WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
offenkundig noch zu schaffen machte, gewann der Beobachter einen Teil seiner Fassung zurück. »Das ist unmöglich …«
»Ich fürchte, es ist eher wahrscheinlich.«
»Das sind Hirngespinste, die du selbst erfunden hast!«
»Ich wünschte, dem wäre so«, erklärte Krasus traurig. »Verstehst du jetzt, warum ich mit der Königin sprechen muss?«
Der andere schüttelte den Kopf. »Was du verlangst, ist –«
Plötzlich erstarrten beide Drachen. Sie spürten gleichzeitig, wie sich eine überwältigende Macht näherte.
Cenarius! Der Halbgott kehrte unerwartet zurück!
Sofort floh der Beobachter von der Lichtung. Krasus, der fürchtete, seine einzige Chance verloren zu haben, rief ihm nach: »Nein! Du musst mir helfen! Ich muss mit Alexstrasza sprechen!«
Er streckte seinen Arm in Richtung des Fliehenden aus und griff dabei über die Blumen hinweg. Die Blüten reagierten, öffneten sich sofort und besprühten ihn mit ihrem magischen Staub.
Krasus' Welt verschwamm. Er taumelte vorwärts, stürzte in ihre Mitte.
Plötzlich fingen ihn starke Arme auf. Er hörte ein leises, besorgtes Zischen und wusste, dass der andere Drache ihn gepackt hatte.
»Ich bin ein Narr, dasss ich dasss tue!«, hörte Krasus ein wütendes Flüstern.
Krasus dankte dem Beobachter still für seine Entscheidung. Doch dann überwältigte jähes Begreifen den zusammenbrechenden Magier. Er versuchte, etwas zu sagen, aber aus seinem Mund kam nur ein unartikuliertes Stöhnen.
Als die Welt um ihn herum schwarz wurde, galten seine letzten Gedanken nicht länger der Dankbarkeit gegenüber dem anderen Drachen, der ihm endlich half … sondern nur noch der enttäuschten Wut auf sein eigenes Versagen. Weil er nicht dafür hatte sorgen können, dass der andere auch
Rhonin
mitnahm.
Die Panther eilten durch den dichten Wald, und der unglückselige Brox hatte große Schwierigkeiten, nicht den Halt auf seiner Katze zu verlieren. Obwohl er daran gewöhnt war, die riesigen Wölfe zu reiten, die seinem Volk dienten, waren die Bewegungen dieser Geschöpfe auf eine schwer beschreibbare Weise
anders
. Sie brachten den Orc in Not, und er klammerte sich verzweifelt an die Zügel.
Er konnte vor sich gerade noch Malfurions schattenhafte Gestalt ausmachen, der tief über sein eigenes Tier gebeugt ritt und es mal in eine Richtung, mal in eine andere trieb. Brox war froh, dass sein Befreier überhaupt einen Weg kannte, gleichzeitig hoffte er, dass die beschwerliche Reise nicht mehr lange dauern würde.
Bald würde die Sonne aufgehen. Der Orc hatte dies für etwas Schlechtes gehalten, denn dann würde man sie schon aus großer Entfernung erkennen können. Aber Malfurion hatte angedeutet, dass ihnen der Tagesanbruch zum Vorteil sein würde. Falls die Mondgarde sie verfolgte, würden die Fähigkeiten der elfischen Zauberer nachlassen, sobald die Finsternis schwand.
Aber natürlich gab es dann noch immer die Soldaten, die ihnen auf den Fersen waren.
Hinter sich hörte Brox die immer lauter werdenden Geräusche der Verfolger. Hörner, ferne Schreie, das gelegentliche Knurren eines Panthers. Er hatte geglaubt, das Malfurion einen besseren Plan hatte, als einfach nur darauf zu hoffen, die anderen Reiter abhängen zu können. Doch offenbar war dies nicht der Fall. Sein Befreier war kein Krieger, sondern lediglich eine Seele, die versucht hatte, das Richtige zu tun.
Die Schwärze der Nacht begann dem Morgengrauen zu weichen, doch es war ein trübes, dumpfes Grau – Frühnebel. Der Orc hieß den unerwarteten Dunst willkommen, mochte er auch bald wieder verschwunden sein. Aber er hoffte, dass sein Reittier Malfurion darin nicht verlieren würde.
Vage Formen erschienen um ihn herum und verschwanden wieder. Dann und wann glaubte Brox, Bewegung auszumachen. Seine Hand sehnte sich nach seiner treuen, alten Streitaxt, die sich noch immer in der Obhut der Nachtelfen befand. Malfurion hatte ihm keine Waffe ausgehändigt, wohl eine Vorsichtsmaßnahme aus Misstrauen gegenüber dem kriegerischen Fremdling.
Wieder erklangen die Hörner, dieses Mal näher. Der alte Orc knurrte.
Malfurion verschwand im Nebel. Brox richtete sich auf seinem Panther auf und versuchte, seinen Gefährten ausfindig zu machen. Er fürchtete, sein eigenes Tier könnte nun in eine vollkommen andere Richtung davonstürmen.
Unvermittelt wich der Panther mit einem abrupten Manöver einem großen Felsen aus, und der überraschte Orc verlor das Gleichgewicht.
Mit einem entsetzten Grunzen stürzte Brox
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