WoW 11 - Jenseits des Dunklen Portals
»Jeder Orc, der irgendwie kämpfen kann, muss sofort mit mir kommen!«
Geyah starrte ihn mit großen Augen an. »Bist du verrückt?«, platzte es aus ihr heraus. »Das hier ist das Dorf der
Kranken,
oder hast du das vergessen?« Sie beobachtete ihn, und ein listiges Grinsen lag auf ihren Lippen. »Nein, ich sehe, das hast du nicht. Oder würdest du diese Unterhaltung lieber in einer der Hütten fortsetzen?«
Als er unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat, leicht wankend, wurde ihr Grinsen breiter. »Wie ich es mir dachte. Du weißt, wer hier lebt.« Ihr Grinsen wurde düster. »Und jetzt willst du ihren Leiden ein weiteres hinzufügen und sie in deinen dummen Krieg hineinziehen? Warum sollten sie kämpfen? Warum sollte das irgendeiner von uns tun?« Sie sah ihn herausfordernd an. »Ihr habt die Welt der Menschen angegriffen – und das ist die Folge davon.«
Kargath spürte, wie sich seine Zähne fletschten, als die Wut die Angst zu übersteigen begann. »Wir gehören alle zur Horde«, erinnerte er sie. »Wir sind
ein
Volk, und wir überleben alle oder sterben gemeinsam.« Er musterte sie schärfer, dann änderte er die Taktik. »Ner'zhul sagt, dass er uns aus diesem Höllenloch herausbringen kann. Wenn er es zum Schwarzen Tempel schafft und die Allianz lange genug aufhält, kann er Portale in andere Welten öffnen. Du könntest eine eigene Welt für dich und deine Patienten haben.«
»Was stimmt denn mit dieser hier nicht?«, antwortete Geyah. Sie wies auf das Grün um sie herum. »Mir gefällt es hier.«
»Diese Welt stirbt.«
»Nur ein Teil davon«, erwiderte sie. »Der Teil, den ihr, du und deine dummen Hexenmeister, befleckt habt. Nagrand ist fruchtbar wie immer.« Sie wirkte selbstgefällig. »Es ist
mag'har...
unverdorben. Und so sind seine Bewohner. Sie haben vielleicht die roten Pocken, sterben vielleicht sogar daran. Aber wenigstens ist ihre pockenvernarbte Haut braun, und sie wurden nicht von der schwarzen Magie der Horde verdorben.«
»Es ist deine Pflicht!«, beharrte Kargath. »All deine Krieger müssen sofort mit mir kommen!«
Geyah lachte ihn aus. »Du willst sie?«, fragte sie. »Dann hol sie dir selbst. Zerre sie aus ihren Krankenbetten, und du kannst sie mit in deinen Krieg nehmen.«
Kargath schaute sie an, doch seine Wut war erwacht und überstrahlte alles, einschließlich der Angst. »Sie wirken aber nicht krank«, sagte er und schaute an ihr vorbei, wo viele der Orcs aus ihren Hütten getreten waren, um zuzusehen. Selbst aus der Entfernung konnte er erkennen, dass einige humpelten, andere sich krümmten oder gebeugt gingen. Aber alle schienen noch die richtige Zahl an Gliedmaßen zu haben. Und solange sie eine Keule tragen konnten, würde er sie nehmen.
Er ging auf das Dorf zu, als eine Gestalt aus der Hütte trat und auf ihn zukam. Es war ein junger Krieger, und beim Näherkommen erkannte Kargath, dass er groß und muskelbepackt war. Auch er taumelte, schwankte auf den Beinen. Seine braune Haut war bleich, abgesehen von den Stellen, wo bösartige rote Pusteln prangten. Aus vielen lief eine dünne, rote Flüssigkeit, die eher wie Tränen wirkte, nicht wie Blut.
Erschreckt erkannte Kargath den jungen Orc. Es war Garrosh Höllschrei, Groms Sohn!
»Was ist hier los?«, fragte Garrosh und schlurfte neben Geyah. »Was willst du hier? Geht es um die Horde?« Ein seltsamer Ausdruck lag auf seinem Gesicht. »Ist es mein...?« Ein fürchterlicher Schrei stieg aus seiner Kehle auf. Dann fiel er auf die Knie, erbrach Blut und Galle. Beides lief sein Kinn hinab und tropfte in das Gras darunter.
»Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich nicht überanstrengen«, knurrte Geyah und stützte ihn. Sie schien kein Problem damit zu haben, ihn zu berühren. »Du hast immer noch die Pocken, und dir geht es nicht annähernd so gut, dass du die Hütte verlassen kannst!« Dann sah sie zu Kargath, ein böses Lächeln auf den Lippen. »Willst du, dass er mit dir in die Schlacht zieht? Sind das die Krieger, die du hier zu finden hoffst?«
Kargath war zurückgesprungen, als Garrosh Blut zu spucken begann, und er wich weiter zurück. »Nein. Das sind keine Krieger.« Enttäuschung und Verzweiflung vergifteten seine Worte. »Sie sind nicht einmal mehr Orcs... sie sind völlig nutzlos.« Er blickte zu Geyah, zu Garrosh und den anderen Dorfbewohnern. »Ihr armseligen Schwächlinge!«, knurrte er und erhob seine Stimme, so gut er konnte. »Tut der Horde einen Gefallen und sterbt in euren Behausungen! Wenn
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