WoW 08 - KdA 3 - Das Erwachen
einfach nieder geritten werden.
»Weiter! Reitet weiter!«, schrie der Anführer der Hochgeborenen. Die Angreifer fielen wie Fliegen. Sie hatten dem Licht nichts entgegenzusetzen.
Tyrandes Herz war voller Hoffnung, als sie der Gruppe folgte. Das Leuchten dehnte sich über alle Reiter aus. Sie dankte Elune immer und immer wieder für dieses Wunder.
Doch als Tyrande die Reihen der Legion passierte, griffen Klauenhände nach ihr und zerrten sie von ihrem Nachtsäbler. Sie schrie erschrocken auf, als sie in den Himmel gezogen wurde.
Das verzerrte Gesicht einer Verdammniswache starrte Tyrande entgegen. Der Dämon hatte die Augen fast vollständig geschlossen, und sein rasselnder Atem verriet, wie sehr ihn das Licht schmerzte.
Sie stach sofort mit ihrer Klinge zu. Zwar traf sie nur ungezielt, aber es erschreckte ihren Gegner. Eine Klaue ließ los. Tyrande wusste nicht, wie hoch sie bereits war, doch sie hatte auch keine Zeit, nach unten zu blicken. Sie konnte nur hoffen, dass Elune ihren Fall bremsen würde.
Entschlossen jagte die Priesterin ihre Klinge in die Brust der Verdammniswache.
Die Kreatur bäumte sich auf und prellte ihr das Schwert aus den Fingern. Tyrande entglitt den erschlaffenden Klauen.
Sie hielt sich an dem Sterbenden fest und versuchte ihn vor dem Aufprall unter sich zu bringen. Doch im Todeskampf entzog sich die Verdammniswache ihrem Griff.
Sie schloss die Augen. Ihre Gebete richteten sich an ihre Gottheit, doch in Gedanken war sie bei Malfurion. Er würde sich die Schuld an ihrem Tod geben, wenn sie hier und jetzt starb. Aber sie wollte ihm diese Bürde nicht auflasten. Die Götter entschieden über ihr Schicksal, nicht er. Tyrande wusste, dass Malfurion getan hatte, was er konnte, aber das Schicksal ihres Volkes war wichtiger als das Überleben einer einzigen Person.
Wenn sie nur noch mal sein Gesicht hätte sehen können.
Tyrande schlug auf dem Boden auf … aber der Aufprall war viel weicher als erwartet. Sie spürte ihn kaum, dabei hätte er jeden Knochen in ihrem Körper zertrümmern müssen.
Ihre Finger glitten über Staub. Sie war also tatsächlich gelandet, aber wieso war sie unverletzt?
Tyrande setzte sich auf und warf einen Blick auf ihre Umgebung. Die Aura war vergangen, der Nebel zurückgekehrt. Abgesehen von den Leichen der Dämonen und Nachtelfen, die überall am Boden lagen, war sie allein.
Nein, nicht allein. Eine große, ungemein vertraut wirkende Gestalt schälte sich aus dem Nebel. Bei ihrem Anblick röteten sich ihre Wangen.
»Malfurion!«
Doch Tyrande erkannte im gleichen Moment, dass dies der falsche Name war.
Illidan beugte sich mit verkniffenem Mund über die Priesterin. »Du kleine Närrin.« Er streckte ihr seine Hand entgegen. »Komm mit mir … wenn du noch lange genug atmen willst, um zu erleben, wie ich die Welt rette.«
Fünfzehn
Die Dämonenseele strahlte hell über dem Brunnen der Ewigkeit. In dem Weltenriss, den Sargeras durch einen Zauber erschaffen hatte, brannten die Kräfte der Dämonenseele und der Quelle. Gemeinsam begannen sie ein stabiles Portal zu errichten. In seinem monströsen Reich wartete der Herr der Legion auf den Zeitpunkt, da er seine jüngste Eroberung endlich betreten würde. Bald, sehr bald schon würde er alles Leben darauf auslöschen … und dann zur nächsten Welt weiterziehen.
Doch es gab noch andere, die warteten, und ihre düsteren Träume waren weit älter als die des Dämonenlords. Schon endlos lange warteten sie auf eine Gelegenheit zur Flucht, auf eine Gelegenheit, wieder das an sich zu reißen, was ihnen einst gehört hatte. Jeder Schritt, der Sargeras dem Portal näher brachte, brachte auch sie ihrem Erfolg näher. Dank des Brunnens, dank der Dämonenseele und der Macht der Legion würde es ihnen gelingen, das Tor ihres ewigen Gefängnisses aufzustoßen.
Und war es einmal geöffnet, würde es niemand mehr verschließen können.
Die Drei warteten. Das hatten sie schon so lange getan, dass ein klein wenig länger sie nicht störte.
Ein klein wenig länger …
Archimonde, der wusste, dass Sargeras' Ankunft unmittelbar bevorstand, warf all seine Kräfte in die Schlacht. Er zog Dämonen von allen anderen Positionen ab und verstärkte mit ihnen seine Horde. Der Kampf auf diesem Schlachtfeld würde über das Schicksal der Welt entscheiden.
Die Armee der Verteidiger kämpfte, weil sie keine andere Wahl hatte. Nachtelfen, Tauren und die anderen Völker wussten, dass eine Niederlage den Tod bedeutete.
Weitere Kostenlose Bücher