WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
durfte sich niemand dem Kampf verweigern. Einer nach dem anderen brüllte leidenschaftlich in Erwartung der kommenden Schlacht.
Dann erschienen auch die Aspekte: Alexstrasza, die Rote, die Mutter des Lebens; Malygos, der Blaue, der Hexenmeister; die grüne Ysera, Herrin der Träume; und da Nozdormu, der Zeitlose abwesend war, hatte seine älteste Gefährtin seinen Platz eingenommen.
Erst, als alle versammelt waren, zeigte sich Neltharion, der schwarze Drache und Erdwächter.
Die winzige Scheibe leuchtete hell und zog trotz ihrer schmucklosen Erscheinung die Aufmerksamkeit der Drachen auf sich. Neltharion brüllte, als er sich in die Luft erhob. Sein Ruf hallte über die Bergkette.
Die anderen Drachen folgten Neltharion. Die Zeit der Abrechnung war gekommen. Sie alle hatten einen Teil ihrer selbst gegeben, um die gewaltigste Waffe aller Zeiten zu erschaffen. Und sollte sie nicht ausreichen, um den Gegner zu bezwingen, blieben ihnen immer noch ihre Klauen und Zähne.
Würde aber auch das nicht ausreichen, gab es keine Hoffnung mehr.
Tyrande hörte die Rufe und den Hörnerklang. Sofort begriff sie, was geschehen war. Die Schlacht hatte eine neue, unvorhergesehene Wendung genommen. Die Dämonen schlugen mit aller Härte zurück.
Sie entschuldigte sich hastig bei dem Verwundeten, den sie geheilt hatte und sprang auf ihren Nachtsäbler. Shandris, die bereits im Sattel saß, machte rasch Platz für sie. Dann ritten sie los, um nach den anderen Schwestern zu suchen.
Die meisten warteten bereits auf ihr neues Oberhaupt. Dazu zählten nicht nur die Priesterinnen, die man Tyrande ursprünglich zugeteilt hatte, sondern auch viele ältere. Alle knieten nieder oder verbeugten sich, als sie sich ihnen näherte.
»Bitte lasst das«, sagte Tyrande, die sich bei dem Anblick unwohl fühlte. »Das ist überflüssig.«
»Wir erwarten deine Weisungen«, antwortete Marinda respektvoll.
Vor diesem Moment hatte sich Tyrande gefürchtet. Sie wusste, wie man Hilfe für Flüchtlinge und verletzte Soldaten organisierte, aber die Schwestern in den Kampf zu schicken, war etwas völlig anderes.
»Wir müssen…« Sie unterbrach sich und bat Mutter Mond stumm um ihren Beistand. »Wir müssen uns aufteilen, um die schwächsten Bereiche der Front zu unterstützen… aber nicht alle. Ein Drittel von uns bleibt in den hinteren Reihen und kümmert sich um die Verwundeten.«
Einigen Schwestern schien das nicht zu gefallen. Sie wollten vorne mitkämpfen. Tyrande verstand das, aber sie wusste auch, dass die Schwesternschaft trotz der verzweifelten Schlacht nicht die anderen Gaben ihres Tempels vergessen durfte.
»Wir benötigen Heilerinnen für die Soldaten. Jeder Streiter, der an die Frontlinie zurückkehren kann, ist ein Gewinn. Bedenkt auch dies: Die Schwesternschaft der Elune darf nicht aussterben. Wenn wir alle kämpfen und vielleicht dabei umkommen, wer wird dann noch da sein, um ihre Lehren und ihre Liebe zu verbreiten?« Tyrande versuchte nicht daran zu denken, dass es vielleicht schon bald niemanden mehr geben würde, dem man die Lehren der Elune vermitteln konnte. Die Dämonen würden daran wohl kein Interesse finden.
»Wir hören und gehorchen«, sagte eine ältere Priesterin. Die anderen nickten.
»Marinda, du wirst die Gruppe der Heilerinnen leiten.«
»Ja, Milady.«
Tyrande fuhr fort: »Sollte ich sterben, wirst du meine Position einnehmen.«
Die Nachtelfe sah sie entsetzt an. »Tyrande…«
»Die Kette darf nicht unterbrochen werden. Das habe ich begriffen. Ich hoffe, du begreifst es auch.«
»Ich…« Marinda unterbrach sich. »Ja, das tue ich.« Ihr Blick glitt über die anderen Priesterinnen. Ebenso wie Tyrande vor ihr dachte nun sie darüber nach, wer ihre Stelle einnehmen würde, wenn sie fiel.
Die neue Hohepriesterin atmete tief durch. Vielleicht hatte sie ihre Entscheidungen übereilt getroffen, doch mit diesen Zweifeln konnte sie sich jetzt nicht beschäftigen. Die Schwestern wurden gebraucht. Elune wurde gebraucht.
»Das ist alles… Möge das weise Licht von Mutter Mond eure Pfade erhellen.«
Es war eine uralte Abschiedsfloskel. Tyrande blieb zurück, während die meisten Schwestern sich abwandten und zu ihren Posten gingen. Die Gruppe, die ihr zugeteilt war, stieg auf die Nachtsäbler.
Eine Schwester sah Tyrande an. »Milady, was ist mit ihr?«
»Ihr?« Sie blinzelte. Sie hatte sich so an Shandris gewöhnt, dass sie erst jetzt erkannte, dass das Mädchen sie nicht begleiten konnte.
Shandris schien
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