WoW 12 - Die Nacht des Drachen
sehen konnte.
»Dann habe ich mich nicht verändert?«, spottete sie. »Eine Frau wünscht sich, dass sie ihre Schönheit auch nach so langer Zeit behalten hat.«
»Du könntest dich niemals ändern... all das Böse, das du verkörperst... Sintharia.«
»Sintharia...
schon lange hat mich keiner mehr so genannt. In dieser Gestalt bevorzuge ich den Namen...
Sinestra...
weil er nichts mit meinen geliebten, verstorbenen Gefährten zu tun hat.« Der weibliche Drache beugte sich über ihn. »Wie lange ist es her, mein lieber Korialstrasz? Fünfhundert Jahre? Tausend? Wie lange, seit wir die Gesellschaft des anderen genossen haben?«
Er verbarg seine Feindseligkeit nicht. »Fünfhundert oder fünftausend Jahre sind nicht genug Zeit, bevor ich dich freiwillig wieder ansehe, Sintharia! Die Spuren deines geliebten Neltharion sind nie verheilt, oder? Sie brennen noch von eurem letzten Treffen.«
Sintharia war mehr als nur ein schwarzer Drache. Sie war Todesschwinges erste Gefährtin gewesen, die Mutter der meisten ihrer Art. Onyxia und Nefarian hatten ihre Boshaftigkeit nicht nur von dem verrückten Erdwärter allein geerbt. Sintharia war auch die Partnerin seiner zahlreichen Pläne gewesen.
Doch auch sie hätte eigentlich tot sein sollen. Krasus erinnerte sich sehr gut daran. Es war eher tausend Jahre her als fünfhundert. Auch damals schon hatte Todesschwinges Ableben eine wichtige Rolle gespielt. Sintharia war noch sehr lebendig gewesen. Sie hatte sich bemüht, einen ansteckenden Zauber unter den Magiern von Dalaran zu verbreiten, der die Kraft der Infizierten effektiv zum Erliegen brachte. Krasus hatte diesen Plan vereitelt. Dabei hatte er angenommen, dass Sintharia gestorben war, als sich ihre eigene Magie gegen sie wandte.
Aber wie immer,
dachte der Magier bitter,
erweist sich Neltharions Familie sogar schlauer als der Tod...
Das grausige Aussehen konnte sie sich aber nicht bei diesem Zwischenfall zugezogen haben. Und auch bei keiner anderen Untat, an der Sintharia beteiligt gewesen war. Wie Krasus bereits erkannt hatte, gingen ihre schrecklichen Verbrennungen auf die Paarung mit dem veränderten Erdwärter zurück. Als die dunkle Magie und der noch schwärzere Wahnsinn Neltharion übernommen hatten, verwandelte er sich auch physisch. Sein Körper hatte ununterbrochen dermaßen heiß gelodert, dass sogar seine Artgenossen seine Nähe oder gar seine Berührung nicht ertragen konnten.
Sintharia war die Einzige seiner Gespielinnen gewesen, von der man wusste, dass sie diese Paarungen überlebt hatte. Und das, obwohl ihre bösen Verbrennungen auch nach all den Jahrhunderten immer noch schwelten. Vielleicht hatten die sie ja auch ebenso wie ihren Herrn in den Wahnsinn getrieben. Krasus konnte sich nicht vorstellen, welche Qualen sie durchlebt haben musste.
Doch auch wenn er ihr deswegen einige Sympathie entgegenbrachte, so konnte der Drachenmagier doch unmöglich ihre Taten ignorieren.
»Du kannst dir den Schmerz nicht vorstellen, das Brennen, das unablässige Brennen«, antwortete sie. Krasus beobachtete, wie sie mit einer ebenfalls schlimm verbrannten Hand das Gesicht berührte. »Es brennt immer noch...«
»Und dennoch willst du immer noch den wahnsinnigen Traum verwirklichen und die Welt von allem Leben säubern, mit Ausnahme der Drachen, die ihm ergeben sind? Oder besser: Drachen, die nur
dir
ergeben sind? Bist du jetzt der neue Gott von Azeroth – oder sollte ich Göttin sagen? Sintharia, Herrin des neuen schwarzen Schwarms...«
Sie schaute ihn geringschätzig an. Doch diese Gefühlsregung galt nicht ihm. »Du nennst mich gefälligst Sinestra, nicht Sintharia! Ich habe mich dieser Vergangenheit entledigt. Kein schwarzer Schwarm wird über Azeroth herrschen. Der schwarze Schwarm ist tot. Und niemanden belastet das weniger als mich, Korialstrasz. Ich halte nichts davon in Ehren, am wenigsten die Erinnerung an meinen verstorbenen Herrn oder an unsere Kinder! Sie sind mir ein Gräuel – Onyxia, Nefarian oder jeder andere, der es geschafft hat, seine närrischen Pläne zu überleben!« Sintharia – oder
Sinestra,
korrigierte sich Krasus – trennte die beiden Identitäten voneinander, wie Krasus es ebenfalls tat. »Was geht mich der schwarze Schwarm an... wenn ich einen erheblich
würdigeren
Schwarm erschaffen kann? Eine neue Rasse von Drachen, die wirklich zu
Göttern
aufsteigen können.«
Krasus wartete, bevor er antwortete. Als er sprach, war seine Stimme von Sarkasmus durchtränkt. »Ja – Sinestra –
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