WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
Gefangenschaft ansprechen, aber Cenarius ergriff zuerst das Wort.
»Ihr solltet nicht hier sein, Meister Rhonin.«
Dann blickte der Herr des Waldes den Drachenmagier an.
»Und auch Ihr nicht, Meister Krasus.«
Keiner der beiden Männer konnte darauf etwas entgegnen.
Cenarius schritt vor ihnen auf und ab. »Ich habe mit den anderen gesprochen, ausführlich über meine beiden Gäste diskutiert. Wir haben versucht zusammenzutragen, was wir wissen … Wir wissen nichts … Aber wir sind uns alle darin einig, dass diese seltsamen Wesen nicht hier sein dürften. Sie gehören nicht an diesen Ort, sie sind hier falsch, doch auf eine Art, die wir erst noch bestimmen müssen.«
»Vielleicht kann ich es erklären«, warf Krasus ein. Rhonin fand, dass er immer noch schwach aussah, doch nicht mehr so sehr wie unmittelbar nach ihrer Ankunft in dieser Zeit.
»Vielleicht kannst du das«, pflichtete ihm der junge Zauberer bei.
Der Drachenmagier blickte auf seinen Gefährten. Rhonin sah keinen Grund, die Wahrheit zurückzuhalten. Cenarius schien das erste Geschöpf zu sein, auf das sie hier gestoßen waren, das ihnen vielleicht helfen konnte.
Doch die Geschichte, die Krasus ihrem Gastgeber erzählte, war nicht diejenige, die der Mensch erwartet hatte …
»Wir kommen aus einem Land jenseits des Meeres … weit jenseits, doch das ist unwichtig. Von Bedeutung ist allein der Grund, aus dem wir hierher geraten sind …«
In Krasus' überarbeiteter Fassung war es er selbst, nicht Nozdormu, der die Anomalie entdeckt hatte. Der Drachenmagier beschrieb sie auch nicht als ein Loch in der Zeit, aber durchaus als ein Phänomen, welches das Gewebe der Realität störte und möglicherweise eine immer größer werdende Katastrophe erschuf. Er hatte den einzigen anderen Zauberer zu sich gerufen, dem er vertraute – Rhonin –, und zusammen waren sie aufgebrochen.
»Wir reisten zu einer Kette öder Berge im bitteren Norden unseres Landes, wo ich das Phänomen am stärksten spürte. Wir fanden die Anomalie … und die monströsen Dinge, die sie ausspie. Die Unnatürlichkeit dieses Risses in der Wirklichkeit empfanden wir beide sehr stark, doch als wir ihn näher untersuchen wollten … bewegte er sich und verschlang uns. Wir wurden unserer Heimat entrissen …«
»Und in das Land der Nachtelfen geschleudert«, vollendete der Halbgott den Satz.
»Ja«, nickte Krasus. Rhonin fügte nichts hinzu und hoffte, dass sein Gesichtsausdruck seinen Gefährten nicht verriet. Zusätzlich zu Krasus' Auslassung ihrer wahren Herkunft, hatte sein früherer Mentor auch ein anderes Detail unterschlagen, das Cenarius möglicherweise interessiert hätte.
Er hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er ein Drache war.
Die Waldgottheit trat einen Schritt zurück und betrachtete die beiden Gestalten. Rhonin konnte Cenarius' Mimik nicht durchschauen. Glaubte er Krasus' Überarbeitung der Wahrheit, oder hatte er gemerkt, dass sein »Gast« ihm gegenüber nicht ganz ehrlich war?
»Ich muss das sofort mit den anderen diskutieren«, meinte Cenarius schließlich, und sein Blick schweifte in den Wald, als sei er auf einen sehr fernen Punkt gerichtet. Schließlich wandte er seine Augen wieder Rhonin und Krasus zu und erklärte: »Ich werde wiederkommen.«
Bevor sie irgendetwas darauf erwidern konnten, verschmolz der Herr des Waldes bereits mit dem Mondlicht und ließ sie ein weiteres Mal allein.
»Das war zwecklos«, knurrte Rhonin.
»Vielleicht. Aber ich wüsste gern, wer diese anderen sind.«
»Noch mehr Halbgötter wie er selbst, nehme ich an. Warum hast du ihm nichts erzählt von deiner …«
Der Drachenmagier bedachte ihn mit einem solch scharfen Blick, dass Rhonins Stimme stockte. Krasus sprach anschließend sehr leise, als er antwortete. »Ich bin ein Drache ohne Kraft, mein junger Freund, und du hast keine Vorstellung, was das für ein Gefühl ist. Egal, wer Cenarius ist, ich will, dass dies ein Geheimnis bleibt, bis ich selbst weiß, warum sich meine Kräfte nicht erholen.«
»Und der … der Rest der Geschichte …?«
Krasus löste seinen Blick von ihm. »Rhonin … ich habe dir gegenüber erwähnt, dass wir uns in der Vergangenheit befinden könnten.«
»Davon hast du gesprochen.«
»Meine Erinnerungen sind … nun, sie sind ebenso angeschlagen wie meine körperlichen Fähigkeiten. Ich weiß nicht, warum. Doch einer Sache habe ich mich entsinnen können. Etwas, das ich während deines Schlafes erfahren habe, hat mich auf die Spur gebracht. Ich weiß
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