WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
selbst", äußerte er matt.
„Du bist noch nicht unser Aspekt, Arygos", entgegnete Kalec scharf. „Wenn du erwählt bist, dann hast du das letzte Wort. Bis dahin, ohne Anführer, wird die Mehrheit entscheiden."
Arygos wandte sich an Narygos. „Bring ihn her", sagte er.
Narygos nickte und schoss in den Himmel.
Als Arygos sich umwandte, runzelte er die Stirn. Kalecgos hatte Halbelfengestalt angenommen, so wie einige andere Drachen sich ebenfalls in Menschen oder Elfen verwandelt hatten, um weniger bedrohlich zu wirken. Das war ein Zeichen der Höflichkeit gegenüber ihrem Gast. Arygos folgte ihrem Beispiel nicht, sondern behielt seine Drachengestalt.
Kalecgos sah sich um. Die Kammer war kaum einladend für irgendjemand anderen als die blauen Drachen. Er konzentrierte sich und bewegte die Hände.
In einem Bereich der Höhle erschienen zwei Kohlepfannen. Dutzende Felle bedeckten nun den Boden mehrere Zentimeter hoch. Ein dichter Fellumhang war über den gebogenen Lehnsessel geworfen, der aus Mammutzähnen und Häuten gearbeitet war. Essen und Trinken standen auf einem kleinen Tisch: Fleischkeulen, Kaktusäpfel, Krüge voll mit schäumendem Bier. Tierköpfe und Waffen - Äxte, Schwerter und bösartig aussehende Dolche - hingen an den Steinwänden.
Kalec lächelte. Er war mehr an den Kontakt mit den Völkern der Allianz gewöhnt, aber er hatte einiges von der Welt gesehen und spürte, dass er eine recht komfortable Horden-Enklave im Herzen des Territoriums der blauen Drachen geschaffen hatte.
Kurz darauf kam ein Bronzedrache in Sicht, begleitet von vier blauen Drachen. Er flog niedrig, doch der Raum war weit genug - immerhin sollten hier Drachen Platz finden. Kalecgos erkannte sie. Es war Tick, einer der Drachen, die normalerweise den Eingang zu den Höhlen der Zeit bewachten. Es war ein Beweis für Thralls Wichtigkeit, dass ein Bronzedrache sogar bereit war, als Transportmittel zu dienen. Ihre Blicke trafen sich und Kalec nickte zustimmend. Tick landete anmutig und kauerte sich auf den Boden, damit der Orc von ihr absteigen konnte.
Kalec musterte den orcischen Gast scharf. Er trug eine normale braune Kutte und verneigte sich mit korrekter Höflichkeit vor dem versammelten Schwarm. Dennoch lag etwas in der Haltung seiner Schultern und die ruhige Aufmerksamkeit in seinen blauen Augen zeugte von seiner Vergangenheit als bedachter und mächtiger Anführer.
Kalec lächelte warm und öffnete den Mund.
„Ihr seid hier nur, weil zwei Aspekte Euch geschickt haben, Thrall", sprach Arygos, bevor Kalec etwas sagen konnte. „Ich schlage vor, Ihr sagt schnell, was Ihr wollt. Ihr seid nicht unter Freunden."
Der Orc lächelte. „Das habe ich auch nicht erwartet", erwiderte er. „Aber ich bin hier, weil ich an meine Mission glaube. Ich werde so schnell sprechen, wie ich kann, doch es könnte länger dauern, als Ihr denkt."
„Dann beginnt", befahl Arygos schroff.
Thrall atmete tief ein und erzählte den Drachen von Yseras Bitte, von den verwirrten Urtumen, davon, wie er sich in den Zeitwegen verloren hatte und wie er dadurch, dass er sich selbst gefunden hatte, Nozdormu entdeckt hatte. Trotz Arygos' schroffer Worte hörten alle gebannt zu. Es waren Drachen der Magie, des Intellekts. Wissen, selbst wenn es von einem Orc überbracht wurde, war Nahrung und Labsal für sie.
„Nozdormu glaubt, dass all diese Ereignisse - die Tragödien -, die die Drachenschwärme herausgefordert haben, miteinander zusammenhängen", schloss Thrall. „Er vermutet, dass der ewige Drachenschwarm dahintersteckt, und hat noch gewartet, weil er mehr Informationen sammeln wollte, bevor er zu Euch mit allem kommt, was er weiß. Er bat mich, die Lebensbinderin zu finden und sie mitzubringen, aber... sie hat einen großen Verlust erlitten und ist darüber zu erschüttert, um zu kommen. Deshalb brachte Tick mich allein hierher. Das ist alles, was ich weiß, doch wenn Ihr noch Fragen habt, werde ich antworten, so gut ich kann. Ich bin bereit, Euch zu helfen."
Kalec starrte den Orc an, er war bis ins Mark erschüttert. „Das sind alles... unglaubliche Neuigkeiten", sagte er und sah seine eigene Besorgnis gespiegelt auf den Gesichtern von vielen der anderen blauen Drachen.
Doch nicht auf allen.
Arygos und seine Gruppe schienen davon nicht berührt. „Bei allem Respekt für Ysera, so muss sie nach den vielen Jahrtausenden, die sie fast ausschließlich im Smaragdgrünen Traum verbracht hat, erst noch vieles richtig einordnen. Sie ist... verwirrt.
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