WoW 12 - Die Nacht des Drachen
mit dem, was ich schließlich erreichen werde.«
Er beugte sich ihrer Weisheit und ihrem finsteren Ruhm, fügte aber hinzu: »Was
wir
schließlich erreichen werden, Milady.«
»Ja... was wir erreichen werden, mein ehrgeiziger Magier.« Die Frau in Schwarz wandte sich ohne ein weiteres Wort ab.
Die beiden standen an einem der oberen Eingänge zu den Höhlen, die Grim Batol durchzogen. Obwohl sie hoch über dem Fuß der Berge lag, bot diese Öffnung einen besseren Zugang als die tiefer gelegenen Tunnel – vorausgesetzt, man war darin willkommen. Jeden Unbefugten erwartete eine Strecke voller Fallen und Wächter, die von Zendarins Magie geschützt wurden.
Und wehe den Eindringlingen, die selbst Magier waren...
Der Blutelf warf einen letzten Blick auf die Landschaft um Grim Batol herum. Die Berge waren von trostlosem Gelände umgeben. Das Sumpfland war seit den Zeiten der Gefangenschaft der roten Drachen mit Macht zurückgekehrt. Doch das üppige Land schien wenig idyllisch. Denn es beherbergte viele natürliche und unnatürliche Gefahren, die als ein exzellenter Puffer gegen die meisten Eindringlinge dienten. Sechsbeinige Krokilisken jagten im Wasser, und mehrere Gnollstämme – die sich allesamt vor Zendarin und der Frau fürchteten – hielten ebenfalls nach den Narren Ausschau, die sich zu nahe heranwagten. Zu den schrecklicheren Wächtern gehörten riesige Brühschlammer, schleimige Gegner, die jedes Tier, das sich ihnen näherte, absorbierten. Und in den trockeneren Ländern im Nordwesten lebten Raptoren, die jede Art von frischem Fleisch jagten.
So voller Leben und doch so tödlich,
dachte Zendarin. Es war ein langer Weg von seiner wundervollen bewaldeten Heimat nach Grim Batol gewesen. In diese Heimat würde er zurückkehren, wenn er erst all seine Ziele erreicht hatte.
Er unterdrückte einen Fluch wegen all der Strapazen, die er für seine Künste erleiden musste, und folgte der verschleierten Frau. Er und die Drakoniden hatten die Nacht damit verbracht, eine dermaßen wertvolle Beute zu jagen, dass er die Zwerge in ihre Erdlöcher hatte entkommen lassen, in die sie wie ängstliche Kaninchen geflohen waren. Und das, obwohl er seiner Herrin geschworen hatte, diese Pest ein und für alle Mal auszulöschen. Die Zwerge waren in letzter Zeit sehr lästig geworden. Und obwohl sie sich beide einig darüber waren, dass die kleinen Kämpfer keine Gefahr für ihre Experimente darstellten, konnten sie sie immerhin behindern und
verlangsamen.
Deshalb hatte er diesen Plan erarbeitet, diesen perfekten Plan.
Doch Zendarin hatte nicht damit rechnen können, dass zwei seiner Experimente sich gerade diesen Moment aussuchen würden, um aus Grim Batol zu fliehen.
»Wie konnte das passieren? Wie konnte das passieren?«, fragte er und vermochte sich nur mit Mühe zu beherrschen – obwohl er wusste, wozu die Frau in Schwarz fähig war, wenn sie wütend wurde. Sie hatte bereits zwei äußerst fähige Helfer für geringere Vergehen getötet. Und auch wenn sie ihn wegen seiner Fähigkeiten dringend benötigte, wusste er doch, dass er vorsichtig sein musste. Zendarins Begleiterin war verrückt – aber auch
brillant.
»Die Drachenbrut, die auf sie aufpassen sollte, war achtlos. Man hatte ihnen gesagt, dass die beiden eventuell immun gegen die Fesselzauber sind. Deshalb sollten die Wachen mich beim geringsten Anzeichen benachrichtigen. Diese Narren waren sich nicht bewusst, wie groß die Gefahr war.«
Der Blutelf verfluchte die Wachen. Die Drachenbrut war hoch effektiv darin, ein Massaker zu verüben und Befehle zu befolgen. Aber sie war nicht annähernd so talentiert und schlau wie Drakoniden.
Doch das hätte eigentlich egal sein müssen. Die Drachenbrut hatte schon weit schwierigere Aufgaben erfüllt, als einfach nur Wache zu halten. Er konnte nicht glauben, dass sie einen derartigen Fehler begangen hatten. »Ich werde ihnen ihre schwarzen Herzen herausreißen!«
»Darum musst du dich nicht kümmern. Es war nach der Flucht nicht mehr viel von ihnen übrig. Die Kinder haben das erledigt.« Sie schnalzte mit der Zunge und strich erneut über den Schleier, während sie wie eine Königin durch die Höhle flanierte. »Außerdem könnte sich das zu einem interessanten Test entwickeln.«
»Test? Milady, sie werden ein Chaos anrichten, und jemand Mächtiges wird das untersuchen. Vielleicht jemand aus Dalaran – oder jemand noch Gefährlicheres!« Zendarin konnte sich gut vorstellen, was dieses »Gefährlichere« sein mochte. Es
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