WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
Augenbraue. Sie glaubte nicht einen Moment lang, dass er es ernst meinte. »Meine Brüder und ich wissen die Rolle zu würdigen, die Ihr beim Sturz von Arthas gespielt habt.«
Die Rolle, die sie gespielt hatte. Als wäre es eine Art von Theaterstück gewesen.
»Sturz? Ich vermute, so könnte man es nennen. Er ist geflohen, so viel steht fest.«
Das mächtige Wesen zuckte die Achseln, seine Flügel breiteten sich bei der Geste aus. »Wie auch immer. Er wird uns keine Schwierigkeiten mehr machen. Ich bin hier, um Euch eine förmliche Einladung zu überbringen, unserem neuen Bund beizutreten.«
Ein »neuer Bund«. Das war nichts wirklich Neues, überlegte sie. Dasselbe Joch, nur neue Herren. Sie hätte kaum weniger interessiert sein können.
»Varimathras«, sagte sie kalt. Sie verneigte sich nicht vor ihm. »Mein einziger Wunsch ist, Arthas zu töten. Nachdem ich bei meinem ersten Versuch versagt habe, werde ich nun meine Anstrengungen darauf konzentrieren, es beim nächsten Mal zu schaffen. Ich habe keine Zeit für belanglose Machtspielchen.«
Der Dämon beherrschte sich merklich. »Seid vorsichtig, Milady. Es wäre unklug, unseren Zorn zu wecken. Wir sind die Zukunft dieser... Pestländer. Ihr könnt Euch uns entweder anschließen oder beiseitegedrängt werden.«
»Ihr? Die Zukunft? Kel'Thuzad ist nicht mit Arthas fortgegangen. Er wurde aus einem Grund hier zurückgelassen. Doch vielleicht ist ein Lich, der aus der Essenz des mächtigen Sonnenbrunnens wiedergeboren wurde, nichts für Wesen, die so machtvoll wie Ihr seid.« Ihre Stimme troff vor Zorn und der Schreckenslord runzelte die Stirn.
»Ich habe lange genug als Sklave gelebt, Schreckenslord.« Es war nicht ohne Komik, jemanden das Wort »gelebt« benutzen zu hören, der eigentlich tot war. Alte Angewohnheiten starben nur langsam, so schien es. »Ich habe mich mit Zähnen und Klauen gewehrt, um etwas Besseres zu werden als das, was dieser Bastard aus mir gemacht hat. Nun habe ich meinen eigenen Willen und ich gehe meinen eigenen Weg. Ihr seid die letzten kümmerlichen Überreste Eures Volkes. Ihr seid eine aussterbende Art. Ich werde meine Freiheit nicht aufgeben, indem ich mich an Euch Narren kette.«
»So sei es«, zischte Varimathras. Er war wütend. »Unsere Antwort wird schon bald kommen.«
Er teleportierte sich weg, sein Gesicht war finster verzerrt.
Ihre Spitze hatte ihn getroffen und er bebte vor Wut, wie sie für sich vermerkte. Man konnte ihn leicht wütend machen. Man hatte den Dämon zu ihr geschickt, weil man sie für keine große Gefahr hielt.
Sylvanas würde mehr als eine Handvoll Banshees benötigen, um Arthas zu bekämpfen. Sie würde eine Armee brauchen, eine Stadt der Toten... sie würde Lordaeron brauchen.
Sie würde die Seelen, die wie sie nicht mehr atmeten, aber dennoch ihren eigenen Willen hatten, die Verlassenen nennen. Und ebenso schnell brauchte sie mehr geisterhafte Schwestern, um die drei dämonischen Brüder zu bekämpfen.
Oder vielleicht musste sie sich nur gegen zwei von ihnen stellen.
Sylvanas Windläufer überlegte erneut, wie leicht Varimathras manipuliert werden konnte.
Vielleicht war er ja noch nützlich... Ja. Sie und die Verlassenen würden ihren Weg in dieser Welt gehen... und jeden töten, der sich ihnen dabei in den Weg stellte.
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
Nordend. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Als würde man heimkehren.
Kaum dass die Küste in Sicht kam, erinnerte sich Arthas daran, wie er das erste Mal hergekommen war. Sein Herz war voller Schmerz gewesen wegen Jainas und Uthers Verrat, Schmerz wegen der Notwendigkeit des Massakers bei Stratholme. So viel war seitdem passiert, dass es sich anfühlte, als läge es ein ganzes Leben lang zurück.
Er war damals mit Rache im Herzen gekommen, um den Dämonenlord zu töten, der sein Volk in lebende Tote verwandelt hatte. Jetzt beherrschte er selbst die wandelnden Toten und war mit Kel'Thuzad verbündet.
Die Wege des Schicksals waren unergründlich.
Er spürte die Kälte nicht, wie er es damals getan hatte. Und ebenso erging es den Männern, die ihm so loyal folgten. Der Tod betäubte derartige Gefühle. Nur in den menschlichen Nekromanten sträubte sich alles gegen den eisigen, seufzenden Wind und den Schnee, der träge fiel, als sie Anker warfen und anlegten.
Arthas bewegte sich steif aus dem Ruderboot an den Strand. Zwar spürte er die Kälte dieses Ortes nicht, doch seine Kraft und sein physisches Selbst waren schwach. Sobald er den Boden
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