WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
warteten, gefüttert zu werden.
»Seht ihr, klappt doch alles hervorragend«, meinte Illidan mit einem überaus selbstzufriedenen Lächeln.
Der Orc trat langsam heraus. Sein Körper war durch die Enge des Käfigs steif geworden. Er nickte knapp in Illidans Richtung, um seine Dankbarkeit zu bekunden, doch dann suchte sein Blick auch schon Tyrande.
»Broxigar, hör mir gut zu. Ich will, dass du mit Malfurion gehst. Er wird dich an einen sicheren Ort führen. Dort werde ich dich später treffen.«
Dieser Teil des Plans hatte zunächst einen kleinen Streit zwischen Tyrande und Malfurion entfacht, denn die Novizin hatte den Orc persönlich in Sicherheit bringen wollen. Malfurion hatte sie jedoch schließlich – mit Illidans mehr als bereitwilliger Unterstützung – davon überzeugen können, dass es schon genug Ärger geben würde, wenn man Brox' Flucht entdeckte. Und wenn auch noch Tyrande, die sich vor aller Augen um ihn gekümmert hatte, fort wäre … nun, die Mondgarde würde nicht lange brauchen, um zwei und zwei zusammenzuzählen.
»Sie würden den Zusammenhang schnell herstellen«, hatte Malfurion sie eindringlich beschworen. »Du warst die Einzige, die ihm geholfen hat. Darum
musst
du hier bleiben. Sie werden wahrscheinlich nicht so bald an mich denken, und selbst wenn sie es tun, bezweifle ich, dass sie dir die Schuld geben werden. Du bist eine Dienerin der Elune. Dass du mich kennst, ist kein Verbrechen, das sie dir zur Last legen können.«
Obwohl Tyrande nachgegeben hatte, gefiel ihr der Gedanke, dass Malfurion alle Verantwortung auf sich nahm, immer noch nicht. Ja, er war derjenige, der auf diesen tollkühnen Plan gekommen war, doch sie war es gewesen, die das Ganze eingeleitet hatte, indem sie Malfurion den gefangenen Orc vorstellte.
Jetzt bat auch die junge Priesterin den Orc, Vertrauen in jemanden zu haben, den er nicht gut kannte. Brox sah Malfurion an. Dann blickte er wieder auf Illidan. »Kommt der auch?« Illidan zog die Brauen zusammen. »Ich habe dir gerade die Haut gerettet, Bestie …«
»Genug, Illidan! Er ist dankbar!« An Brox gewandt, sagte Tyrande: »Nur Malfurion. Er wird dich an einen Ort bringen, wo dich niemand aufspüren kann. Bitte. Du kannst mir vertrauen.«
Die monströse Kreatur nahm Tyrandes Hand in ihre riesigen Pranken und sank vor ihr auf ein Knie. »Ich vertraue Euch, Schamanin.«
In diesem Moment bemerkte Malfurion, dass einer der Soldaten unruhig zu werden begann.
»Der Zauber lässt nach!«, zischte er. »Illidan! Nimm Tyrande und verschwinde! Brox! Komm mit mir!«
Mit erstaunlicher Flinkheit richtete sich der riesige Orc auf und folgte dem Nachtelf. Malfurion blickte nicht hinter sich und betete, dass sein druidischer Zauber noch ein wenig länger Wirkung zeigen würde. Um Tyrande und seinen Bruder machte er sich wenig Sorgen. Ihr Ziel war Illidans Quartier, das nur eine kurze Strecke entfernt lag. Niemand würde die Beiden verdächtigen.
Für Malfurion und Brox war die Lage jedoch schwieriger. Niemand konnte den Orc für etwas anderes halten als das, was er war. Sie mussten so rasch wie möglich aus der Stadt verschwinden.
Doch als sie den Marktplatz hinter sich ließen und in die gewundenen Gassen von Suramar eintauchten, erhob sich das Geräusch, vor dem Malfurion sich am meisten gefürchtet hatte.
Einer der Soldaten war schließlich erwacht. Seine Schreie verbanden sich schnell mit denen seiner Kameraden, und nur wenige Sekunden später erklang das Schmettern eines Horns.
»Schnell! Dort entlang!«, drängte er den Orc. »Ich habe Reittiere, die auf uns warten!«
Eigentlich hätte Malfurion gar nichts sagen müssen, denn der Orc bewegte sich trotz seiner massigen Statur mindestens ebenso schnell wie sein Befreier. Wären sie draußen in der Wildnis gewesen, hätte ihn Brox wahrscheinlich sogar überholt.
Überall erklang Hörnerschall. Stimmen schrien. Suramar war zum Leben erwacht … viel zu früh für Malfurions Geschmack.
Endlich erblickte der Nachtelf die Straßenecke, die ihr Ziel war. »Hier! Sie warten da um die Ecke!«
Doch als er in die Seitenstraße einbog, kam Brox abrupt zum Stehen. Der furchterregende Orc stierte auf die Reittiere, die Malfurion besorgt hatte.
Die großen Panther waren schwarze, kraftvolle Schatten, die knurrten und fauchten, als sie die Ankömmlinge erblickten. Dann, als Malfurion sich ihnen vorsichtig näherte, beruhigten sie sich. Er strich den beiden Katzen sanft über die Flanken.
Brox schüttelte den Kopf.
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