WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
geschehen, dann muss es geschehen. Für ein ruhmreiches Ziel müssen Opfer gebracht werden. Das habe ich stets gesagt.«
Varo'then neigte den Kopf. »Eure Weisheit ist grenzenlos.«
Die Königin nahm dieses Kompliment mit der gleichen königlichen Gelassenheit entgegen, mit der sie die vielen anderen Komplimente, die sie täglich erhielt, hinnahm. Mit einem Blick auf das Massaker unter ihr, fragte Azshara: »Wird es noch lange dauern? Wird auch der Erhabene bald eintreffen?«
»Das wird er, meine Königin … und man sagt, dass Mannoroth ihn
Sargeras
nennt.«
»Sargeras …« Königin Azshara spürte den Namen auf ihrer Zunge und auf ihren Lippen. »Sargeras … ein trefflicher Name für einen Gott.« Sie legte eine Hand auf ihre Brust. »Ich hoffe, man wird mir früh genug Bescheid geben, wenn er zu uns kommt. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn ich ihn nicht selbst begrüßen könnte.«
»Ich werde persönlich darauf achten, dass man Euch so früh wie möglich informiert«, versicherte Varo'then und verbeugte sich. »Vergebt mir, meine Königin, aber die Pflicht ruft mich.«
Sie entließ ihn mit einer lässigen Handbewegung, war immer noch fasziniert vom Anblick der Stadt und dem wahren Namen des Gottes. Der Hauptmann ließ sie mit ihrer Leibwache allein.
In ihrer Phantasie stellte sich Azshara die neue Welt vor, die auf den Grundmauern der alten entstehen würde. Eine noch großartigere Stadt, ein wahres Monument ihres Ruhmes. Sie würde nicht mehr den Namen Zin-Azshari tragen, auch wenn dies eine noble Geste ihres Volks gewesen war. Nein, das nächste Mal würde sie einfach
Azshara
genannt werden. Das war Königin Azsharas Domizil sehr viel angemessener. Sie sprach es zweimal laut aus und genoss den Klang des Wortes. Sie hätte diese Änderung bereits vor langer Zeit durchsetzen sollen, doch das war jetzt nicht mehr wichtig.
Dann kam ihr ein weiterer, interessanterer Gedanke. Natürlich war sie die Vollkommenste ihres Volkes, aber es gab da einen, der noch ruhmreicher, noch gewaltiger war … und schon bald würde er eintreffen.
Sein Name war Sargeras.
»Sargeras«, flüsterte sie. »Sargeras, der Gott …« Ein beinahe kindliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. »… und seine Gemahlin Azshara …«
Im Abstand von nur wenigen Minuten trafen Boten in Black Rook Hold ein. Alle wollten sofort mit dem Herrn der Festung sprechen, denn jeder brachte wichtige Neuigkeiten.
Und mit jeder Nachricht, die Lord Ravencrest erhielt, wurde die Lagebeschreibung düsterer.
Die Zauberei war den Nachtelfen praktisch gestohlen worden. Sogar die Begabtesten vermochten nur noch wenig auszurichten. Hinzu kam, dass Zauber, die darauf beruhten, dass der Quelle ständig Kraft entzogen wurde, plötzlich nicht mehr funktionierten, was mancherorts katastrophale Folgen hatte. Allenthalben brach Panik aus. Man konnte nichts weiter tun, als gegen das Chaos anzukämpfen.
Vom wichtigsten Ort des Landes, der Region rund um Zin-Azshari, hatte man nichts gehört.
Bis zu dieser Stunde.
Der Bote, der von den Wachen eingelassen wurde, konnte kaum noch stehen. Seine Rüstung hatte man ihm teilweise vom Körper gerissen, und blutige Wunden übersäten seinen Körper. Er taumelte vor Lord Ravencrest und kniete nieder.
»Hat er Speise und Trank bekommen?«, fragte der Adlige. Als niemand eine Antwort wusste, erteilte er einem Soldaten, der an der Tür stand, einen entsprechenden Befehl. Nur Sekunden später erhielt der Ankömmling zu essen und zu trinken.
Zu den ungeduldig Wartenden zählten auch Rhonin und seine Gefährten. Sie waren zwar keine Gefangenen mehr, konnten ihren neuen Status jedoch schwer einschätzen. Keine Verbündeten wohl, aber auch keine Außenseiter. Der Zauberer hatte sich zum Schweigen entschlossen und hielt sich im hinteren Teil des Raumes auf. Damit wollte er dafür sorgen, dass er nicht erneut wie ein Gefangenen behandelt wurde.
»Kannst du jetzt sprechen?«, fragte Ravencrest den Boten, nachdem er ein paar Früchte gegessen und fast einen halben Schlauch voll Wasser ausgetrunken hatte.
»Ja … vergebt mir, Herr … dass ich vorher nicht dazu in der Lage war.«
»Wenn ich deinen Zustand betrachte, kann ich kaum glauben, dass du es überhaupt bis hierher geschafft hast …«
Der Nachtelf, der vor ihm kniete, warf einen Blick auf die anderen Versammelten. Rhonin bemerkte den gehetzten Ausdruck in seinen Augen. »Ich kann selbst kaum glauben, dass ich hier bin … Milord.« Er hustete. »Milord – ich
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