WoW 08 - KdA 3 - Das Erwachen
und Bosheit des Gegenstands.
»Sei wachsam«, befahl die Zofe. »Gehorche all meinen Anweisungen, sonst wirst du eine Gefangene der Dämonen bleiben.«
Sie berührte die grüne Aura mit der Spitze des Talismans.
Die Juwelen leuchteten auf. Die kleinen Schädel öffneten ihre Kiefer und zischten.
Die Sphäre wurde in die winzigen Münder gesogen.
Tyrande spürte, wie sich der Zauber, der sie festhielt, auflöste. Sie musste sich noch in der Luft drehen, sonst wäre sie mit dem Gesicht auf die Steine gestürzt. Zusammengekauert landete die Priesterin auf dem Boden. Zu ihrer Überraschung spürte sie trotz der harten Landung keine Schmerzen. Elunes Berührung schützte sie noch immer.
Vashj sah sie frustriert an. Ohne die bindende Aura war das Mondlicht, das Tyrandes Körper umgab, deutlich zu sehen. Die Zofe schüttelte den Kopf.
»Du musst das ändern. Es wird dich verraten, sobald wir die Zelle verlassen.«
Tyrande schloss die Augen und dankte ihrer Göttin für die Hilfe, bat sie aber, diesen Schutz von ihr zu nehmen. Im ersten Moment schien Elune sie jedoch nicht zu erhören, denn der Schutzzauber blieb bestehen.
»Beeil dich«, drängte Lady Vashj.
Tyrande hielt die Augen weiterhin geschlossen. Mutter Mond verstand doch sicherlich, dass das Geschenk, das sie ihrer Dienerin gemacht hatte, diese jetzt gefährdete.
Schließlich löste sich das Mondlicht langsam auf …
… und ein Gefühl akuter Bedrohung hüllte Tyrande ein.
Sie öffnete die Augen und sah, wie Vashj mit dem Talisman auf ihre Kehle zielte, als wäre es ein Dolch. Die Spitze hätte eine tödliche Wunde gerissen, wäre nicht Tyrandes Kampfausbildung, die alle Priesterinnen genossen, gewesen. Sie hob eine Hand und schlug den Talisman zur Seite. Sie fühlte, wie etwas in ihre Haut stach, aber Vashj gelang es nicht, ihr Blut zu vergießen.
Mit ihrer freien Hand versuchte Azsharas Dienerin – deren Gesichtsausdruck so monströs geworden war wie der der Schädel – Tyrande die Augen auszukratzen. Die Priesterin hob ihr Knie und traf Vashj in den Unterleib. Aufstöhnend brach die Nachtelfe zusammen. Der Talisman entglitt ihren Fingern.
Tyrande setzte nach, aber Vashj war ebenfalls schnell. Sie warf sich zur Seite und griff nach dem Talisman. Tyrande versuchte sie zurückzureißen, aber die verräterische Zofe hatte das Objekt ihrer Begierde bereits erreicht.
Sie stieß kehlige, unverständliche Worte hervor und riss den Talisman empor.
Im gleichen Moment hüllte die dämonische Aura Tyrande wieder ein, doch sie spürte, wie Elunes Schutz zurückkehrte.
Bei der Flucht aus der Blase half ihr das natürlich nicht.
Lady Vashj erhob sich und sah ihre Widersacherin verbittert an. »Es wäre besser für dich gewesen, wenn du gestorben wärst. Du wirst niemals ihre Vertraute werden. Das bin ich – und ich werde es auch immer sein!«
»Ich will nicht die Vertraute der Königin werden.«
Doch das schien Vashj nicht zu verstehen. Sie blickte auf den Talisman und fauchte: »Ich dachte, das würde funktionieren, aber ich muss mir etwas anderes überlegen. Vielleicht einige geflüsterte Worte ins Ohr des Lichtes der Lichter, Worte darüber, dass man dir nicht vertrauen kann. Ja, das könnte funktionieren …«
Tyrande versuchte nicht mehr, die Zofe davon zu überzeugen, dass sie keine Dienerin Azsharas werden wollte. Vashj war offensichtlich nicht ganz bei Verstand und würde auf Vernunftsargumente nicht reagieren.
Vashj blickte hektisch zur Tür, als sie draußen Geräusche hörte. »Die Wachen! Sie werden gleich zurück sein. Ich habe sie abgelenkt.« Sie sah wieder zu ihrer Gefangenen und richtete den Talisman auf sie. »Alles muss so sein wie vorher.«
Erneut hoben sich Tyrandes Arme über ihren Kopf. Unsichtbare Fesseln legten sich um ihre Handgelenke und pressten ihre Beine zusammen.
»Ich wünschte, ich wüsste mehr über diesen Gegenstand«, stieß Vashj hervor. »Dann könnte ich dich bestimmt damit töten, aber ohne den richtigen Befehl …«
Die Geräusche kamen näher. Azsharas Dienerin verbarg den Talisman in ihren Gewändern und ging zur Tür. Dann warf sie einen letzten Blick zurück.
»Nie wirst du zu ihr gehören«, zischte sie. Dann verschwand sie im Gang.
Die Wachen kehrten nur Momente später zurück. Einer trat an das vergitterte Loch in der Tür und musterte Tyrande weitaus länger, als nötig gewesen wäre. Sein Gesichtsausdruck wirkte verstört, als habe er sie nicht dort erwartet. Vashj hatte ihren Plan wohl nicht
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