WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
langsamen Tod.
Und oft wählte er die bereitwillige Hand von Varo'then, um diesen Tod zu schenken.
»Wir waren vorsichtig, Hauptmann Varo'then«, erklärte einer der Soldaten rasch. »Sie werden beide die Reise überleben …«
Der Hauptmann nickte. Es erstaunte ihn noch immer, wie der Berater der Königin überhaupt die Präsenz dieser ungewöhnlichen Fremden entdeckt hatte. Als er den treuen Varo'then zu sich gerufen hatte, hatte Lord Xavius nur erklärt, es habe eine seltsame Manifestation gegeben und er wolle, dass der Hauptmann sie untersuche. Er solle jede ungewöhnliche Person mitbringen, die er in der Umgebung des Phänomens anträfe. Varo'thens stets scharfe Augen hatten das leichte Runzeln auf der Stirn des Beraters der Königin bemerkt, den einzigen Hinweis darauf, dass ihn diese unbekannte »Manifestation« mehr verstörte, als er es zugeben wollte.
Varo'then betrachtete die Gefangenen, während ihre gefesselten Körper rücksichtslos über einen der Panther geworfen wurden. Was auch immer der Berater erwartet hatte, es war sicher nicht dieses Paar hier gewesen. Der Schwache, dem der letzte Zauber gelungen war, hatte eine vage Ähnlichkeit mit einem Nachtelf, aber seine Haut war bleich, fast weiß. Der andere, offensichtlich ein jüngerer und viel talentierterer Magier … nun, Varo'then wusste nicht, was er von ihm halten sollte. Auch er hatte eine leichte Ähnlichkeit mit den Nachtelfen, aber er gehörte offensichtlich einem anderen Volk an. Der erfahrene Soldat hatte noch nie eine Kreatur wie diese gesehen.
»Egal. Lord Xavius wird das schon klären«, murmelte Varo'then leise. »Und wenn er ihnen alle Gliedmaßen ausreißen oder sie lebendig häuten muss, um die Wahrheit zu ergründen.«
Und für welche Methode der Berater sich auch entscheiden mochte, der gute, treue Hauptmann Varo'then würde zur Stelle sein, um ihm dabei mit ganzer Erfahrung zur Hand zu gehen.
Sechs
Es war ein von tiefen Sorgen geplagter Malfurion, der in sein Haus in der Nähe der Tosenden Fälle zurückkehrte, das gleich hinter der großen Nachtelfen-Siedlung Suramar lag. Er hatte diesen Ort wegen der Ruhe und der ungestörten Natur in der Umgebung der Fälle gewählt. Er kannte keinen anderen Ort, der so friedlich war, außer vielleicht Cenarius' versteckten Hain.
Malfurions schlichtes Zuhause, ein niedriges, rundliches Domizil, aus Bäumen und Erde geformt, bot einen starken Kontrast zu den Häusern der meisten Nachtelfen. Dem jungen Mann lag nichts an den grellen Farbphalanxen, die von der Tendenz seines Volkes zeugten, einander ausstechen zu wollen. Die Farben seines Zuhauses waren jene der Erde und des Lebens – das Grün des Waldes, das satte, fruchtbare Braun – und die Farbtöne, die ihnen am nächsten standen. Er versuchte, sich an seine Umgebung anzupassen, und nicht die Natur zu zwingen, sich ihm anzupassen, wie es das Trachten seines Volkes war.
Doch nichts an seinem Haus konnte Malfurion in dieser Nacht auch nur das geringste Gefühl des Trostes vermitteln. Noch immer zeichneten sich die Gedanken und Bilder, die er erfahren hatte, als er den Grünen Traum beschritt, extrem klar in seinem Geist ab. Er hatte Türen in seiner Vorstellungskraft geöffnet, von denen er sich nun verzweifelt wünschte, er könne sie wieder schließen. Doch er wusste, dass dies unmöglich war.
»Die Visionen, die du im Grünen Traum siehst, sie können vieles bedeuten«, hatte Cenarius ihm erklärt. »Selbst das, von dem du glaubst, dass es real ist – wie zum Beispiel dein Bild von Zin-Azshari –, ist es möglicherweise nicht, denn das Traumland spielt seine eigenen Spiele mit unserem begrenzten Geist …«
Malfurion wusste, dass der Halbgott nur versucht hatte, ihn zu beruhigen. Er war überzeugt, dass das, was er gesehen hatte, die Wahrheit gewesen war. Er hatte bemerkt, dass Cenarius sich ebenso viele Sorgen wegen der tollkühnen Zauberei in Azsharas Palast machte wie sein Schüler.
Die Macht, die die Hochgeborenen beschworen hatten … wozu mochte sie dienen? Merkten sie nicht, dass das Gewebe der Welt in der Nähe der Quelle kurz vor dem Zerreißen stand? Es erschien ihm weiterhin unvorstellbar, dass die Königin ein solch leichtfertiges und möglicherweise zerstörerisches Wirken zuließ … und doch konnte sich Malfurion nicht von der Gewissheit befreien, dass sie ebenso sehr ein Teil dieser Vorgänge war wie ihre Untergebenen. Azshara war nicht einfach nur eine symbolische Galionsfigur, sie herrschte
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