WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
»Wir sollen
darauf
reiten?«
»Natürlich! Und jetzt beeil dich!«
Der Orc zögerte, doch die Schreie kamen immer näher. Also nahm Brox die Zügel, die Malfurion ihm gab, und sah genau zu, als der Nachtelf ihm vormachte, wie man die Tiere bestieg.
Der ehemalige Gefangene brauchte drei Anläufe, um endlich den Rücken der riesigen Katze zu erklimmen, dann eine weitere Minute, um herauszufinden, wie man richtig darauf saß. Malfurion blickte immer wieder die Gasse hinab und fürchtete, dass jeden Moment Soldaten auftauchen könnten – oder schlimmer noch, die Mondgarde! Er hatte nicht bedacht, dass Brox möglicherweise nicht wusste, wie man einen Nachtsäbel ritt. Was für ein anderes Reittier hatte der Orc erwartet?
Brox rückte ein letztes Mal seine Position zurecht und nickte dann zögerlich. Malfurion atmete tief ein und trieb sein Reittier vorwärts. Brox folgte ihm, so gut er dies vermochte.
Innerhalb von wenigen Minuten hatte der Nachtelf seine Zukunft für immer verändert. Dieser tollkühne Akt mochte ihm den Kerker von Black Rook Hold einbringen, aber Malfurion wusste, dass er diese Chance nicht hatte verstreichen lassen dürfen. Irgendwie gab es eine Verbindung zwischen Brox und dem bösen Treiben der Hochgeborenen … und ganz gleich, was auch geschehen mochte, Malfurion musste in Erfahrung bringen, worin diese Verbindung bestand.
Er hatte das entsetzliche Gefühl, dass das Schicksal von ganz Kalimdor davon abhing.
Varo'then hegte nicht den Wunsch, sich Lord Xavius zu stellen, aber diese Entscheidung lag nicht in seiner Hand. Sofort, nachdem seine Truppe im Palast eingetroffen war, hatte er den Befehl erhalten, vor dem Berater zu erscheinen, und Befehle von Lord Xavius mussten mit der gleichen Dringlichkeit befolgt werden, als stammten sie von Königin Azshara selbst … vielleicht sogar mit noch größerer.
Der Bericht des Hauptmanns würde dem Berater nicht gefallen. Wie sollte der Soldat erklären, dass man sie irgendwie in die Irre geführt hatte und dass sie dann von einem
Wald
angegriffen worden waren? Varo'then hoffte, den verstorbenen und wenig betrauerten Koltharius als Sündenbock verwenden zu können, doch er bezweifelte, dass sein Herr eine so jämmerliche Entschuldigung akzeptieren würde. Varo'then hatte den Einsatz geleitet, und sonst würde für Lord Xavius nichts zählen.
Er brauchte nicht zu fragen, wo der Berater zu finden war, denn wo sonst hatte sich der Meister in letzter Zeit aufgehalten als in der Kammer, in der das Zauberwerk stattfand? Ein Mann wie Hauptmann Varo'then zog Schwerter der Magie vor, und die Kammer war durchaus nicht sein Lieblingsort. Zwar stand auch ihm ein wenig Zauberei zur Verfügung, doch was Lord Xavius und die Königin vorhatten, war zu viel für einen einfachen Soldaten wie ihn.
Die Wachen vor der Kammer nahmen Haltung an, als er sich näherte, doch obwohl sie ihm den Respekt bezeigten, der ihm gebührte, war etwas an ihrer Art anders, irgendwie … beunruhigend.
Fast so, als wüssten sie genau, was ihn erwartete, und zwar besser als er selbst.
Die Tür schwang vor ihm auf. Den Kopf ehrerbietig gesenkt, betrat Hauptmann Varo'then das Allerheiligste der Hochgeborenen – und eine alptraumhafte Bestie baute sich vor ihm auf.
»Bei Elune!« Instinktiv zog er seine geschwungene Klinge. Die höllische Kreatur heulte auf, und zwei bedrohliche Tentakel, die aus ihren muskulösen Schultern wuchsen, tasteten eifrig auf ihn zu. Der Hauptmann bezweifelte, dass er irgendeine Chance gegen solch ein Ungetüm hatte, aber er würde bis zum letzten Atemzug kämpfen und … Eine zischende Stimme, die Varo'then bis ins Mark seiner Knochen schaudern ließ, rief etwas in einer unbekannten Sprache, und eine furchterregende Peitsche fuhr auf den buckligen Rücken der Bestie hinab.
Als die dämonische Kreatur mit einem elenden Winseln kuschte und sich zurückzog, blickte Varo'then mit offen stehendem Mund auf ihren Herrn.
»Sein Name ist Hakkar«, erklärte Lord Xavius mit freundlicher, ruhiger Stimme, als er neben den Hauptmann trat. »Die Feibestien befinden sich vollkommen unter seiner Kontrolle. Der Gott hat ihn geschickt, damit er uns hilft, den Weg zu öffnen …«
»Der ›G-Gott‹, Milord?«
Zu Varo'thens Bestürzung legte der Berater einen Arm auf fast väterliche Art um die Schulter seines Hauptmanns und führte ihn zu der feurigen Kugel über dem Muster. Etwas an der Sphäre sah anders aus, als er es in Erinnerung hatte, und erweckte in dem
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