WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
wussten, als sie zuließ. »Ihr Schreckenslords scheint zu wissen, warum.«
Sie tauschten untereinander Blicke aus, auf ihren Gesichtern bildete sich ein boshaftes Grinsen. »Wir haben entdeckt, dass der Lichkönig seine Kraft verliert«, sagte Varimathras mit höllischem Leuchten in den Augen. »Und wenn sie schwindet, dann gilt das auch für seine Fähigkeit, Untote wie Euch zu befehligen.«
Das waren wahrhaftig gute Neuigkeiten, so es denn stimmte. Doch es reichte Sylvanas nicht. »Und was ist mit König Arthas?«, fragte sie weiter, unfähig, die Verachtung aus ihrer Stimme herauszuhalten, als sie den Titel des Todesritters benutzte. »Was ist mit seinen Kräften?«
Balnazzar wedelte abschätzig mit seiner schwarzen, klauenförmigen Hand. »Er wird uns nicht mehr stören. Er ist wie eine Fliege, deren Zeit gekommen ist. Er wird verschwinden. Obwohl seine Runenklinge, Frostgram, mächtige Zauber birgt, werden Arthas' eigene Kräfte mit der Zeit schwinden. Das ist unausweichlich.«
Sylvanas war sich da nicht so sicher. Auch sie hatte Arthas unterschätzt und mit ihrem kalten Hass in ihrem Herzen trug sie mit Schuld an seinem blutigen Sieg. »Ihr wollt ihn stürzen und braucht dazu meine Hilfe«, sagte sie knapp.
Detheroc, der der Anführer zu sein schien, hatte bislang stumm daneben gestanden, während seine Brüder mit Sylvanas geredet hatten. Sie waren wütend und ungeduldig gewesen. Doch sein Gesichtsausdruck war neutral geblieben. Jetzt sprach er im kühlen Tonfall äußersten Ekels.
»Die Legion mag geschlagen sein, doch wir sind die Nathrezim. Wir lassen uns von keinem Emporkömmling der Menschen vorführen.« Er machte eine Pause und sah sie alle der Reihe nach an. »Arthas muss stürzen!« Der leuchtende grüne Blick lag auf Sylvanas. »So, wie Ihr uns beobachtet habt, kleiner Geist, so haben wir auch Euch beobachtet. Es ist offensichtlich, dass der Lich, Kel'Thuzad, viel zu sehr ergeben ist, um seinen Herrn zu verraten. Es scheint... eine gewisse Zuneigung zwischen den beiden zu geben.« Seine grauen Lippen verzogen sich zu einem gefährlichen Grinsen. »Doch Ihr dagegen...«
»Ich hasse ihn.« Sie glaubte nicht, dass sie diese Wahrheit verbergen konnte, selbst wenn sie es wollte. Zu feurig brannte der Zorn in ihr. »Wir sind uns so weit einig, Schreckenslord. Ich habe meine eigenen Gründe für die Rache. Arthas hat mein Volk ermordet und mich in diese... Monstrosität verwandelt.« Sie machte eine Pause. Die Abscheu gegen Arthas und alles, was er ihr angetan hatte, war so stark, dass sie nicht weiterreden konnte.
Die Dämonen warteten geduldig und ein wenig selbstgefällig. Sie glaubten, Sylvanas benutzen zu können. Damit lagen sie falsch.
»Ich werde vielleicht an Eurem blutigen Spiel teilnehmen, aber ich mache es auf meine eigene Art.« Sie wollte die Dämonen als Verbündete, doch die Schreckenslords sollten wissen, dass sie kein Spielzeug war. »Ich werde nicht einen Herrn gegen den anderen austauschen. Wenn Ihr meine Hilfe wollt, dann müsst Ihr das akzeptieren.«
Detheroc lächelte. »Dann werden wir also den Todesritter gemeinsam töten?«
Sylvanas nickte und langsam legte sich Genugtuung auf ihr geisterhaftes Gesicht.
Deine Tage sind gezählt, König Arthas Menethil. Und ich... ich bin das Stundenglas.
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
Arthas rieb sich die Schläfen und ging die Visionen, die er gehabt hatte, immer wieder durch. Bislang hatte die Kommunikation mit dem Lichkönig immer nur über Frostgram stattgefunden. Doch in der Sekunde, als ihn der Schmerz durchfuhr, hatte Arthas tatsächlich zum ersten Mal das Wesen selbst
gesehen,
dem er diente.
Der Lichkönig saß allein in der Mitte einer großen Höhle, gefangen im künstlichen Eis. So ähnlich war es bei Frostgram gewesen. Doch das Eis war gesprungen, als hätte jemand ein Stück herausgebrochen. Deshalb konnte man den Lichkönig nur unvollständig erkennen, aber seine Stimme drang tief in den Geist des Todesritters ein, der sich vor Schmerz krümmte.
»Dem vereisten Thron droht Gefahr! Die Macht schwindet... Die Zeit verrinnt... Du musst sofort nach Nordend zurückkehren!« Und dann durchfuhr es Arthas wie eine Lanze: »
Gehorche!«
Jedes Mal, wenn das geschah, fühlte sich Arthas benommen und schlecht. Die Kraft, die wie Adrenalin durch seine Adern jagte, entzog ihm mittlerweile mehr Energie, als sie ihm einst gegeben hatte. Er war schwach und verwundbar...
Das hatte er sich nicht vorstellen können, als er
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