WoW 12 - Die Nacht des Drachen
lassen wir sie nicht einfach...«
Augenblicklich schlug ihm Dargo mit dem Handrücken über den Mund. Er schaute ihn an. »Was ist denn in dich gefahren, du Sohn einer Seekuh?«
Der andere Räuber blinzelte. »Keine Ahnung...« Er schaute die große Frau schockiert an. »Sie hat irgendwas mit mir gemacht!«
Dargo fletschte die Zähne und wandte sich an die Frau. »Verdammte Magierin! Das war der Letzte deiner Tricks!«
»Das ist nicht mein Beruf, erklärte sie, doch weder Dargo noch sein Freund hörten ihr länger zu. Die Seeräuber rannten auf sie zu und versuchten, mit Schnelligkeit weiteren Zaubern zu entgehen. Dem gesunden Menschenverstand nach hätten sie vor der Magierin fliehen müssen, aber davon schienen die Räuber nicht viel zu besitzen.
Eine Hand – eine hellblaue Hand, die teilweise von kupferfarbenen Linien überzogen war – schoss aus dem linken Ärmel hervor. Die Frau murmelte ein Gebet für ihre Feinde in ihrer wunderbaren Muttersprache, die sie schon zu lange nicht mehr von anderen gehört hatte.
Der Angriff des Anführers war vorhersehbar. Er stieß mit der Klinge in Richtung ihrer Brust.
Sie wich dem plumpen Versuch mit Leichtigkeit aus, ohne dass sie sich von der Stelle gerührt hätte. Als er nach vorne fiel, berührte sie ihn am Arm und benutzte sein Bewegungsmoment, um ihn an sich vorbeizuschleudern, sodass er auf das harte Holz des Docks krachte.
Währenddessen zog sein Kamerad das Entermesser und hieb damit auf ihren ausgestreckten Arm ein. Die Fremde zog ihren Arm elegant aus der Gefahrenzone, dann traf sie den Mann am Bauch mit etwas, das kein Fuß war, sondern ein großer und sehr starker
Huf.
Wie von einem wilden Tauren getroffen, prallte der zweite Räuber gegen den dritten, der stämmiger war und eine krumme Nase hatte. Die beiden stießen zusammen und gingen in einem Durcheinander von Armen und Beinen zu Boden.
Sie wirbelte herum. Dabei deutete lediglich die Bewegung der Zöpfe, die hinter ihren Ohren entsprangen und ihre schlanken, aber schönen Gesichtszüge entlangliefen, auf ihre Gemütsverfassung hin. Sie packte Dargo am Handgelenk, als der sich erneut vom Dock näherte, und drehte ihm den Arm um.
Der Räuber heulte vor Schmerz, als seine Schulter knackte. Weil er sowieso schon zu Boden stürzte, war es ein Leichtes für sie, dafür zu sorgen, dass er mit dem Gesicht nach unten vor ihre Füße fiel.
Auf der Kiste gluckste Flunkerblick. »Ha! Die Frauen der Draenei sind wirklich eine hartgesottene Kundschaft, nicht wahr? Hart und schön!«
Sie sah den Goblin an, spürte aber keinerlei Boshaftigkeit in seinen Worten. Bei seinem Beruf war es nicht völlig überraschend, dass er offensichtlich schon von ihrem Volk gehört hatte. Momentan klang er ehrlich neugierig – neugierig und amüsiert.
Der Hafenmeister war während des Kampfes neutral geblieben. Sie konnte das verstehen, auch wenn es ihr anders lieber gewesen wäre. Die Draenei wollten ihre Aktivitäten geheim halten. Sie war nicht dort, wo jemand wie sie hätte sein sollen.
Aber ihr Eid und ihr Auftrag verlangten es von ihr.
Sie beugte sich zu Dargo vor und flüsterte: »Der Knochen ist nicht gebrochen.«
Der schmerzgeplagte Räuber schien diese Geste nicht zu würdigen. Sie hatte sich bemüht, ihre Gegner so wenig wie möglich zu verletzen, egal, wie schlecht sie auch sein mochten. Unglücklicherweise hatten diese drei eine kurze Demonstration ihrer Künste verlangt. Doch immerhin stand das Trio ihren Ratschlägen nun wohl aufgeschlossener gegenüber... und ihren Fähigkeiten.
Mit ausgeglichener Stimme sagte die Draenei: »Es wäre das Beste, wenn ihr alle geht und das hier vergesst.«
Ihre Fähigkeiten verliehen ihren Worten zusätzliches Gewicht. Dargo und seine Kameraden kamen auf die Beine und rannten davon, als wären sie Hunde, denen man die Schwänze angezündet hatte. Sie ließen sogar ihre Waffen zurück.
Die Draenei wandte sich erneut an Flunkerblick. Der Goblin nickte. »Ich kann unter der Robe nur wenig erkennen, aber Ihr wirkt wie eine Priesterin...«
»Das ist mein Beruf.«
Flunkerblick grinste. »Priester, Magier, Monster, Mensch – das ist mir alles egal, solange ich bezahlt werde. Dieses rote Boot hier...«, er wies mit einem gichtigen Finger darauf, »... ist ein gutes Boot, wenn Ihr das Geld dafür habt.«
»Das habe ich.« Der Beutel erschien aus den Tiefen ihres Ärmels. »Wenn ich mich darauf verlassen kann, dass es auch seetüchtig ist.«
»Natürlich... aber nicht mit mir
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