WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
jemand die drängende Notwendigkeit erkannt hätte, tatsächlich einen zu haben. Doch ihm war klar, dass das kaum verwunderlich war. Die blauen Drachen liebten intellektuelle Herausforderungen. Nur die Verachtung, die sie für die „niederen Völker" empfanden, hielt sie davon ab, verschiedene Gestalten anzunehmen - wie der verstorbene Krasus es getan hatte -, um sich unter andere Magiebenutzer zu begeben, wie etwa die Magier der Kirin Tor. Arkane Magie - kalt und intellektuell - war ihr Geburtsrecht. Das ging noch auf die Entscheidung der Titanen zurück, Malygos zum Aspekt der Magie in dieser Welt zu machen. Die jüngeren Völker hatten damit nichts zu tun. So glaubten zumindest viele. Eigentlich waren es Kalecs Meinung nach zu viele.
Methoden, wie man einen neuen Aspekt erschuf oder wählte, schien es so viele zu geben wie blaue Drachen. Oder - so verbesserte sich Kalec, dessen Nüstern vor Verärgerung leuchteten - so viele, wie jeder Drachen Schuppen hatte.
Eine frühe Furcht war schnell beruhigt worden, als einer der jüngeren blauen Drachen besorgt gefragt hatte: „Was, wenn es keinen neuen Aspekt gibt? Die Titanen haben Malygos zum Aspekt der Magie gemacht. Was, wenn nur die Titanen einen neuen ernennen können und die anderen Schwärme uns dazu verdammt haben, für immer ohne Aspekt leben zu müssen?"
Die älteren Drachen hatten die Köpfe geschüttelt und waren völlig unbesorgt. „Wir alle wissen, dass die Titanen mächtig und weise waren", hatte einer von ihnen gesagt. „Wir gehen davon aus, ihnen war klar, dass so etwas eines Tages passieren könnte. Unsere Gelehrten sind sich sicher, mit genug Forschung herausfinden zu können, was wir tun sollen."
Kalecgos glaubte ihnen. Er glaubte an die Weisheit der Titanen, die vor so langer Zeit alle Aspekte ernannt hatten. Andere blaue Drachen glaubten aber mehr an die Überlegenheit und Fähigkeiten des blauen Schwarms selbst. Sie würden sicherlich bald eine eigene Methode bevorzugen. Ihnen mangelte es nicht an Theorien.
Laut der Legende gab es bei der ersten Erschaffung der Aspekte eine seltene Verbindung zwischen Azeroths beiden Monden. Eine Wiederholung derselben Konstellation würde in wenigen Tagen stattfinden. Einige erachteten dies für elementar, damit die Magie richtig wirken konnte, die nötig war, um einen normalen blauen Drachen in einen Aspekt zu verwandeln. Sie hielten es letztlich für eine Frage des richtigen Zeitpunkts.
Andere wollten, dass eine Mehrheit der blauen Drachen bei der Zeremonie anwesend war. „Wir werden einen Aspekt bekommen, auf die eine oder andere Weise", sagte einer der pragmatischeren magischen Gelehrten. „Wenn es keine physische Transformation gibt, gewährt von der Konjunktion der beiden Monde, dann können wir als Schwarm entscheiden, wen wir für den besten Anführer halten."
„Es ist ja auch nicht so, dass der große Malygos starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen", hatte Arygos sich zu Wort gemeldet. „Ich selbst bin ein Kind von Malygos und seiner ersten Gefährtin. Es könnte gut sein, dass mir die Fähigkeit im Blut liegt, ein Aspekt zu sein. Wir müssen das unbedingt in Erwägung ziehen."
„Es gibt nichts, was darauf hinweist", hatte Kalecgos darauf erwidert. „Nicht alle Aspekte waren ursprünglich verwandt." Er mochte Arygos' Einstellung nicht und er wusste, dass der Sohn des Malygos sich von allen bedroht fühlte, die er „Emporkömmlinge" nannte. Wenn es eine Teilung zwischen den Drachenschwärmen gab, so gab es auch eine Teilung innerhalb der blauen Drachen. Malygos' Geist war immer noch vorhanden. So gab es da jene wie Arygos, die in den Fußspuren des alten Aspekts wandelten und sich so weit wie möglich aus dieser Welt zurückziehen wollten. Und diejenigen, die wie Kalec dachten: Sie lebten nun einmal in dieser Welt und mussten sich mit den anderen Völkern und Schwärmen verbinden. Dadurch würde der blaue Drachenschwarm nur stärker und bereichert.
Es hatte unterschwellig bereits vor dem Angriff der Zwielichtdrachen eine Teilung im blauen Drachenschwarm geherrscht. Doch nun klaffte ein leuchtender, offener Riss. Einer, der Kalec nicht gefiel, doch er war nicht so naiv, ihn zu ignorieren. Er mochte dieses ganze neue Konzept des „Wählens" nicht. Schon gar nicht von einem Aspekt. Denn dann wäre es nur noch ein leerer Titel ohne echte Macht dahinter. Schließlich war das Konzept der Aspekte seit Anbeginn der Zeiten ein Teil dieser Welt gewesen. Nur die Erinnerungen der Urtume mochten
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