WoW 12 - Die Nacht des Drachen
darin. Wenn Ihr eine Mannschaft braucht, hättet Ihr Euch an das jämmerliche Trio halten sollen, hehe!«
Sie zuckte mit den Achseln. »Ich brauche nur ein funktionstüchtiges Boot. Um den Rest kümmere ich mich dann schon, wenn es mir so vorbestimmt ist.«
Die Draenei warf ihm den Beutel zu, den Flunkerblick sofort öffnete. Der Goblin schüttete die Münzen aus, und seine Augen leuchteten hell vor Zufriedenheit.
»Das reicht... gerade so«, sagte er mit einem breiten Grinsen.
Ohne ein weiteres Wort begab sich die Priesterin zu dem Boot. An den Flanken war es aufgrund der Algen eher grün als rot, und das Holz war abgenutzt. Doch der massive Rumpf war immer noch äußerst robust. Ein starker Mast mit einer Kombination aus Haupt- und Vordersegel garantierte dem fünfzehn Meter langen Schiff eine gute Angriffsfläche für den Wind, der es antrieb.
Sie kletterte an Bord und fand zusätzlich zwei kümmerliche Notpaddel, die von Haken im Bootsrumpf gehalten wurden.
Flunkerblick erwartete offenbar, dass sie sich noch nach Nahrungsmitteln erkundigte. Doch sie war ganz gegen ihre sonstige Natur ungeduldig und wollte keine Zeit darauf vergeuden, um etwas zu feilschen, das sie wahrscheinlich gar nicht brauchen würde. Es war schon schlimm genug, dass sie fruchtlose Wochen verschwendet hatte, einer falschen Spur zu folgen. Außerdem trug sie Verpflegung bei sich, die für die Reise reichen würde.
Der Hafenmeister lachte erneut, und obwohl sie ihn nicht mehr ansah, wusste die Draenei, dass er sich fragte, was sie wohl als Nächstes tun würde. Für Flunkerblick bot die Fremde eine willkommene Abwechslung in dieser Nacht.
Sie fragte sich, ob er wohl enttäuscht sein würde, wenn er sah, was sie machte. Sie streckte eine Hand aus... und begann damit, die Seile und Segel für die Abfahrt vorzubereiten. Wie jemand, der mit der Seefahrt vertraut war. Auch wenn kein Goblin dieses Meer kannte.
Als sie fertig war, sprang die Draenei aus dem Boot. Sie schätzte Masse und Gewicht des Bootes, packte zu und begann zu schieben.
Flunkerblick keuchte vor Überraschung. Man hätte zwei oder drei kräftige Männer gebraucht, um das Boot loszubekommen. Glücklicherweise hatte die Priesterin nicht auf rohe Gewalt gesetzt, sondern fand durch ihr Gespür den optimalen Druckpunkt. Das Boot glitt vollständig ins Wasser.
Die Draenei sprang an Bord und dankte im Stillen ihren Lehrern.
»Die See ist heutzutage nicht sicherer als das Land. Denkt immer daran.« Mit einem weiteren Glucksen fügte er hinzu: »Und genießt die Reise!«
Sie brauchte die Ermahnungen des Hafenmeisters nicht. Während der letzten Wochen war die Priesterin mit mehr als genug Bösem konfrontiert worden, das die Welt verschlingen wollte. Sie hätte bei ihrer Jagd sogar um ein Haar das Leben verloren. Nur durch die Gnade der
Naaru
hatte sie dem Tod ein Schnippchen schlagen können.
Aber als Ratschet, und damit auch Kalimdor, hinter ihr in der Dunkelheit rasch zurückblieb, ahnte sie, dass sie bislang nur einen winzigen Vorgeschmack auf das bekommen hatte, was ihr an Gefahren noch bevorstand. Seit die Priesterin wusste, dass sie der
richtigen
Fährte folgte, war klar: Die Verfolgten würden irgendwann merken, dass sie ihnen auf den Fersen war. Und dann würden sie alles in ihrer Macht Stehende unternehmen, um sie zu töten.
So muss es sein...,
dachte die Draenei. Immerhin hatte sie sich aus ganz und gar freien Stücken auf diese Mission begeben.
Und alle, die sie kannten, hatten sie deshalb für völlig verrückt erklärt...
KAPITEL DREI
»Sie sind weg!«, keuchte der Blutelf. »Sie sind weg!«
Die in schwarz gekleidete Frau betrachtete ihn durch ihren Schleier. Obwohl er ein paar Zentimeter größer war als sie, schien es doch, als würde er zu ihr aufsehen, nicht umgekehrt.
Er war es auch, der seinen Zorn unter ihrem furchterregenden Blick rasch wieder zügelte.
»Eine offensichtliche Tatsache, Zendarin, genauso wie die, dass wir uns darum keine Sorgen machen müssen. Das Schicksal dieser Lieblinge ist bereits besiegelt, das weißt du doch genau.«
»Aber wir hätten noch so viel erfahren können, so viel mit ihrer Hilfe erforschen! So viel von der Magie lernen, die niemand sonst kennt...«
Die Gier in den leuchtenden Augen bei der Erwähnung der Magie ließ seine Begleiterin verächtlich lächeln. »Das ist doch gar nichts, Blutelf.« Sie strich sanft über den Schleier, der ihre verbrannte Gesichtshälfte bedeckte. »Eine Bagatelle verglichen
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