WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
Legion und die Untoten-Geißel. Er trauerte zwar um die Toten, aber es gab nur wenig, was ihm noch hätte den Magen umdrehen können. Letzten Endes war jeder Tod gleich.
Rechts neben dem Orc fluchte Rhonin leise. Der Zauberer steckte den Sichtstein, den er hatte benutzen wollen, wieder in seine Gürteltasche. Auch diese Magie konnte den Nebel offenbar nicht durchdringen.
Brox vertraute bei der Suche nach dem Feind auf seine eigenen Methoden. Alle paar Schritte hob er die Nase in die Luft und schnüffelte. Die meisten Gerüche, die er wahrnahm, rührten von Tod und Verwesung. Die einzigen Dämonen, die er bemerkt hatte, waren längst tot. Ihre Körper lagen am Boden und verrotteten.
Natürlich gab es viele andere Leichen. Überall lagen verstümmelte Nachtelfen. Einige waren Soldaten, die beim Rückzug ums Leben gekommen waren, andere hilflose Zivilisten, die zu langsam gewesen waren. Kein Opfer war unversehrt: Arme, Beine, sogar Köpfe hatte man abgetrennt. Einige Leichen schienen nach ihrem Tod verstümmelt worden zu sein. Wenn die Soldaten solche Toten sahen, verhärteten sich ihre Gesichter noch mehr.
»Verteilt euch, aber bleibt in Sichtweite«, befahl Jarod, der die Zügel seines Nachtsäblers kurz hielt. »Und achtet auf eure Tiere.«
Den letzten Befehl sprach er zum wiederholten Mal aus. Die großen Panther waren angespannt, so als bemerkten sie etwas, das ihre Reiter nicht wahrnehmen konnten. Das erhöhte die Nervosität des Spähtrupps.
Schatten wie aus einem Alptraum erhoben sich vor ihnen… die äußeren Bezirke Suramars. Die Brennende Legion hatte nicht genug Zeit gehabt, um die ganze Stadt zu schleifen, deshalb ragte ein Teil von ihr noch immer wie ein Skelett in die Höhe. Es war ein Mahnmal für all das, was die Brennende Legion angerichtet hatte… und vielleicht noch anrichten würde.
»Mutter Mond…«, flüsterte ein Soldat.
Brox sah Jarod an. Der Captain starrte ohne zu blinzeln auf seine Heimat. Seine Hände krampften sich um die Zügel. Eine Ader in seinem Hals pochte.
»Es ist schwer, kein Zuhause mehr zu haben«, sagte der Orc, der an sein eigenes Leben dachte.
»Ich habe ein Zuhause«, widersprach Jarod. »Suramar ist immer noch meine Heimat.«
Der Orc schwieg. Er verstand den Schmerz des Nachtelfen.
Durch zertrümmerte Tore rückten sie in die Stadt vor. Es war vollkommen still. Ihr eigener Atem erschien ihnen zu laut an diesem Ort der Ruhe.
Nach einer Weile zügelten sie ihre Reittiere. Jarod sah den Magier Rat suchend an. Vor ihnen teilte sich die Straße in drei Wege.
Aus Sicherheitsgründen hätte die Gruppe eigentlich zusammenbleiben sollen, aber dann blieb ihnen nicht genügend Zeit, um die ganze Stadt zu durchkämmen.
Rhonin runzelte die Stirn und sagte: »Niemand zieht hier allein los. Dieser Nebel ist magisch. Dann können wir eben nicht alles absuchen, Captain.«
»Ich bin deiner Meinung«, stimmte der Captain erleichtert zu. »Ich hätte nie gedacht, dass ich den Ort, an dem ich aufgewachsen bin, einmal mit solchem Misstrauen betreten würde.«
»Das ist nicht mehr dein Suramar, Shadowsong. Das darfst du nie vergessen. Die Brennende Legion beschmutzt alles, was sie berührt. Die Stadt kann auch ohne Dämonen sehr gefährlich sein.«
Brox nickte. Er erinnerte sich noch gut an die Dinge, die aus dem Nebel gekrochen waren, als sein Volk gegen die Höllischen kämpfte. Dagegen verblasste alles, was die Nachtelfen bisher gesehen hatten.
Es waren genügend Ruinen übrig geblieben, um sich in der Stadt orientieren zu können. Hier und da tauchte ein unbeschädigtes Gebäude aus dem Nebel auf. Jarods Soldaten untersuchten diese Häuser in der Hoffnung, auf Überlebende zu stoßen.
Sie fanden jedoch keine.
Die Gruppe hatte sich zwar nicht trennen wollen, aber die Zerstörungen zwangen sie schließlich dazu. Der Weg, den sie gewählt hatten, war so verschlungen und voller Trümmer, dass es zu viel Zeit gekostet hätte, weiter zusammenzubleiben. Also entschied sich Jarod schweren Herzens, jeweils drei Soldaten in Seitenstraßen zu entsenden.
»Macht einen Bogen um die Trümmer und kehrt zu uns zurück, sobald es möglich ist«, befahl er den sechs Nachtelfen. Die beiden Gruppen wendeten ihre Nachtsäbler. »Und bleibt zusammen!«, rief Jarod ihnen nach.
Shadowsong und seine übrig gebliebenen drei Soldaten bildeten die Eskorte für Rhonin – und damit auch für Brox. Langsam zogen sie weiter. Die Nachtsäbler bewegten sich vorsichtig durch die Ruinen. Drei große
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