WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
ausgeblasener und bunt bemalter Eier und kleiner Süßigkeiten und legte seine Hand über ihre.
Sie lächelte, was auch nach all der Zeit immer noch ein wenig schüchtern wirkte, und ihre Wangen röteten sich. Sie würde kommen.
Es gab mehrere kleinere Feste, die in die Schlotternächte mündeten. Eins war eher düster, ein anderes eine strahlende Feier und dieses war ein bisschen von beidem. Man hielt die Schlotternächte für die Zeit, in der die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten schmal war und die Lebenden die Verstorbenen spüren konnten. Traditionell war es das Ende der Erntezeit, bevor die Winterwinde kamen, und vor dem Palast wurde ein Strohmann aufgebaut. Bei Sonnenuntergang am Abend der Feier würde er angezündet werden. Es war ein großartiger Anblick – ein riesiger brennender Strohmann, der sich lodernd der einbrechenden Nacht entgegenstellte.
Jeder, der wollte, konnte an den Strohmann herantreten, einen Zweig in die knisternden Flammen werfen und so metaphorisch »alles verbrennen«, was er nicht in die stille, nachdenkliche Zeit der winterlichen Ruhe mitnehmen wollte.
Es war ein bäuerliches Ritual, das aus uralter Zeit stammte. Arthas vermutete, dass nur noch wenige heutzutage wirklich glaubten, einen Zweig ins Feuer zu werfen, würde ihre Probleme lösen. Noch weniger Menschen glaubten an den Kontakt mit den Toten.
Er glaubte es jedenfalls nicht. Aber es war ein beliebtes Fest und es brachte Jaina nach Lordaeron, und aus diesem Grund freute er sich darauf.
Er hatte eine kleine Überraschung für sie geplant.
Es war kurz nach Sonnenuntergang. Die Leute hatten sich schon seit dem späten Nachmittag versammelt. Einige hatten sogar Picknickkörbe mitgebracht und machten ein kleines Fest daraus, die letzten Tage des Spätherbstes in den Hügeln von Tirisfal zu genießen. Wachen waren postiert, die auf Unglücke achten sollten, die oft passierten, wenn sich viele Menschen auf engem Raum befanden. Doch Arthas rechnete nicht mit Schwierigkeiten. Als er aus dem Palast trat, in eine Tunika gewandet, mit Reiterhose und einem Umhang in satten herbstlichen Farben, kam Jubel auf. Er wartete, winkte den Zuschauern zu, nahm den Applaus entgegen, drehte sich dann um und streckte Jaina die Hand entgegen.
Sie blickte ein wenig überrascht, lächelte aber, und ihr Name wurde in dem sich verdunkelnden Himmel genauso oft gerufen wie seiner. Arthas und Jaina gingen zu dem riesigen Strohmann und blieben davor stehen. Arthas gebot mit einer Geste Ruhe.
»Meine Landsleute, an diesem Abend erinnern wir uns an all diejenigen, die nicht mehr unter uns weilen. Und wir trennen uns von all den Dingen, die uns im Weg stehen. Wir verbrennen den Strohmann als ein Symbol des endenden Jahres, so wie die Bauern die Reste der abgeernteten Felder verbrennen. Die Asche düngt den Boden und dieses Ritual düngt unsere Seelen. Es tut gut, heute Abend so viele Menschen hier zu sehen. Und es ist mir eine Freude, die Ehre, den Strohmann anzuzünden, an Lady Jaina Prachtmeer zu übergeben.«
Jainas Augen weiteten sich. Arthas wandte sich ihr zu und grinste breit.
»Sie ist die Tochter des Kriegshelden Daelin Prachtmeer und eine angehende mächtige Zauberin. Da Magier Meister des Feuers sind, denke ich, hat sie das Recht, unseren Strohmann an diesem Abend zu entzünden. Stimmt ihr mir zu?«
Die versammelte Menge brüllte ihre Zustimmung, wie Arthas es erwartet hatte. Arthas verneigte sich vor Jaina, dann beugte er sich vor und flüsterte: »Mach ein bisschen Theater – das werden sie lieben.«
Jaina nickte unmerklich, dann wandte sie sich der Menge zu und winkte. Jubel brandete auf. Sie steckte eine Haarsträhne hinter das Ohr und zeigte damit kurz ihre Nervosität, dann setzte sie eine entschlossene Miene auf. Sie schloss die Augen, hob die Hände und murmelte eine Beschwörung.
Jaina trug feuerrote Farben, mit Gelb- und Orangetönen darin. Ein kleiner Flammenball entstand in ihren Händen. Zuerst leuchtete er nur schwach, doch dann immer heller. Für Arthas wirkte sie in diesem Moment wie das Feuer selbst. Ruhig hielt sie die Flammen in den Händen, sicher und meisterhaft, und er wusste, dass die Tage, an denen sie nur wenig Kontrolle über ihre Zauber gehabt hatte, lange vorbei waren. Sie würde eine mächtige Magierin nicht erst »werden« müssen, sie war offensichtlich schon eine, wenn auch noch nicht dem Titel nach.
Und dann streckte sie beide Hände aus. Der Feuerball schoss wie eine Kugel aus einem Gewehr
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