WoW 12 - Die Nacht des Drachen
gab Kräfte auf Azeroth, die mächtiger waren als alle Zauberer von Dalaran und seine Leute zusammen.
Sie lächelte nur, dieses Mal aber kühl überlegend. »Ja... jemand wird das ganz sicher untersuchen... jemand wird ganz sicher...«
Bevor er etwas erwidern konnte, erreichten die beiden die obere Ebene der großen Höhle, in der ihr riesiger Gefangener, der Mittelpunkt ihrer Anstrengungen, immer noch gegen die magischen Fesseln ankämpfte. Die Skardyns mühten sich eifrig, den glänzenden Riesen im Zaum zu halten, überprüften jeden Strang, der den Netherdrachen festhielt, und justierten weitere weiße Kristalle, die ihre Herrin für den nächsten Versuch angeordnet hatte.
»Dreckige Kreaturen«, murmelte Zendarin. Ein Blutelf war immer noch ein Elf, rein ästhetisch gesehen. Er rümpfte seine lange Nase, als eine der vermummten Gestalten zu seiner Herrin lief und ihr einen kleinen Würfel übergab, der an jeder Seite mit himmelblauen Streifen überzogen war.
»Folgsame Kreaturen«, korrigierte sie ihn und entließ den Skardyn. Als die zwergenähnliche Gestalt zu ihren Kameraden zurückeilte, reichte die Frau Zendarin den Würfel. »Siehst du? Genauso, wie ich ihn brauche.«
Seine Abneigung wich seiner neuerlichen Gier. Zendarins Augen leuchteten in wildem Grün. »Dann geht es nur um das Ei?«
»Tut es das nicht immer? Aah... hier bringen sie es mir...«
Vier Skardyns erschienen. Die schuppigen Zwerge grunzten vor Anstrengung, als sie das große ovale Ei anhoben... ein Ei von gut neunzig Zentimetern Länge. Es war dick, grau und mit einer glitschigen, öligen Substanz bedeckt, die auf die Träger tropfte. Es stand außer Frage, was für ein Ei es war.
Ein Drachenei.
»Sie sollten sich beeilen!«, drängte Zendarin, der sich der Zerbrechlichkeit bewusst war, egal, wie dick die Schale auch sein mochte. »Das Ei wird nicht lange frisch bleiben.«
Seine Begleiterin ging zur unteren Höhlenebene. Dabei war ihr Mangel an Sorge offensichtlich. Doch keines ihrer Ziele würde erreichbar sein, wenn dieses Ei nicht augenblicklich durch dunkle Magie konserviert wurde.
Ihre
Fähigkeiten erstaunten ihn nicht zum ersten Mal. Ihn, der bereits so viele Jahrhunderte lebte und so vieles erreicht hatte.
Er gesellte sich zu ihr, als die Skardyns das Ei gerade auf eine steinerne Plattform legten, die sich direkt vor dem gefesselten Netherdrachen befand. Der gefangene Riese gab ein gedämpftes Knurren von sich, sehr zur Erheiterung der Frau in Schwarz.
»Nur die Ruhe...«, gurrte sie, als spräche sie zu einem Kind.
Von ihrer Last befreit, zogen sich die Skardyns zurück. Die Plattform glich einem Altar, dessen oberer Teil wie eine Platte geformt war. Sie bestand aus ebenholzdurchzogenem Granit, das auf den runden Sockel passte. Die vier Beine ragten zur Platte hinauf und wirkten, als würde ein Drache auf den Hinterläufen stehen. Zendarin wusste nicht, woher die Herrin die Platte ursprünglich hatte. Doch er spürte deren unglaubliches Alter und die zahlreichen Zauber, die damit gewirkt worden waren. Ein wenig magische Energie durchströmte die steinerne Struktur und quälte den Blutelf. Die Plattform war während der Zeit ihrer langen Existenz oft benutzt worden. Besonders Zauber, die das Leben von Unschuldigen forderten, waren gewirkt worden, wovon die roten Flecken zeugten.
Auch er hatte andere opfern müssen. Doch das störte Zendarin nicht im Geringsten. Trotz allem fand er seine Taten nicht schrecklich. Sie waren sicherlich ehrgeizig. Auch notwendig. Aber nicht schrecklich. Wie so viele andere seiner Art wurde er von dem Hunger, dem Verlangen nach Magie getrieben... und das um jeden Preis. Alles, was er tat, war nötig, um sein Ziel zu erreichen.
Dass noch viele weitere Lebewesen dabei sterben würden, konnte er nicht ändern... und es war ihm auch egal. Es waren schließlich nur Zwerge, Menschen und einige andere niedere Kreaturen.
Die Frau in Schwarz untersuchte das Ei einige Sekunden lang, als könnte sie durch die dicke Schale sehen. Sie legte den himmelblauen Würfel vor das Ei. Während sie den gefangenen Drachen anlächelte, fuhr sie mit den Fingern über die schützende Schicht.
Das Myatis verschwand zischend.
»Komm her, werter Zendarin...«
Er trat an ihre Seite und rief seine Magie, damit sie sich mit ihrer mischte. Seine Eigenschaften als Blutelf machten ihn so wertvoll für sie und verhalfen ihm zu ein wenig Freiraum. Er verschaffte seiner Herrin eine magische Einzigartigkeit. Die basierte auf
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