WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
Angst. Jede Enthüllung des Orcs fütterte diese Angst mit neuer Nahrung, und mehr als einmal musste der Nachtelf an die Quelle der Ewigkeit denken und an die Macht, die ihr von den Hochgeborenen entzogen wurde. Mit Sicherheit konnte die Magie der Quelle einen solch schrecklichen Strudel erschaffen …
Aber es kann nicht sein!
, versuchte Malfurion seinen eigenen Geist zu überzeugen.
Das kann doch nichts mit Zin-Azshari zu tun haben. Die Hochgeborenen sind nicht so wahnsinnig.
Oder etwa
doch
?
Je länger Brox fortfuhr, je mehr er von dem Strudel erzählte und von den Dingen, die er gesehen und gehört hatte, als er durch das Phänomen stürzte, desto schwerer fiel es Malfurion, die Möglichkeit zu leugnen, dass es hier
irgendeine
Verbindung gab. Schlimmer noch, ohne zu wissen, wie sehr er den Nachtelf damit traf, spiegelte der Gesichtsausdruck des Orcs genau jene Empfindungen wider, die Malfurion gespürt hatte, als sein astrales Ich über dem Palast und der Quelle geschwebt hatte.
»Eine Falschheit«, sagte der Orc. »Ein Ding, das nicht sein sollte«, fügte er an einem anderen Punkt hinzu. Diese und andere Beschreibungen trafen Malfurion wie geschliffene Dolche …
Er merkte nicht einmal, als Brox mit seiner Geschichte fertig war, denn sein Geist fühlte sich von der Wahrheit all dieser Dinge mitgerissen. Tyrande musste seinen Arm drücken, um seine Aufmerksamkeit wiederzugewinnen.
»Bist du in Ordnung, Malfurion? Du siehst aus, als würdest du frieren …«
»Ich … ich … ich bin in Ordnung.« An Brox gewandt, fragte er: »Du hast diese … diese Geschichte … Lord Ravencrest erzählt?«
Der Orc blickte unsicher, doch eine der Wachen antwortete: »Jawohl, genau das hier hat er erzählt, Wort für Wort!« Der Soldat gab ein rau bellendes Lachen von sich. »Und Lord Ravencrest glaubte ihm genauso wenig wie Ihr jetzt! Aber morgen bringt er das Ding schon dazu, die Wahrheit zu sagen – und wenn es Freunde in der Nähe hat, dann sollten die es sich zweimal überlegen, bevor sie uns angreifen, was?«
Also vermutete Ravencrest lediglich eine Invasion von Orcs. Malfurion fühlte sich enttäuscht. Er bezweifelte, dass der Elfenkommandant die mögliche Verbindung zwischen seiner eigenen Vision und Brox' Geschichte erkennen würde. Und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr bezweifelte der junge Nachtelf, dass Ravencrest seinen eigenen Worten Glauben schenken würde. Hier war Malfurion, der dem Edelmann erzählen wollte, dass ihre geliebte Königin an tollkühnem Zauberwerk beteiligt war, welches eine große Katastrophe über ihr Volk zu bringen drohte. Malfurion konnte es selbst kaum glauben.
Wenn er nur mehr Beweise besessen hätte.
Der Soldat begann nervös, von einem Fuß auf den anderen zu treten. »Schwester … ich fürchte, ich muss Euch und Euren Gefährten jetzt bitten zu gehen. Unser Hauptmann kommt bald, und ich hätte Euch wirklich nicht …«
»Es ist schon in Ordnung. Ich verstehe.«
Als sie gerade aufstehen wollten, rückte Brox näher an die Vorderseite des Käfigs heran und streckte eine Hand nach Tyrande aus. »Schamanin … ein letzter Segen. Wenn Ihr ihn geben könnt.«
»Natürlich …«
Während sie wieder niederkniete, dachte Malfurion verzweifelt darüber nach, was er tun sollte. Eigentlich hätte er seinen Verdacht Lord Ravencrest mitteilen müssen, aber er wusste, dass das vergeblich sein würde.
Wenn er sich nur mit Cenarius besprechen könnte, doch bis dahin könnte der Orc …
Cenarius!
Malfurion blickte auf Tyrande und Brox, und eine schicksalhafte Entscheidung formte sich in seinem Geist.
Tyrande verabschiedete sich von Brox und erhob sich wieder. Malfurion nahm sie am Arm, und die beiden jungen Leute dankten den Soldaten für die Zeit, die sie ihnen gewährt hatten. Auf dem Gesicht der jungen Priesterin stand Besorgnis zu lesen, als sie gingen, aber Malfurion sagte nichts. Seine eigenen Gedanken wirbelten noch in seinem Kopf.
»Es muss doch etwas geben, das man tun kann«, flüsterte sie schließlich.
»Was meinst du damit?«
»Morgen bringen sie ihn nach Black Rook Hold. Und dann werden sie ihn …« Tyrande stockte. »Ich habe allen Respekt vor Lord Ravencrest, aber …«
Malfurion nickte nur.
»Ich habe mit Mutter Dejahna gesprochen, der Hohepriesterin, aber sie sagt, dass wir nichts tun können, außer für seine Seele zu beten. Sie lobte mich für mein Mitgefühl, doch sie meinte, ich solle den Dingen ihren Lauf lassen.«
»Den Dingen ihren Lauf
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