WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
legte die Hände auf die Knie. Thrall tat es ihm gleich.
Er war angespannt, doch nicht wegen dem, was er gerade erlebt hatte. Es lag auch nicht an den Erinnerungen, die der Geruch der Bäume ausgelöst hatte. Vielmehr erinnerte er sich an das letzte Mal, als er versucht hatte zu meditieren. Es war ein entsetzlicher Fehler gewesen. Der Drache bemerkte seine Unsicherheit.
„Ihr seid Schamane und das schon seit einiger Zeit", sagte er. „Innere Ruhe zu finden, sollte Euch vertraut sein. Warum habt Ihr solche Schwierigkeiten?"
„Nun, Ihr seid ein grüner Drache. Ihr seid mehr ans Schlafen gewöhnt als ans Wachsein", entgegnete Thrall.
Desharin ging auf die Provokation nicht ein und nahm sich einen Moment, um sein langes Haar zurückzustreichen, während Thrall versuchte, sich zu beruhigen. Der grüne Drache schloss die Augen und atmete tief ein.
Thrall tat dasselbe. Desharin hatte recht. Natürlich war ihm das vertraut. Er beobachtete den Drachen einen Moment, seine Gedanken aber tauchten nicht tief genug ab, sondern blieben bei den Ereignissen, die kürzlich geschehen waren. Er hatte die Führerschaft über die Horde abgegeben, war nach Nagrand gereist und hatte Aggra kennengelernt. Dann war da Cairnes Tod gewesen. Und der Kataklysmus hatte die Welt aufgerissen und sie auf den Kopf gestellt. Und schließlich seine Unsicherheit und die Unfähigkeit, sich zu fokussieren. Dann noch Yseras Aufgabe und das Zusammentreffen mit den Urtumen... und letztlich dieser Drache, der vor ihm saß und der nicht wie sein wahres Ich wirkte. Vielmehr erinnerte er an einen meditierenden Nachtelfen.
Dieser Ort zerrte an den Nerven. Thrall wollte die Augen nicht schließen und sein Inneres erforschen. Er wollte in die Höhlen der Zeit.
Und das würde er, schon bald. Aber er musste sich auf so eine wichtige Aufgabe so gut wie möglich vorbereiten. Und so schloss er, wenn auch ungern, die Augen und begann, langsam und ruhig zu atmen.
Es geschah blitzschnell. Erst als er den Lufthauch spürte, der über seine Wange strich und ihn so an die Gefahr gemahnte, öffnete er die Augen. Doch da war Desharins Kopf bereits von den Schultern getrennt worden.
Thrall warf sich zur Seite und landete auf den Füßen. Er gönnte dem Leichnam seines neuen Freundes keinen Blick. Desharin war tot und Thrall würde ihm bald folgen, wenn er nicht vorsichtig war. Er griff nach dem Schicksalshammer, packte ihn und wirbelte ihn mit der Leichtigkeit und Geschwindigkeit langer Vertrautheit herum. Seine Augen waren fest auf die plötzliche Bedrohung gerichtet: Sie war groß, doch nicht so groß wie ein Orc, und sie trug eine schwere schwarze Plattenpanzerung. Stacheln ragten aus Ellbogen, Schultern und Knien hervor. Und gepanzerte Hände hielten ein großes, leuchtendes zweihändiges Breitschwert. Aber was ein Streich gegen die Körpermitte des Fremden hätte werden sollen, um dessen Rüstung wie einen billigen Zinnkrug zu zerquetschen, traf nur auf leere Luft.
Sein Feind taumelte weg und der schwere Kopf des Schicksalshammers verpasste ihn um knapp eine Fingerbreite. Überrascht verlor Thrall eine wertvolle Sekunde bei dem Versuch, den mächtigen Schlag abzubremsen und den Hammer für einen zweiten Hieb herumzuwirbeln. Sein Angreifer hatte sich bereits erholt und schlug mit seinem massiven Breitschwert auf ihn ein, das vor Magie nur so leuchtete. Der Schlag kam viel schneller, als Thrall geglaubt hatte. Der Orc hatte eine düstere Vorahnung. Wer war dieser unbekannte Feind? Wild, schnell, stark...
Instinktiv ließ er sich von dem Schwung des Schicksalshammers aus dem Weg des angreifenden Gegenübers tragen. Er löste eine Hand von dem Griff, hob den Hammer und rief einen starken, konzentrierten Windstoß herbei. Der Mensch - zumindest glaubte Thrall angesichts der Größe und Art der Rüstung, dass es einer war - taumelte und fiel beinahe in den weichen Sand. Erneut rief Thrall den Wind und mehrere Handvoll Sand erhoben sich und rasten auf die Vorderseite des Helms zu. Der Helm bot zwar etwas Schutz, aber nicht genug - der Sand, von Thrall geleitet, durchdrang die Augenschlitze und machte den Gegner zeitweise blind. Ein Schrei drang aus dem Helm, die Stimme eines männlichen Menschen, der vor Schmerz und Wut heulte. Er hob sein Schwert, um das Gesicht abzuschirmen. Die leuchtende Aura des Breitschwerts pulsierte rot und so wütend wie ihr Herr, dann senkte sie sich auf Thrall herab.
Thrall erkannte, dass er nicht nur einem überraschend wendigen und
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