WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
kurzen Blick in die Richtung seiner Gegner, dann schickte er ihnen einen Wirbelsturm, der sie so haltlos durcheinander warf, als seien sie Spielzeug. Selbst Alexstrasza und Ysera konnten sich nicht dagegen wehren und wurden mit den anderen davon gerissen. Hilflos und taumelnd legten sie die Meilen zurück. Kein einziger Drache entkam Neltharions Zauber.
Der monströse Leviathan, dessen Körper aufgedunsen und voller brennender Wunden war, wandte sich wieder den Nachtelfen und deren Gegnern zu. »Und ihr! Nichts habt ihr begriffen! Aber das werdet ihr! Das werdet ihr!«
Er lachte. Mit seiner freien Tatze griff er nach einem Riss in seiner Haut. Erst jetzt schien er die schrecklichen Veränderungen zu bemerken. Ehrfürchtig staunend betrachtete er seinen Körper. Dann sah er sein Publikum an. »Wir werden bald sehen, wer es wert ist, in meiner Welt zu leben. Ich überlasse euch eurem kleinen Krieg… ihr werdet darum kämpfen, wer überleben und mir huldigen darf.«
Nach einem letzten wahnsinnigen Gelächter wandte sich der schwarze Riese ab und flog davon.
Korialstrasz war froh, dass der Erdwächter seinen irrsinnigen Vernichtungsfeldzug nicht fortgesetzt hatte. Zugleich wusste er aber auch, dass das Schicksal ihnen nur eine Atempause gönnte. Neltharion schien die Veränderungen seines Körpers zwar einerseits zu erstaunen, andererseits hatte er aber wohl auch begriffen, dass er etwas gegen die Kräfte unternehmen musste, die ihn auseinander rissen. Der geschwächte Korialstrasz ahnte, dass der Schwarze schon bald eine Lösung finden und die Erschaffung seiner Welt fortsetzen würde.
Er versuchte erneut aufzustehen, aber sein Körper gehorchte ihm noch immer nicht. Hoffnungsvoll blickte er in den nebligen Himmel, fand aber keinen Hinweis auf Alexstrasza und die anderen Drachen. Besorgt fragte er sich, ob sie wohl ein ähnliches Schicksal wie Malygos' Clan erlitten haben mochten. In Gedanken sah er seine Königin leblos in einer kargen Berglandschaft liegen. Eine Träne löste sich aus seinem Auge. Doch selbst diese furchtbare Vorstellung mobilisierte nicht die verschütteten Kräfte seines Körpers.
Ausruhen… muss mich ausruhen… dann Krasus finden…er wird wissen, was zu tun ist…
Der rote Gigant ließ seinen Kopf zur Seite fallen. Er brauchte nur einige Minuten Ruhe. Dann konnte er sich wieder in die Lüfte erheben.
Doch wenig später nahm sein feines Gehör neue Geräusche wahr. Er erkannte sofort, worum es sich handelte.
Es war Schlachtenlärm.
Die Dämonen griffen wieder an.
Ein Alptraum. Krasus steckte inmitten eines furchtbaren Alptraums. Er und Malfurion waren an einem Punkt angelangt, von dem aus sie zwar nicht die Schlacht, aber wenigstens die Ereignisse am Himmel verfolgen konnten.
Krasus musste mit ansehen, wie sein Volk einer einzigen, wahnsinnigen Kreatur zum Opfer fiel.
Er hatte beobachtet, wie sein jüngeres Ich mutig, aber leider auch sinnlos, dem Aspekt entgegengetreten war. Der Kampf war so ausgegangen, wie er es erwartet hatte, obwohl er auf seine eigenen Erinnerungen so gut wie nicht zugreifen konnte. Sein Herz hatte einen Schlag ausgesetzt, als er Korialstrasz' Sturz beobachtete. Zwar hatte er den Schmerz gespürt, wusste aber auch, dass der Rote überlebt hatte. Das war zumindest ein kleiner Erfolg.
Es war schlimm, dass so viele Nachtelfen durch Neltharions Hand gestorben waren, aber für Krasus war es kein Vergleich zum Schicksal der Drachen. Er wusste, dass Malygos den Verlust seines Clans nicht verkraften und in seinem eigenen Wahnsinn versinken würde. Der fröhliche Riese gehörte der Vergangenheit an. An seine Stelle würde eine gefährliche, in sich selbst gekehrte Bestie treten.
Dass der letzte Angriff die anderen Drachen bis hinter den Horizont geschleudert hatte, traf Krasus schwer. Immer wieder sagte er sich, dass es Alexstrasza gut ging, dass die meisten Drachen diese Reise um die halbe Welt überstehen würden. Die Geschichte gab ihm Recht, doch sein Herz behauptete das Gegenteil.
Er drängte sich an Malfurion vorbei und versuchte verzweifelt, sich zu verwandeln. Er war jetzt älter und weiser, erfahrener. Er würde eine größere Chance im Kampf gegen Neltharion haben. Der Drachenmagier wollte die Transformation erzwingen, wollte endlich wieder er selbst werden…
Doch stattdessen stolperte er nur und fiel mit dem Gesicht nach vorne in den Dreck. Dort blieb er liegen. Das Gefühl, versagt zu haben, überwältigte ihn.
»Meister Krasus!« Malfurion
Weitere Kostenlose Bücher