WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
wohl gehofft, den Magier schnell loswerden zu können, doch das erwies sich als falsch. Rhonin hielt zwar nach dem Banner des Adligen Ausschau, entdeckte es jedoch nirgends. Hinzu kam, dass sich die Streitmacht so schnell bewegte, dass der Kommandant wahrscheinlich ständig die Position wechselte, um den Überblick zu behalten.
»Verdammt«, murmelte der Nachtelf nach einer Weile und wischte sich Lehm von seiner glänzenden Rüstung. »Er war hier. Ich habe ihn doch gesehen.«
Sie zogen weiter durch die vorrückenden Linien. Rhonin warf einen Blick zu den Hügeln, die bedrohlich näher gekommen waren und ihn an die spitzen Reißzähne einer Bestie erinnerten. Zwischen ihnen sah er die Dämonen, deren Rückzug durch den Aufstieg verlangsamt wurde. An manchen Punkten war er sogar ganz zum Erliegen gekommen.
Oder?
Stareye wies mit der Hand nach vorne, um die Richtung zu zeigen, doch im gleichen Moment geriet ein wenig Staub in Rhonins Auge. Der Magier wandte sich ab und blinzelte. Überrascht bemerkte er Ravencrests Banner, das hinter ihm im Wind flatterte.
»Da ist er!«, rief Rhonin.
»Nein, ich glaube…« Stareye unterbrach sich, als er dem Blick des Magiers folgte. Rhonin trieb indessen bereits sein Reittier an, lenkte es Ravencrests Position entgegen. Er bewegte sich gegen den Strom der Soldaten und ließ sich nicht davon mitreißen. Noch war nicht alles verloren. Wenn er Ravencrest erst einmal…
Gebrüll kam an der Front auf. Hörnerschall erklang, Trommeln wurden geschlagen. Die Gesichter rund um Rhonin erblassten.
»Was ist los?«, rief er einem Soldaten zu, der aber nicht antwortete.
Rhonin blickte wieder zur Front. »Nein…!«, stieß er entsetzt hervor.
Die Hügel waren voller Dämonen, die den Nachtelfen entgegenstürmten. Das allein hätte Rhonin nicht geängstigt, aber er sah andere Dämonen, brennende, monströse Kreaturen, die sich wie eine Flut über die Felsen ergossen. Aus dem diesigen Himmel regneten Geschosse auf die Streitmacht herab. Sie sahen aus wie Felsbrocken, in Wirklichkeit jedoch handelte es sich um Höllenbestien.
Eine solch große Streitmacht konnte nicht in so kurzer Zeit durch das Portal gekommen sein, das wurde Rhonin klar, während er voller Entsetzen das endlos erscheinende Heer betrachtete. Es gab nur eine Erklärung: Archimonde hatte die Heere aus ganz Kalimdor hier zusammengezogen, weil er wusste, dass ihm nur die Nachtelfen ernsthaft gefährlich werden konnten.
Sein geschickter Schachzug war erfolgreich gewesen. Jetzt war sein Gegner genau dort, wo er ihn haben wollte.
Die Stimmen in Neltharions Kopf flüsterten aufgeregt. Der schwarze Drache hörte ihnen angespannt zu, obwohl sie immer wieder das Gleiche verkündeten:
Die Zeit ist gekommen…
Die Zeit ist gekommen…
Die Zeit ist gekommen…
Er hob die Drachenseele empor und blickte über ihren Rand hinweg auf die anderen Aspekte.
»Es ist so weit«, donnerte er.
Die anderen nickten verstehend und verließen nacheinander die große Höhle. Erst als Neltharion mit den Stimmen allein war, wagte er es, die Wahrheit auszusprechen:
»Meine Zeit ist gekommen.«
Nur Minuten später strömten die Leviathane aus allen Klüften und Höhlen. Einige kletterten aus dem Erdboden hervor, andere sprangen vom Berggipfel. Aus jedem erdenklichen Ausgang quollen Drachen.
Es war Zeit zu handeln.
Nie zuvor in der Geschichte der Welt hatten sich so viele Drachen an einem Ort befunden. Als sie sich in die Lüfte erhoben, gab es etliche, die beinahe ehrerbietig auf den Anblick reagierten, den sie zusammen mit den anderen boten. Rote Drachen flogen neben Bronzefarbenen und Grünen. Blaue und Schwarze tauchten als dunkle Tupfer zwischen ihnen auf. Die fünf großen Clans waren zu einem einzigen geworden.
Es gab Drachen, deren Flügel den Himmel zu umspannen schienen und gegen die andere wie Motten wirkten. Doch jeder, egal ob alt oder jung, musste mitfliegen. So hatten es die Aspekte beschlossen.
Die ersten Drachen, die aufstiegen, flogen jedoch nicht direkt auf das Land der Nachtelfen zu. Stattdessen kreisten sie hoch über den Bergen und warteten auf die anderen. Der Himmel war voll von ihnen. Sie flogen übereinander und untereinander, um Kollisionen zu vermeiden.
Immer mehr Drachen kamen aus den Bergen. Wer sie sah, musste glauben, das Ende der Welt stehe vor der Tür, und vielleicht war es ja auch so. Die Leviathane realisierten das Böse, das von den Dämonen ausging. Im Angesicht einer solchen Bedrohung
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