WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
Schädeln, waren gekrümmt und endeten in Hufen. Und im Licht seiner leuchtend grünen Augen erkannte Arthas seine scharfen Zähne, die zu einem arroganten Lächeln verzogen waren.
Arthas blickte zu der Kreatur auf und drohte in dem Schrecken zu versinken. Unglaube kämpfte mit den Tatsachen vor seinen Augen. Er hatte Sagen gehört, hatte in der Bibliothek zu Hause wie auch in den Archiven von Dalaran Bilder in alten Büchern gefunden. Doch solch ein monströses Ding wie das vor dem schwarzroten Himmel, vor dem Feuer und Rauch...
Ein Schreckenslord war ein Dämon. Ein Wesen aus Mythen. Es konnte nicht echt sein – und doch war es da, stand in all seiner schrecklichen Herrlichkeit vor ihm.
Schreckenslord.
Die Angst drohte Arthas zu überwältigen und er wusste, dass sie ihn, wenn er sie zuließ, vernichten würde. Er würde durch die Hand des Monsters sterben – ohne einen Kampf. Und mit der reinen Kraft seines Willens tauschte er den Schrecken gegen ein besseres Gefühl aus.
Hass.
Gerechten Zorn.
Er dachte an diejenigen, die unter seinem Hammer gefallen waren, die Lebenden und die Toten, die gefräßigen Ghoule und die verschreckten Frauen und Kinder, die nicht verstanden hatten, dass er ihre Seelen zu retten versuchte. Ihre Gesichter unterstützten ihn, sie konnten nicht – würden nicht – umsonst gestorben sein.
Irgendwie fand Arthas den Mut, dem dämonischen Blick entgegenzutreten, und er umklammerte seinen Hammer.
»Wir werden das gleich hier beenden. Mal'Ganis«, rief er. Seine Stimme war stark und fest. »Nur du und ich.«
Der Schreckenslord warf den Kopf zurück und lachte. »Tapfere Worte«, polterte er. »Unglücklicherweise für dich wird es hier nicht enden.« Mal'Ganis lächelte, seine schwarzen Lippen zogen sich zurück und entblößten seine scharfen, spitzen Zähne. »Eure Reise hat gerade erst begonnen, junger Prinz.«
Er streckte einen Arm aus und wies auf Arthas' Männer. Lange scharfe Klauen glitzerten im Licht der Flammen, die immer noch brannten und die große Stadt verschlangen. »Sammle deine Kräfte und triff mich im arktischen Land Nordend. Dort wird sich deine wahre Bestimmung erfüllen.«
»Meine wahre Bestimmung?« Arthas' Stimme krächzte vor Wut und Verwirrung. »Was willst du...« Die Worte erstarben in seiner Kehle, als die Luft um Mal'Ganis in einer vertrauten Art zu schimmern begann.
»Nein!«, brüllte Arthas. Er sprang vor, blind, rücksichtslos, und hätte den Schreckenslord binnen eines Herzschlags erschlagen, wäre nicht der Teleportzauber bereits beendet gewesen. Arthas schrie und schlug mit seinem schwach leuchtenden Hammer ins Leere. »Ich verfolge dich bis ans Ende der Welt, wenn es sein muss! Hörst du mich?
Bis ans Ende der Welt!«
Wütend und schreiend drosch er mit dem Hammer wild gegen einen imaginären Feind, bis ihn die pure Erschöpfung zwang, die Waffe zu senken. Er stützte sich darauf. Arthas schwitzte und wurde von einem frustrierten, zornigen Schluchzen geschüttelt.
Bis ans Ende der Welt.
KAPITEL DREIZEHN
Drei Tage später ging Lady Jaina Prachtmeer durch die Straßen der einst stolzen Stadt Stratholme, der Perle des nördlichen Lordaerons... die zum wahren Albtraum verkommen war.
Der allgegenwärtige Gestank war fast unerträglich. Jaina hob ein Taschentuch, das großzügig mit Friedensblumenduft getränkt war, vor ihr Gesicht. Doch der Versuch, das Schlimmste herauszufiltern, war nur teilweise von Erfolg gekrönt. Feuer, die eigentlich längst hätten erloschen sein müssen, loderten hoch in den Himmel und verrieten Jaina, dass die schwarze Magie immer noch wirkte. Weitere Anzeichen dafür waren der stechende Rauch, der ihr in Augen und Kehle brannte, und der Verwesungsgeruch.
Die Leichen lagen dort, wo sie gestorben waren, die meisten waren unbewaffnet. Tränen stiegen in Jainas Augen und liefen ihr die Wangen hinab, während sie sich wie in Trance immer weiter bewegte und vorsichtig über die aufgeblähten Toten hinwegstieg. Ein leises, schmerzerfülltes Wimmern entschlüpfte ihr, als sie erkannte, dass Arthas und seine Männer in ihrer fehlgeleiteten Barmherzigkeit nicht einmal die Kinder verschont hatten.
Hätten diese Leichen, die still und steif dalagen, sich erhoben und sie angegriffen, wenn Arthas sie nicht getötet hätte? Vielleicht. Für viele von ihnen galt das sogar ganz gewiss. Das Korn
war
tatsächlich verteilt und auch gegessen worden. Doch galt das für jeden Einzelnen? Das würde sie niemals
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