WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
zu wissen, was sie sagen wollte, denn sie hielt die Zügel mit beiden Händen fest. »Ich komme mit dir!«
»Das geht nicht.«
»Ich kann mit einem Bogen umgehen. Mein Vater hat mir das beigebracht. Ich bin bestimmt so gut wie die da!«
Trotz des bevorstehenden Kampfes mussten die Schwestern über so viel Trotz schmunzeln.
»Wirklich so gut?«, scherzte eine.
Tyrande nahm Shandris' Hand. »Nein, du bleibst hier.«
»Aber ...«
»Steig ab, Shandris.«
Die Waise stieg ab. Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie sah Tyrande aus großen Augen an und löste damit Schuldgefühle bei der Priesterin aus.
»Ich bin bald zurück, Shandris. Du weißt, wo du warten musst.«
»Ja… Milady.«
»Kommt«, sagte Tyrande zu den anderen. Elune hatte sie für ihre Rolle auserkoren, also musste sie damit leben und ihre Pflichten so gut wie möglich erfüllen. Dazu gehörte auch, dass sie so viele Schwestern am Leben erhielt, wie Mutter Mond ihr erlaubte.
Selbst wenn sie sich selbst dafür opfern musste.
Shandris sah ihnen nach. Ihr Gesicht war tränennass, und sie hatte die Hände zu Fäusten geballt. Ihr Herz schlug im Rhythmus der Kriegstrommeln.
Als sie es nicht mehr aushielt, lief sie den Priesterinnen hinterher.
Neunzehn
Obwohl Krasus behauptet hatte, Korialstrasz würde schon bald zu ihnen stoßen, bestand er darauf, in Richtung der Schlacht zu ziehen. Dies tat er nicht, weil er glaubte, die Reise damit verkürzen zu können. Selbst ein alter kranker Drache hätte diese Strecke in wenigen Minuten zurückgelegt. Der junge – und dank des Druiden gesunde – Korialstrasz würde nur eine brauchen.
Nein, sie gingen in diese Richtung, weil der Drachenmagier nur so seine Ungeduld unter Kontrolle halten konnte. Er wollte die Reise unbedingt beschleunigen. Aber nach der letzten Katastrophe wagte er nicht, ein neues Portal zu öffnen. Also konnte er nur auf sein jüngeres Ich warten. Doch das fiel ihm schwer, denn die Ereignisse spitzten sich zu. Korialstrasz musste sie so schnell wie möglich zum Schlachtfeld bringen, dann hatten sie vielleicht noch eine Chance.
»Meister Krasus!«, unterbrach der Nachtelf seine Gedanken. »Hinter uns ist etwas.«
Er drehte sich um und betete, dass es kein weiterer Wächter Neltharions war. Eine gewaltige Gestalt flog ihnen in gerader Linie entgegen, hatte sie offensichtlich entdeckt. Krasus spürte, wie etwas seinen Geist berührte. Er lächelte. »Es ist Korialstrasz.«
»Welch ein Glück!«
Die Schwingen des roten Riesen schlugen kraftvoll. Mit jeder Bewegung schien er Meilen zu überbrücken. Korialstrasz wurde rasch größer. Bald schon konnte man sein Gesicht erkennen. Er wirkte sehr erleichtert.
»Da seid ihr ja!«, rief der Drache, als er hinter ihnen landete. »Mein Flug schien ewig zu dauern, obwohl ich mich beeilt habe.«
»Ich freue mich, dich zu sehen«, sagte der Magier.
Korialstrasz neigte den Kopf und betrachtete Krasus eingehend, so als sähe er ihn zum ersten Mal. »Ist es wirklich wahr?«
Krasus begriff sofort, was die Frage bedeutete. Korialstrasz wusste nun offenbar, wen und was er wirklich darstellte.
»Ja«, antwortete er. »Es ist wahr.«
»Und du…« Der Drache wandte sich an Malfurion. »Ich stehe für immer in deiner Schuld, Nachtelf.«
»Das tust du nicht.«
Der Leviathan schnaufte. »Das behauptest du. Du bist ja nicht beinahe gestorben.«
Krasus' Augen wurden schmal. »Du wurdest angegriffen, nicht wahr?«
»Ja, von zwei Schergen des Erdwächters. Sie waren vom Wahnsinn befallen. Ich konnte einen töten, aber der andere hat mich erwischt. Er ist aber jetzt auch tot.«
»Das hatte ich befürchtet.« Der Magier konnte nicht mehr sagen. Der Zauber hinderte ihn daran. Frustriert wandte er sich einem Thema zu, über das er sprechen konnte. »Wir müssen zu Rhonin und den anderen zurückkehren. Kannst du uns zu ihnen bringen?«
»Steigt auf, dann machen wir uns auf den Weg.«
Die beiden folgten der Aufforderung. Sie ließen sich auf seinen Schultern nieder, dann spreizte Korialstrasz die Flügel und hob vorsichtig ab. Zweimal kreiste er über die Ebene, dann flog er der Schlacht entgegen.
Während des Fluges sah sich Krasus ständig um. Er befürchtete, jeden Moment würden die Drachen hinter ihm auftauchen. Doch noch waren sie nicht zu sehen. Das gab ihm Hoffnung. Vielleicht gelang es ihm ja, Neltharions Verrat abzuwenden, bevor es zu spät war. Wenn man die Scheibe aufhielt – oder besser noch, wenn jemand sie benutzte, der den
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