WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
Krasus' Einschätzungen einer Lage zu verlassen.
»Und was würde passieren, wenn wir doch versuchten zu gehen?«
Sein Gefährte zeigte auf die Blumen. »Sie würden uns aufhalten.«
»Die
Pflanzen
?«
»Vertrau mir, Rhonin. Ich weiß, wovon ich spreche.«
Einerseits neugierig, was die Blumen gegen ihn unternehmen wollten, entschied sich der Zauberer am Ende doch, kein unnötiges Risiko einzugehen. Krasus war offenbar der Ansicht, dass keine Gefahr bestand, so lange sie nur blieben, wo sie waren. Doch nun, da sie beide bei Bewusstsein waren, konnten sie vielleicht einen Fluchtplan entwickeln.
Sein knurrender Magen erinnerte Rhonin daran, dass er einen Tag oder noch länger geschlafen hatte, ohne etwas zu sich zu nehmen.
Bevor er noch ein Wort sagen konnte, reichte ihm Krasus eine Schüssel mit Früchten und einen Krug Wasser. Der Mensch verschlang die Früchte schnell und gierig, und obwohl sie seinen Hunger nicht vollkommen stillten, wurde er zumindest nicht länger durch seinen knurrenden Magen gestört.
»Unser Gastgeber hat seit heute Morgen kein neues Essen mehr gebracht. Ich rechne sehr bald mit ihm … vor allem, da er wahrscheinlich weiß, dass du erwacht bist.«
»Er weiß es?« So etwas hörte Rhonin gar nicht gern. Der Mann, der sie gefangen hielt, schien mehr Kontrolle auszuüben, als dem Zauberer lieb war. »Wer ist dieser Kerl?«
Krasus' Gesicht sah aus, als sei ihm die Antwort aus irgendeinem Grund peinlich. »Er heißt Cenarius. Sagt dir dieser Name etwas?«
Cenarius …
Der Name schien vertraut, doch nur sehr vage. Cenarius. Ein Begriff aus seinen Studien, jedoch nicht direkt mit Magie verbunden. Er musste an Geschichten denken, Mythen, an …
… einen
Waldgott
?
Rhonins Augen verengten sich. »Wir sind die Gäste eines Waldgottes?«
»Eines Halbgottes, um genau zu sein … und damit immer noch eine Macht, die selbst mein Volk respektiert.«
»Cenarius …«
»Ihr sprecht von mir, und hier bin ich!«, kicherte eine Stimme von überall her. »Ich heiße Euch willkommen, Zauberer, den man Rhonin nennt!«
Eine gewaltige, nichtmenschliche Gestalt trat in das Mondlicht. Sie schien halb Elf, halb Hirsch zu sein und überragte sogar den großen, dünnen Krasus. Rhonin starrte mit offenem Erstaunen auf das Geweih, das bärtige Gesicht und den seltsamen Körper.
»Ihr habt lange geschlafen, junges Wesen, und so bezweifle ich, dass das Essen, das ich Euch früher brachte, für Euren Hunger gereicht hat.« Er machte eine Geste, die hinter die beiden Zauberer gerichtet war. »Hier ist mehr für euch beide.«
Rhonin blickte über seine Schulter. Wo die leere Schüssel gestanden hatte, war jetzt eine neue, und sie war bis oben hin mit Früchten gefüllt. Außerdem lag auf einem hölzernen Teller direkt daneben ein dickes Stück Fleisch, das, dem Geruch nach zu urteilen, genauso zubereitet war, wie der Magier es am liebsten mochte. Rhonin zweifelte nicht daran, dass auch der Wasserkrug wieder gefüllt war.
»Ich danke Euch«, begann der menschliche Zauberer und versuchte, sich durch das neben ihm stehende Essen nicht ablenken zu lassen. »Aber ich wollte Euch eigentlich fragen …«
»Die Zeit für Fragen wird kommen. Für den Augenblick wäre ich nachlässig, würde ich Euch nicht zunächst essen lassen.«
Krasus nahm Rhonin am Arm. Mit einem Kopfnicken schloss sich der Magier seinem früheren Mentor an, und beide aßen sich satt. Rhonin zögerte zuerst, als er zu dem Stück Fleisch kam. Nicht, dass er es nicht wollte, aber es überraschte ihn, dass ein Waldbewohner wie Cenarius ein Wesen in seiner Obhut opferte, um zwei Fremde zu speisen.
Der Halbgott bemerkte seine Neugierde. »Jedes Tier, jedes Wesen dient vielen Zwecken. Sie sind alle Teil der Zyklen des Waldes, und dazu gehört die Notwendigkeit zu essen. Ihr seid wie der Bär oder der Wolf, die beide frei in meinem Reich jagen. Nichts wird hier vergeudet. Alles kehrt zurück, um das neue Wachstum zu nähren. Das Reh, von dem Ihr Euch nun nährt, wird wiedergeboren werden und wieder sein Leben leben. Und es wird sein Opfer vergessen haben.«
Rhonin runzelte die Stirn. Er konnte Cenarius' Erklärung nicht ganz folgen, doch er hatte das Gefühl, dass es besser war, ihn nicht zu bitten, sie etwas klarer zu formulieren. Der Halbgott betrachtete ihn und Krasus als Raubtiere und fütterte sie dementsprechend. Das war alles.
Als sie zu Ende gegessen hatten, fühlte sich der Zauberer viel besser. Er wollte gerade die Angelegenheit ihrer
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