auf dem Teppich und verursachte noch mehr Scherereien als zuvor.
Der alte Zauberer starrte darauf. Grimmig das Gesicht verzogen schnippte er erneut mit seinen Fingern.
Dieses Mal hielten sich Glas und Wein an den Befehl, den er ihnen gegeben hatte, bis nicht einmal mehr die Ahnung eines Flecks zurückblieb. Allerdings bewegten sie sich zögernd und benötigten wesentlich mehr Zeit, als der Zauberer der Mondgarde erwartet hätte.
Der alte Nachtelf kehrte zu seiner Karte zurück und versuchte sich auf das bevorstehende Ereignis zu konzentrieren. Aber sein Blick schweifte immer wieder zur Karaffe. Irgendwann richtete er den Finger darauf … senkte ihn jedoch unverrichteter Dinge wieder und drehte seinen Sessel anschließend so, dass
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