WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
musste, aus irgendeinem Grund, den er nicht kannte?
Thrall knurrte und spie dem Orc ins Gesicht, dann sprang er von ihm herunter. Er trat auf das große Schwert, das der andere geführt hatte. „Geh", sagte er. „Und lass mich niemals wieder dein Gesicht sehen. Hast du das verstanden?"
Der Meuchelmörder stellte sein Glück nicht infrage und lief weg.
Sobald er sicher war, dass er wirklich fort war, wandte sich Thrall seinen Eltern zu. Draka war tot. Ihr Körper war fast in Stücke zerhackt worden, ihr Gesicht erstarrt in einem verächtlichen Zähnefletschen. Thrall drehte sich zu seinem Vater um, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der dritte Mörder Durotan beide Arme abschlug. Damit nahm er ihm die Möglichkeit, seinen Sohn zu halten, bevor er starb. Thrall hatte viele Grausamkeiten gesehen. Doch dieser Schrecken ließ ihn an Ort und Stelle erstarren, unfähig, sich zu bewegen.
„Nimm... das Kind", krächzte Durotan.
Der Mörder kniete sich neben ihn und sagte: „Wir lassen das Kind für die Waldtiere liegen. Vielleicht kannst du zusehen, wie sie es zerfetzen."
Später konnte sich Thrall nicht mehr daran erinnern, wie er von dem einen Ende der kleinen Lichtung an das andere gekommen war. Das Nächste, was er wusste, war, dass er so laut schrie, dass seine Kehle schmerzte. Der Schicksalshammer war nur ein verschwommener Schemen. Der Mörder kämpfte ebenfalls, weil alles in ihm danach brannte, diesen Bastard in kleine Teile blutigen Schleims zu schlagen. Die Klarheit kam zu Thrall zurück, als er auf Händen kniete und schluchzte.
„Mein Kind", flüsterte Durotan.
Er lebte noch!
Thrall kroch zu dem Kind und nahm es hoch. Er blickte in seine eigenen blauen Augen und berührte sein eigenes kleines Gesicht. Dann kniete er sich neben seinen Vater und rollte ihn auf den Rücken. Durotan grunzte vor Schmerz. Thrall legte das Kind, eingewickelt in Windeln, die das Abzeichen der Frostwölfe trug, auf Durotans Brust.
„Du hast keine Arme, um ihn zu halten , sagte Thrall und seine Stimme klang belegt, Tränen erfüllten seine eigenen blauen Augen wie die des Kindes, das weinte. „Und so lege ich ihn auf dein Herz."
Durotan, das Gesicht vor Qualen verzerrt, die Thrall sich kaum vorstellen konnte, nickte. „Wer bist du? Du verrätst uns... du... lässt mich und meine Gefährtin sterben... und doch greifst du unsere Mörder an..."
Thrall schüttelte den Kopf. „Du würdest mir nicht glauben, Durotan, Sohn von Garad. Doch ich bitte dich... bei den Ahnen, ich bitte dich, das zu glauben: Dein Sohn wird leben. "
Hoffnung flackerte in den schwächer werdenden Augen.
Thrall sprach schnell, bevor es zu spät war. „Er wird leben und stark werden. Er wird sich daran erinnern, was es bedeutet, ein Orc zu sein, und sowohl Krieger wie auch Schamane werden."
Der Atem kam schnell, zu schnell. Durotan kämpfte, um am Leben zu bleiben, und hörte verzückt zu.
„Unser Volk wird sich von der Dunkelheit des Gul'dan erholen. Wir werden heilen. Wir werden eine Nation werden, stolz und mächtig. Und dein Sohn wird von dir und seiner tapferen Mutter wissen und ein großes Land nach dir benennen."
„Wie... kannst du das wissen...?"
Thrall unterdrückte die Tränen und legte eine Hand auf die Brust seines Vaters, neben die so viel jüngere Version seiner selbst. Der Herzschlag schwand.
„Vertrau darauf, dass ich es weiß", sagte Thrall, seine Stimme erschüttert von Gefühlen. „Dein Opfer war nicht umsonst. Dein Sohn lebt, um die Welt zu ändern. Das verspreche ich dir."
Die Worte waren einfach so aus ihm herausgesprudelt und Thrall erkannte, während er sie aussprach, dass sie stimmten. Er hatte gelebt und er hatte die Welt verändert - indem er sein Volk befreite, indem er die Dämonen bekämpfte, indem er den Orcs eine Heimat gab.
„Das verspreche ich", wiederholte er.
Durotans Gesicht entspannte sich und ein schwaches Lächeln glitt über seine Lippen. Thrall nahm das Baby und hielt es ihm sehr lange ans Herz.
***
Das Kind schlief schließlich. Thrall hielt es und schaukelte es durch die Nacht. Seine Gedanken und sein Herz drohten zu bersten.
Es war eine Sache, davon zu hören, wie seine Eltern dabei gestorben waren, ihn zu beschützen. Es war eine ganz andere, tatsächlich dabei gewesen zu sein. Als Säugling war er aufrichtig und innig geliebt worden, ohne dass er dafür etwas tun musste. Dieses Kind hatte keine Leistungen erbracht, hatte keine Leben gerettet, keine Schlachten gewonnen, keine
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